Catch me if you can

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Es gibt Momente im Leben, da würde man einfach mal gerne die Zeit zurückspulen. Manchmal wünscht man sich man hätte Jahre vorher seine große Liebe angesprochen oder zwei Wochen vorher gründlich für die Klausur gelernt. Im Vergleich dazu waren die paar Minuten, die ich vom Schicksal fordert doch kein Ding, oder? 

Zusammengekauert saß ich auf der Rückbank des Polizeiautos und blickte durch das Gitter, das mich von den Fahrern trennte auf die Straße. Wo brachten sie mich hin? Wo brachten sie Niall und Zayn hin? Und hatten sie auch Liam mitgenommen? Beim Gedanken an Liam, musste ich unwillkürlich an mein letztes Mal hinter Gittern denken. Damals waren wir zusammen geflohen, das war in meinem ganzen Leben die erste illegale Handlung gewesen, obwohl ich da schon im Gefängniss festsaß. Aber ich war unschuldig. Wenn ich heute jedoch die Zelle betreten würde, würde ich schuldig sein. Illegale Einwanderung und Flucht aus einem Gefängniss. Ich war eine gesuchte Person. Trotzdem. Auf Zayn und Niall wartete viel schlimmeres. Sie hatten mir zwar immer noch nicht viel erzählt. Aber ich konnte mir das ein oder andere zusammenreimen und daraus schloss ich, dass sie hinter mehr als einem Mord steckten. Das war hier in den USA beinahe mit der Todesstrafe gleichzusetzen. 

Nervös drehte ich mich nach hinten um und versuchte ein anderes Polizeiauto zu erkennen. Doch auf der Straße gab es nur Taxis und private PKW's. "Wo bringen sie meine Freunde hin?" fragte ich den schmallippigen Polizisten, der am Steuer saß. Er zuckte mit den Schultern "Darüber darf ich ihnen keine Auskunft geben." "Werde ich sie wiedersehen?" Erneut ein resigniertes Schulterzucken. Die Frau neben ihm, wahrscheinlich lateinamerikanischer Abstammung, lächelte mir mitleidig zu, "Du scheinst mir ein vernünftiges Mädchen zu sein. Such dir besser andere Freunde." Ich fuhr mit meiner Handfläche über den rauen Stoff meiner Jeans und musterte die Frau eine Weile. Sie wirkte wie eine typische Polizistin, entsprach dem Klischee 'der Polzist- dein Freund und Helfer' perfekt und sprach, wie ein Inspektor in einem Krimi. Hätte sie in einem Krimi mitgespielt hätte sie perfekt in die Rolle, der Polizistin mit der kriminellen Vergangenheit und der Mutter Theresa Gegenwart gepasst. Ihr Charakter, ihr Gesicht, sie kam mir bekannt vor. Irgendwo hatte ich sie schon mal gesehen. Mein Blick wanderte zu der Marke an ihrer Brust 'Inspektor Jones'. Das war der Moment in dem mir klar wurde, dass wir verarscht wurden. "Du mieser Dreckskerl." zischte ich auf Chase bezogen und wolte gleichzeitig weinen vor Erleichterung. "Halten sie sofort an." rief ich, woraufhin mich die Beiden verdutzt ansahen, jedoch nicht reagierten. "Hören sie sofort auf damit und halten sie auf der Stelle an." wiederholte ich dieses Mal eindringlicher. Die Beiden waren Schauspieler und keine Polizisten. Ich hatte die Frau in einer Serie von Criminal Minds oder so schon einmal gesehen. Das Gesicht, der Name, alles passte und als der Fahrer nun rechts ranfuhr, wusste ich, dass ich mich nicht geirrt hatte. Das alles war nur ein Bluff.

"Ich werde ihn umbringen." zischte ich in der Hoffnung, dass die Beiden Schauspieler derartig von mir eingeschüchtert waren, dass sie mir alles verrieten, was ich wissen wollte. Wahrscheinlich hatte Chase ihnen sowieso erzählt, dass wir gefährlich waren. Jetzt waren meine nicht vorhandenen Schauspielkünste gefragt. "Fangen wir von vorne an." sagte ich, ganz Herrin der Lage und baute mich mit meiner 1,65 Meter Körpergröße vor den Beiden auf, "Inspektor Jones..." ich blieb vor ihr stehen, "Wo. haben. sie. meine. Freunde. hingebracht!?" Die Frau wirkte eingeschüchtert, blickte zu Boden und rückte ein Stückchen näher zu ihrem Partner, der versuchte seine Angst zu vertuschen. Kein Wunder, dass die Frau nur Statistin gewesen war, so schnell wie die aus ihrer Rolle fiel. Ich hob ein Braue und demonstrierte, dass ich eine Antwort verlangte. "Sag es ihr, Connor." wisperte sie dem Mann zu und ich fuhr herum, um ihn anzusehen. Augenblicklich schrumpfte er. Diese ganze Situation war absurd, die beiden waren mindestens einen Kopf größer als ich und zu zweit und doch zitterten sie wie Espenlaub. "Ich warte." Langsam wurde ich ungeduldig. "Mr Carter hat uns gesagt, dass man sie in das alte Fabrikgebäude bringen soll. Sie sollten als einziges zu Bonnie&Clyde. "  stotterte der Mann. Ich stockte "Bonnie&Clyde!? Was soll ich in einem Brautkleidgeschäft?" Die Frau meldete sich zu Wort "Wir wissen es nicht, wir sind nur Mittelsmänner. Aber wenn ihnen etwas an ihren Freunden liegt, sollten sie nicht dorthin sondern zur Fabrik fahren." Einen Moment musterte ich die Fau. Das Schlimme an Schauspielern war, dass man nie wusste, wann sie schauspielerten und wann nicht. Wenn die Wahrheit der Fall war, dann sollte ich schnell losfahren, aber wenn sie log...ich würde es nie erfahren. "Fahren sie mich zur Fabrik." befahl ich ihnen und hielt ihnen die Tür zum Fahrersitz auf. Sie stiegen ein und starteten den Motor. Wenn jetzt alles nach Plan lief, würden sie mich zu dem Rest bringen...

"Das sind üble Leute, ihre Freunde." sagte der Mann an mich gewandt und sah dabei starr auf die Frontscheibe seines Autos. Ich zögerte mit einer Antwort, "Sie wollen nur überleben.", "Das können sie auch anders." schnaubte er, verstummte jedoch sobald ich ihm einen bösen Blick zuwarf. 

 "Wir sind da." sagte der Fahrer schließlich nach 10 Minuten und hielt vor einem alten Fabrikgebäude an. Nervös blickte ich auf das riesige Backsteingebäude, das einmal Twixx produziert hatte. Wahrscheinlich stank es darin nur so nach vergammeltem Karamell mit Schokolade überzogen. Ich stieg aus und befahl meinen beiden Begleitern es mir nach zu tun. "Wohin sollten sie gebracht werden?" erkundigte ich mich bei der Frau und suchte das Gebäude nach einem Eingang ab. "Folg mir." forderte mich der 'Polizist' auf und ging voran, sodass ich keine andere Wahl hatte als es zu tun. 

Je näher wir dem Gebäude kamen, desto schlimmer wurde das Kribbeln in meinem Bauch. Ich hatte Angst vor dem was ich dort sehen würde und vor dem was mich da drin erwarten würde, doch ich nahm all meinen Mut zusammen und folgte meinem Begleiter durch einen Spalt, der einst ein Fenster gewesen war. Im Inneren des Gebäudes war es genauso still wie davor. Mich überfiel schon der Verdacht, dass ich in eine Falle getappt war, als ich leise Stimmen vernahm. "Ein Bluff!" hörte ich Nialls empörte Stimme rufen, woraufhin Chases fiese Lache erklang, "Bei Gott! Ich schwör dir Carter, wenn ich dich zwischen meine Finger kriege bist du tot." drohte Niall. Eine dritte Stimme kam hinzu, "Wo ist Mary?" Das war Zayn. "Sie sucht Hochzeitskleider aus." erwiderte Chase, "Für Miss Calders Hochzeit. Oder habe ich mich geirrt, Mr Tomlinson?" Ein Aufstöhnen drang zu mir hinüber und ich konnte meinen Bruder fluchen hören. "Nathan, Zayn, Niall. Ich bin hier." flüsterte ich verzweifelt und rannte in Richtung der Stimmen. "Stopp!" Die Schauspielerin hielt mich zurück. "Hälst du es für schlau, ohne Waffen dort aufzutauchen?" Ich hielt an und schüttelte langsam den Kopf, als sie hinüber zu einer Kiste in der Mitte des Raumes ging und den verstaubten Deckel anhob. Zum Vorschein kam eine Reihe verschiedenster Gewehre und Monitionen. "Wer sind sie?" fragte ich die beiden erstaunt und starrte auf die Kiste. "Wir kommen im Auftrag deiner Eltern." erklärte mir der Mann, ich schüttelte den Kopf "Meine Eltern sind in der Klappse." Die Frau lächelte mich milde an, "Es gibt Mittel und Wege. Wir sind Agent x und Agent y, vom britischen Geheimdienst." Erneut schüttelte ich den Kopf, "Agent x und Agent y? Das soll ich ihnen glauben? Sie sind Schauspieler. Ich hab sie in einer Folge von Criminal Minds gesehen." sagte ich an die Frau gewandt. Der Agent nahm ein Gewehr raus und lud es auf, dann warf er es zu mir hinüber, "Glaub es oder glaub es nicht, aber an deiner Stelle würde ich uns vertrauen." mischte sich Agent x ein. Etwas unbeholfen hob ich das Gewehr an und legte es mir um den Rücken. "Vergiss nicht es zu entsichern, bevor du schießt." warnte mich Agent y und demonstrierte mir, wie man es tat. "Ich soll wirklich schießen?" fragte ich skeptisch. "Lass uns das erledigen." riet mir der Agent und lief mir voraus in den Nächsten Raum. 

Bradford-Badboy *-*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt