Fortsetzung Kapitel 1

4.2K 169 8
                                    

                                                                                                                Seattle, United States of America

Meine Finger klammerten sich um das kühle Glas meiner Cola und ich kaute nervös auf dem pinken Strohhalm herum. Die Musik hier war nahezu unerträglich laut und der DJ hatte anscheinend eine Vorliebe für den Bass. Trotzdem gefiel mir, was hier gespielt wurde. Ich wippte leicht mit dem Fuß im Takt und sah zu, wie meine Freunde (und mein Bruder) sich auf der Tanzfläche amüsierten. Zayn war wieder einmal nicht dabei. Er wolle noch etwas erledigen, hatte er mir erklärt und war dann einfach fortgegangen. Ich seufzte leise. Am meisten an dem ganzen störte mich, dass ich nicht wusste wohin er ging und was er tat und dass er es mir nicht verraten wollte. Manchmal fragte ich mich, ob man das was zwischen uns lief überhaupt eine richtige Beziehung nennen konnte. Sein Geheimniss stand wie eine Mauer zwischen uns und ich bekam ihn kaum noch zu Gesicht. Ich wusste noch nicht einmal, was sein Lieblingsgericht war oder wann er Geburtstag hatte. Es war...kompliziert.

"Hast du dir eine Beziehung nicht irgendwie anders vorgestellt?" ertönte hinter mir die raue Stimme, meines Exfreundes Chase. Ich drehte mich zu ihm hin und hob eine Braue. "Wie meinst du das, Chase?" Er erwiderte meinen Blick und rückte mit seinem Gesicht näher an meins "Du weißt genau, was ich meine." flüsterte er. Es war schon beunruhigend wie gut er mich kannte. Diese Vertrautheit zwischen uns, war das, was mir in der Beziehung mit Zayn fehlte, aber das würde ich nie zugeben. "Das geht dich nichts an." zischte ich mit zusammengekniffenen Augen. "Hab ich da etwa einen Nerv getroffen, Mary?" fragte er provozierend und hob eine Braue. "Nein, Chase." erwiderte ich und schob trotzig das Kinn vor. Er grinste "Ich wusste, dass ich recht hatte. Er hat dir immer noch nichts von seinem "Vermächtniss" erzählt." Ich schwieg "Wirklich nicht, Mary?" lachte Chase. "Nein." entgegnete ich kühl und stellte meine Cola auf den Thresen. Er stand auf und ging um meinen Stuhl herum, bis er auf der anderen Seite angekommen war. "Denn...ich würde es dir erzählen. Vorausgesetzt, du tust mir ein paar kleine Gefallen." hauchte er in mein Ohr und ich konnte seinen heißen Atem spüren. "Was für Gefallen?" fragte ich sachlich nach. "Ach, nur ein paar kleine. Du hilfst mir ein bisschen zu dealen...und ich verrate dir sein kleines Geheimniss." Ich zuckte zusammen "Du dealst immer noch?" Er legte einen Finger auf meine Lippen "Psssst. Das bleibt unser Geheimniss." Ich strich seine Hand weg "Vergiss es, Chase. Ich werde dir nicht helfen." "Überleg es dir." antwortete er und schob mir seine Handynummer zu. Dann ging er weg, verschwand auf der Tanzfläche. Ich starrte zuerst ihm hinter her und dann auf den Zettel vor mir. Sollte ich ihn einstecken? Nur zur Sicherheit? Oder sollte ich ihn hier liegen lassen? 

"Hey" Das war Niall. Schnell schob ich mir den Zettel in die Jeanstasche und blickte in Nialls besorgte blaue Augen. "Hey." begrüßte ich ihn als ob nichts passiert wäre. "Was war das da eben?" fragte er und musterte mich eindringlich. "Gar nichts." log ich und wich seinem Blick aus. "Lüg mich nicht an." sagte er "Ich hab gesehen, dass du mit Chase gesprochen hast. Was wollte er von dir?" Ich rieb mir verzweifelt die Stirn "Das geht dich nichts an." erwiderte ich etwas schroff. Doch er ließ nicht los "Muss ich mir Sorgen machen?" Sein Blick war aufrichtig und für einen Moment hätte ich ihm alles erzählt, doch nur für einen Moment. "Nein, Niall...Es ist...alles in Ordnung." wich ich aus und lächelte. Er nickte ernst "Sag Bescheid falls du in Schwierigkeiten steckst, hörst du?" Ich nickte. War er schon immer so fürsorglich gewesen? "Und warum bist du eigentlich hergekommen?" fragte ich. Seine Miene entspannte sich "Harry und ich wollten schon zurück, und wir wollten fragen ob du mitkommst?" Ich blickte auf die Tanzfläche. Liam und David waren anscheinend auch schon gegangen und von unseren Leuten konnte ich nur noch Nate und Eleanor alleine tanzen sehen. Sie waren ein echt süßes Paar. Nate hob gerade einen Arm, wirbelte Eleanor herum und zog sie dann dicht an sich. Dann flüsterte er ihr etwas ins Ohr und sie musste lachen. Ob Eleanor genauso wenig wusste wie ich? "Ich komm mit." sagte ich und zog meine Lederjacke an "Die beiden brauchen etwas Zeit für sich." Niall lächelte "Sie sind ein echt süßes Paar, stimmts?" Mit diesen Worten nahm er meine Hand und wirbelte mich einmal genauso rum wie Nate es bei Eleanor getan hatte. Ich kicherte, als er mich fast fallen ließ und dann in letzter Sekunde doch noch auffing. Niall war in letzter Zeit so etwas wie mein bester Freund geworden und ich glaube ohne ihn hätte ich das ganze Theater gar nicht durchgestanden. Er brachte mich immer zum Lachen und war für mich da, wenn ich ihn brauchte. 

Harry kam herbeigestürmt und zog an Nialls Jackenärmel "Gehen wir jetzt, Nialler?" Obwohl er schon 19 war benahm er sich immer noch wie ein kleines Kind (ein kleines perverses Kind), was vermutlich daran lag, dass er keine richtige Kindheit gehabt hatte. Nate hatte mir erzählt, dass er in einem Heim aufgewachsen war und mit achtzehn auf die Straße kam, weil er keinen vernünftigen Job finden konnte und mittlerweile zu alt für ein Kinderheim war. Dort hatte ihn Chase gefunden und ihm diesen Job in der "Organisation" angeboten. Für Chase war er ein richtiger Gewinn. Er war dumm und leicht zu manipulieren, das perfekte Werkzeug halt für seinen Drogenhandeln. Niall nickte "Komm, Haz." sagte ich und hakte mich bei ihm ein. In der Vergangenheit war er zwar alles andere als nett zu mir gewesen, aber nun da ich den Grund kannte, hatte ich ihm verziehen und er tat mir sogar ein wenig leid. 

Draußen war es schon dunkel, doch die Straßen waren immer noch stark befahren. Seattle war halt eine große Stadt, nicht das Bradford klein gewesen wäre, aber Seattle war nochmal eine andere Liga. Niall führte uns durch ein paar enge Gassen, von denen er behauptete, sie wären eine Abkürzung. Ich spürte wie Harry neben mir sich anspannte und sein Blick ständig umherschweifte, doch ich blieb ruhig. Zum einen war ich in Bradford immer alleine in derartigen verlassenen Gassen rumgelaufen und zum anderen vertraute ich Niall. 

Miau.

Die zarte Stimme eines Kätzchens ließ uns alle drei zusammenzucken. 

Miau.

"Klingt als sei ein Kätzchen in Gefahr." murmelte Niall und ging weiter. "Dann können wir es doch nicht einfachso hier lassen." empörte Harry sich und rührte sich nicht von der Stelle. "Siehst du hier irgendwo ein Kätzchen, Hazza?" Harry drehte sich einmal um die Achse und dann wieder zu Niall "Nein, aber wir müssen ihm helfen. Wir müssen es finden und es retten." Niall blickte mich hilfesuchend an. Ich zuckte mit den Schultern, "Das Kätzchen gehört bestimmt jemandem..." setzte ich an, doch Harry unterbrach mich "Dann kümmert dieser Jemand sich aber ziemlich schlecht um sein Kätzchen." 

Miau.

Die Stimme des Kätzchens klang so jämmerlich, dass selbst Nialls Herz weich wurde und er stehen blieb "Okay, Haz. Wo denkst kommt die Stimme her?" Harry lächelte kurz und führte uns dann ein paar Gassen zurück. Das Maunzen des Kätzchens wurde immer lauter und als wir an einer Sackgasse ankamen, war klar, dass es da sein musste, doch wo war die Katze? "Da!" rief Harry und rannte auf ein kleines Knäuel neben einer Mülltonne zu. Für einen kurzen Moment hüllte ihn die Dunkelheit ein, doch dann kam er wieder zum Vorschein, diesmal nicht alleine, sondern mit dem süßesten Kätzchen auf dem Arm, dass ich je gesehen hatte. "Oh mein Gott, ist die süß!!!" quietschte ich und rannte auf Harry und das kleine Knäuel zu. Es war ein winzig kleiner, grauer Tiger mit einem komplett weißen Beinchen und riesigen gelb-grünen Augen. "Sie ist verletzt." flüsterte Harry und deutete auf ein ziemlich tiefe, bösaussehende Schramme am linken Hinterbein. "Autsch!" kam es daraufhin von mir und ich begann den kleinen Kopf des Kätzchens zu streicheln, "Onkle Harry und Tante Mary, werden alles daran setzen, dass du wieder gesund wirst, Kleines." Das Kätzchen nieste und schloss die Augen. "Die ist ja total warm." wandte ich mich zu Harry. Der nickte "Ich befürchte sie hat Fieber." erwiderte er und musterte besorgt das süße Ding in seiner Hand. "Kommt jetzt!" drängte Niall und sah ungeduldig hinter seinen Rücken. Ich und Harry gehorchten. 

Bradford-Badboy *-*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt