Hinter Gittern

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Der Polizist überließ mich seiner Helferin, oder wer auch immer sie war, und diese brachte mich in ein Polizeiauto. "Ist das wirklich nötig?" fragte ich sie, als sie mir Handschellen anlegte. "Man kann ja nie wissen..." antwortete sie schadenfroh. Diese Frau war echt zum Kotzen! Mit einem Ruck startete sie den Wagen und fuhr los. Oh Gott! Die meinten das ernst, sie wird mich in den Knast stecken! bemerkte ich panisch. NEIN! Erst jetzt wurde mir richtig klar, was das bedeutete: Ich würde mit Mördern und Verbrechern unter einem Dach leben. Ich würde nicht mehr mal eben, den Raum verlassen...Ich würde eingesperrt werden. Und das nur, weil ich diese dämliche Organisation, für irgendetwas decken musste, von dem ich noch nicht mal wusste was es war. "Ihr seid mir eine Erklärung schuldig, Jungs." murmelte ich und sah durch die Gitter, die mich von der Fahrerkabine trennten zu der Polizistin. Sie hatte große Segelohren, blondes Haar und blasse Haut, sie sah total durchschnittlich und harmlos aus, aber ich wusste, dass sie eine ziemliche Zicke sein konnte. Was dachte sie wohl von mir? Das ich eine kleine, rebellische Teenie- Göre war? Von wegen...sie war gerade mal ein Jaahr älter als ich. Vermutlich hielt sie sich selbst für die Retterin der Welt und mich für das dumme, unreife Mädchen, dass in krumme Dinge hineingeraten war. Wenn sie so dachte, dann hatte sie sogar zum Teil recht. Ich war in krumme Dinge hineingeraten. 

20 Minuten später, fuhr sie an ein großes, eisernes Tor ran. Dahinter lag ein Gebäude aus rotem Backstein und vergitterten Fenstern. Ich sah daran hoch. "Was ist das für ein Gefängniss?" wollte ich wissen "Greyhound- Jungendgefängniss." antwortete sie knapp und fuhr durch die nun offenstehenden Tore. Irgendwie ist das übertrieben, wieso komme ich direkt in ein richtiges Gefängniss? Okay Jugendknast, aber trotzdem. Ich bin doch unschuldig...

Ich wurde 'ausgeladen' und ins Innere 'verfrachtet', anders konnte man das nicht nennen. Die Leute behandelten mich wie eine Ware. "Armstrong?" Ein Nicken und ich wurde in einen Raum geschubst. Die Jugendlichen darin waren allesamt mindestens einen Kopf größer als ich, breiter, kräftiger und sahen ziemlich aggressiv aus oder auch einfach nur ziemlich am Ende. Alle starrten mich an. "Alles klar?" begrüßte ich die Anderen und pustete mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie wandten sich einfach ab und machten weiter, wo ich sie unterbrochen hatte. "Hey ich bin Clay." hörte ich eine raue Mädchenstimme hinter mir sagen. Clay? War das nicht ein Jungenname? Egal. "Mary." stellte ich mich vor. Das Mädchen hatte schwarze Haare und braune Augen, sie war wahrscheinlich hübsch, aber dieser merkwürdige, aggressive Psychoblick und die Art wie sie ihr Kaugummi kaute, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. "Was macht eine wie du hier?" fragte sie direkt. Ich hob eine Braue "Frag die Bullen." Ich bemühte mich, wie eine dieser krimillen 'Ich-sche*ß-auf-alles' Teenager aus dem Fernsehen aufzuführen, da ich das in dieser Situation irgendwie passend fand. "Lass den Sch*iß, Püppchen. Wir finden das nicht lustig, wenn du uns etwas versucht vorzuspielen."  erwiderte Clay wütend. Okay, das nenne ich einen Treffer ins Fettnäppchen. "Wie gesagt, Clay." versuchte ich mich aus der peinlichen Situation zu retten und spukte ihr die Worte dabei praktisch ins Gesicht "Ich hab keine Ahnung, was ich hier mache." Sie zuckte mit den Schultern und bließ ihr Kaugummi auf "Wenn du meinst. Wir würden uns um deine Geschichte reißen, dann hat es sich geschnitten. Wir interessieren uns nur dafür, was son' Grünkohl wie du hier sucht." Dann wandte sie sich einfachso ab und verschwand wieder. Auch okay, lass mich besser in Ruhe. 

Hier in diesem Gebäude gab es absolut gar nichts mit dem man sich beschäftigen konnte, also lief ich in die hinterste Ecke und ließ mich auf dem Boden sinken. Ich stellte meine Beine etwas auseinander und lehnte meinen Kopf auf die Knie, sodass ich auf den schmutzigen Betonboden sehen konnte. Eine Weile saß ich so da und dachte einfach nach. Über mein Leben früher und über mein Leben heute. Früher war ich bis auf die Tatsache, dass ich hin und wieder einen Ausflug aufs Hausdach unternommen hatte ziemlich normal gewesen, und natürlich die Sache mit meinem totgedachten Bruder. Seit ich Zayn getroffen hatte, hatte sich jedoch alles geändert, auf einmal wurde ich wichtig. Ständig wurde ich von irgendwem beschützt, versteckt oder entführt. Ich musste bei diesen Kriminellen leben und lernen mich gegen sie zu verteidigen. Das einzig gute daran war, dass ich wahre Freunde gefunden hatte, Leute auf die ich mich verlassen konnte, und Zayn...wenn ich an ihn dachte bekam ich Herzrasen. Er war einfach so...Zayn. Misteriös, gefährlich und süß in einem. Harte Schale, weicher Kern, würde ich sagen. Ich liebte und vermisste ihn. Genau wie meinen wiedergefundenen Bruder, Nate/ Louis. "Hey Mary, steh auf Die sehen dich an als ob du ihr Frühstück wärst." Ich blickte hoch. "Liam!?" fragte ich ungläubig, "Was machst du denn hier?" Liam. Erinnerungen stiegen in mir hoch. Seine wütenden Blicke, sein Verlangen danach mich umzubringen. Warum half er mir auf einmal? Liam vergrub die Hände in seiner Jeans und blickte zur Seite " Das ist eine lange Geschichte.Hör zu, es tut mir alles ziemlich Leid. Ich hab dich unterschätzt, aber wie es scheint, hast du uns doch noch was gebracht." fing er an. "Wie meinst du das?" Er sprach in Rätseln. Wobei sollte ich ihnen geholfen haben? "Na ja, du hast uns nicht verpetzt. Du hast den Rand gehalten, obwohl du unschuldig bist. Nur um uns zu schützen und du hast dich mit Chase angelegt." Beim letzten Teil des Satzes grinste er. Irgendwie schmeichelte mir das und ich musste auch lächeln. "Du bist echt ein tolles Mädchen. Zayn hat dich verdient." Mein Lächeln wurde noch breiter "Danke." Aus irgendeinem Grund war das genau das, was ich gerade gebraucht hatte. "Aber jetzt einmal im Ernst, was machst du hier und woher weißt du was ich getan habe?" Sein Lächeln wurde zu Eis. "Du weißt ja, dass ich Zayn und dich verraten habe?" Ich nickte, ich war gerade milde und deshalb beschloss ich ihm auch das zu verzeihen "Wir alle machen Fehler.", "Zayn hat das leider nicht so locker gesehen. Er war ziemlich sauer und wir haben uns heftig gestritten und dann...jedenfalls bin ich aus demselben Grund hier wie du." Mittlerweile war ich schlauer und wusste, dass genaueres Fragen bezuglich des "Dann..." nicht helfen würde, also ließ ich es einfach bleiben. Es gab im Moment wichtigeres zu tun. "Und woher weißt du weshalb ich hier bin und generell was ich getan habe?"  erkundigte ich mich stattdessen. Jetzt lächelte er wieder "Die Kids hier sind ziemlich schlau. Die haben ein Walkie-Talkie in ein Abhörgerät umgewandelt und damit hören wir den Polizeifunk ab. Den Rest habe ich mir selbst zusammengereimt." Plötzlich wurden wir unterbrochen

"Leute, kommt schnell!" Das war eindeutig an mich und Liam gerichtet, wir blickten uns gegenseitig an und rannten zu einem glatzköpfigen Kerl mit Tatoos hinüber. Er hielt uns ein Walkie-Talkie hin. "Was ist los, Drew?" wollte Liam wissen. "Einer von den Jungs, die sie mit ihr im Stadion gefasst haben, ist entkommen." erklärte er und sah mich dabei an. "Wer?" kam es von mir, "Keine Ahnung irgend so ein Malik" entgegnete er. 

Bradford-Badboy *-*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt