the Wedding

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Es war immer das Gleiche. Egal wie sorgfältig man sie plante. Auf Hochzeiten ging immer etwas schief.

Heute war einer dieser schönen Spätsommertage, in denen das Wetter einfach perfekt mitspielte. Da hatten Eleanor und Nathan immerhin den richtigen Tag für eine Hochzeit im Freien gewählt. Seufzend strich ich mein Kleid glatt und wechselte das Blumensträußchen von einer Hand in die andere, um mir die schwarzen Pumps anzuziehen. Sie waren leider eine Nummer zu klein, aber mit so einer Kleinigkeit wollte ich Eleanor nicht belasten. Sie hatte viel größere Probleme als die Schuhgröße einer ihrer Brautjungfern. Zum Beispiel hatte niemand einen Plan wo der zukünftige Ehemann steckte. Sie am allerwenigsten. Eleanor wusste wahrscheinlich nicht einmal, dass er fehlte, denn bekanntlich brachte es Unglück den Ehepartner so kurz vor der Hochzeit zu sehen. Sie hielt es wahrscheinlich für pure Absicht, dass wir sie von einander trennten. Aber ich bekam es langsam mit der Angst zu tun, denn Nathan war nicht der Einzige, der fehlte. Zayn, Niall und Liam fehlten auch. Seit gestern Abend hatte niemand sie mehr gesehen. Sie waren zusammen weggefahren und nicht wieder aufgetaucht.

"Na toll!" fluchend schmiss ich das Sträußchen neben mich auf die Gartenbank und strich mir eine sorgfältig gelockte Haarsträhne hinters Ohr. Die Friseurin hatte Stunden gebraucht, um meine Haare hochzustecken und die überflüssigen Strähne zu locken. Geschweige denn Eleanor mit der Zusammenstellung der Blumensträußchen. Ich bin kein Experte, aber ich kann euch sagen, dass die Blumen weiß, lila und gelb waren und dass die Floristin irgendein Katzengras-ähnliches Zeug dazwischen gesteckt hatte. Hektisch durchsuchte ich meine Handtasche nach einem Handy, aber ich fand lediglich Lipgloss, Wimperntusche und Kaugummi. Kurzerhand fischte ich eins hervor und begann darauf herumzukauen bis mein ganzer Mundraum mit dem Geschmack von Minze und Waldbeeren erfüllt war. Wo war mein Handy? Mein Blick schweifte durch den 'Backstage-Bereich der Hochzeitsgesellschaft' und blieb an dem kleinen Tischchen in der Mitte des Raumes hängen. Verdammt! Ich hab das Handy bei den anderen Brautjungfern liegen gelassen...

Ich war fast so etwas wie die Aussenseiterin auf dieser Hochzeit. Zumindest solange unsere vier Vermissten sich versteckt hielten. Denn bis auf mich, Liam, Niall und Zayn waren nur Eleanors Familienmitglieder und Freundinnen anwesend. Ich war noch nie gut darin mir Freunde zumachen und die Tatsache, dass Eleanor ihnen erzählt hatte, dass ich und Nathan Vollwaisen waren erleichterte die Sache nicht gerade. Jedes Mal, wenn ich an einem Tisch vorbeikam wurden mir mitleidige, zutiefst bedauernde Blicke zu geworfen und ich hatte schreckliche Schuldgefühle und könnte ihnen gleichzeitig am liebsten die Augen ausreißen, damit sie damit aufhörten.

Ich merkte wie Eleanors Freundinnen, allesamt in das gleiche lila Kleid wie ich gehüllt, zu mir hinübersahen und packte meinen Mut zusammen, um zu ihnen hinüberzulaufen. Immerhin lag mein Handy dort und ich musste dringend telefonieren. Sobald ich es mir also geschnappt hatte, konnte ich mit einer eleganten Ausrede einfach wieder verschwinden und mir würden das peinliche Schweigen oder die ganzen Beleidsgespräche erspart bleiben.

Kaum war ich in Hörweite gelangt, verstummten ihre Gespräche und sich ihre Blicke nun endgültig auf mich richteten. Ich bemühte mich um eine möglichst lässige Bewegung, um mein Handy zu nehmen und lächelte in die Runde. Sie lächelten zurück. Alle mindestens genauso schön wie Eleanor. "Hey Mary", sagte die Blonde in der Mitte und hob unsicher die Hand als Gruß, "Hey", erwiderte ich ebenso schüchtern und wandte mich ihr zu. "Willst du dich nicht zu uns setzen?" fragte sie freundlich und deutete auf den freien Stuhl, der sowieso mir gehörte. Ich zwang mich noch breiter zu lächeln, "Tut mir leid, aber ich muss dringend telefonieren." erklärte ich mit einer entschuldigenden Geste in Richtung Baum. Ihr habt richtig gehört: Baum, wir befinden uns schließlich im Freien und der Backstage Bereich ist nur durch die Bühne von den restlichen Gästen abgetrennt. Sie nickte verständnissvoll und ich wandte mich zum Gehen. Puh! Das war geschafft

Bradford-Badboy *-*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt