das Verhör

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Chase war im selben Moment losgerannt. Leider...kamen wir nicht allzu weit, denn der Securitymann hielt uns fest "Lass mich los, du Mistkerl!" hörte ich Chase neben mir fluchen. So verbissen wie er gegen diesen Fels von Mensch ankämpfte, war er es wohl nicht gewöhnt zu verlieren. Auch ich wollte einfach nicht abgeben und zerrte kräftig an meiner Hand um sie zu befreien. Ich benutzte sämtliche Selbstverteidigungstricks aus der Schule, aber es half nichts. Irgendwann, als uns klar wurde, dass wir keine Chance hatten, gaben wir schließlich auf. Ich war sowieso am Rande meiner Kräfte. Schließlich hatte Chase, dieses ******, vor gerade mal 5 Minuten, versucht zu ersticken. Da sollte mal einer sagen, er hätte es besser gemacht.

Der Securitymann forderte Verstärkung an und führte uns auf das nächste Polizeirevier. Chase sah den ganzen Weg über zu Boden. Er wusste was das bedeutete. Er würde wegen illegalem Waffenbesitz und versuchtem Mord festgenommen werden. Vorausgesetzt ich verriet, dass es nicht nur eine harmlose Rauferei war. Was würde mit Niall, Harry und Zayn passieren?

Das Polizeirevier lag keine 500 Meter von dem Fußballstadion entfernt und niemand machte sich die Mühe uns per Streife dahin zuordern. Ich fand es generell übertrieben wegen einer einfachen Prügelei sofort aufs Revier gebracht zu werden, aber was sollte ich machen? Wir wurden im Wartezimmer abgesetzt und warteten eine halbe Ewigkeit mit gefesselten Armen, darauf aufgerufen zu werden. Keiner machte sich die Mühe meine unzähligen Fragen, darüber wo Zayn etc. waren, zu beantworten und so saß ich stillschweigend, eine ganze Stunde lang, auf einem dieser unbequemen Plastik- Wartestühle und starrte die Empfangsdame wütend an. Ist es etwa zu viel verlangt, mir diese ein paar Fragen zu beantwoten? Ich wollte doch nur wissen, ob es Niall, Zayn und ja Harry, auch, gut ging. Aber das schien hier drin niemand hier drin zu verstehen.

Chase hingegen starrte rührungslos die ganze Zeit über den selben Punkt an der gegenüberliegenden Wand an. Keine Frage er stand unter Schock. Wahrscheinlich hatte er nicht damit gerechnet, gefangen genommen zu werden. Und wieder die selbe Frage: Was ist mit Zayn?

"Chase Carter." ertönte die Stimme einer jungen Polizistin mit blonden Haaren am Eingang zum Verhörzimmer. Er stand auf und folgte ihr ohne ein Wort. Nun war ich bis auf die herumlaufenden Polizisten alleine. "...wir konnten Styles nichts nachweisen. Wir werden ihn trotzdem hier behalten. Ich sags dir diese Kinder sind schlau." schnappte ich einen Gesprächsfetzen auf. Wenn Harry also vorübergehend im Knast saß, würde ich dann auch in den Knast verfrachtet werden? und was würde dann erst mit Chase passieren? Ich werde ihn decken! Ich würde ihnen nicht verraten, dass er versucht hatte mich umzubringen. Das war meine Pflicht. Schließlich war er so etwas wie mein Pflegebruder und wir steckten alle gleich in der Scheiße.

"Mary Armstrong." kam es wieder von der Tür und ich erhob mich von meinem Stuhl, um ins Verhörzimmer zugehen. Drinnen war es sperrlich beleuchtet und an der Wand vor mir war ein riesiger Spionagespiegel angebracht. Ich setzte mich auf den Stuhl, der an dem kleinen, silbernen Tischchen mit dem Aufnahmegerät, stand. Die Hände faltete ich vor mir auf der Tischplatte und richtete mich auf "Ihr Name ist Mary Armstrong und sie sind 17 Jahre alt. Ist das richtig?" war die erste Frage, doch ich schwieg. "Antworten sie mir bitte!" forderte mich die Polizistin auf. Sie war jung und unerfahren, das merkte ich sofort. Es würde ein Kinderspiel werden. Ich würde so lange schweigen, bis sie mir auf eine einfache Frage antworten würde: Wie ging es Niall, Harry und Zayn?

Mein Blick war auf den Spiegel gerichtet und ich musste mir ein leichtes Grinsen verkneifen, als die Polizistin langsam immer wütender wurde. "Ich antworte erst, wenn sie mir geantwortet haben." erwiderte ich entschlossen. Fassungslos sah sie mich an "ICH! Leite hier das Verhör." fuhr sie mich an. Aber sie schüchterte mich kein bisschen ein. Die letzte Woche hatte mich deutlich abgehärtet. "Das bringt ihnen aber nichts wenn ich nicht spreche." erinnerte ich sie. Sie zögerte. Sie wusste, dass ich recht hatte, aber nachzugeben wäre laut Polizeilehrbuch falsch. "Du kommst hinter Gitter, wenn du nicht redest." mahnte sie mich. "Sie bestehen ihre Prüfung nicht, wenn sie noch nicht einmal mich zum Reden bringen können." antwortete ich schulterzuckend. Sie war offensichtlich überfordert mit der Situation. Mit großen Schritten verließ sie den Raum. So schlecht, wie sie das Gespräch geführt hatte, wunderte ich mich weshalb sie überhaupt hier war. "Ich warne sie. Die hat es faustdick hinter den Ohren." hörte ich sie vor der Tür aufgebracht reden. Wieder musste ich mich zusammenreißen nicht loszulachen. Ein gutaussehender brünetter Polizist betrat den Raum und lächelte mich an. Er wirkte genervt von seiner Praktikantin. Er war mir gleich sympatisch "Hallo Mary." begrüßte er mich. "Guten Tag, Mr Williams!" entgegnete ich freundlich. Die Praktikantin stand baff über meine Reaktion da und hätte mich vermutlich am liebsten umgebracht, weil ich sie so verarscht hatte. Provozierend hob ich eine Braue. Der Polizist meldete sich wieder zu Wort "Mary Armstrong, 17 Jahre, Bradford. Richtig?" Ich nickte. Aber mehr würde er auch nicht erfahren, solange er mir meine Frage nicht beantwortete. "Beantworten sie mir auch eine Frage, Mr Williams?" Er neigte den Kopf "Kommt darauf an." ; " Wie geht es den Jungen, die sie auf dem Spielfeld festgenommen haben?" erkundigte ich mich hoffnungsvoll. Einen Moment schwieg er. "Ich mache mir furchtbar Sorgen." fügte ich schnell hinzu. "Eigentlich stelle ich hier die Fragen, aber ich mache mal eine Ausnahme. Es sieht nicht gut für sie aus." Genau das hatte ich befürchtet. Ich sah auf meine Hände. "Können wir fortfahren?" wollte er von mir wissen. "Machen sie weiter." Er erklärte mir, dass ich verpflichtet war die Wahrheit zu sagen etc und dann fing er an die Fragen zu stellen "Wie stehen sie zu Chase Carter?" Einen Moment überlegte ich. "Wir haben kein besonders gutes Verhältniss. Er ist mein Exfreund, aber diese Rauferei heute...das war ganz harmlos. Ich frage mich wieso ich überhaupt hier bin." Ich war selbst verwundert wie leicht mir die Lüge über die Lippen kam. Der Polizist musterte mich eindringlich. "Sind sie sich da sicher? Augenzeugen haben uns da etwas anderes berichtet. Er ist ihnen wohl ziemlich an die Kehle gegangen."; "Wenn das so gewesen wäre, dann fragen sie doch ihre Zeugen. Wieso sie mir dann nicht geholfen haben." Wieder dieser eindringliche Blick. "Okay. Nächste Frage." fuhr er fort "Woher kennen sie Zayn Malik?" Verdammt was sollte ich denn jetzt sagen. Ich habe ihn kennengelernt, als er gerade einen Mann umgebracht hat und mich dann in ihn verliebt. Ganz bestimmt. "Ich...ähm." stotterte ich. Mit dieser Frage hatte ich nicht gerechnet. "Wir sind uns nach einer Party begegnet." Das war die Wahrheit. Er nickte, schien aber noch nicht ganz überzeugt. "Worum ging es in dem Streit mit Chase." wechselte er wieder das Thema. "Das war was ganz unbedeutendes." erklärte ich um Zeit zu schinden. "Wir-" Der Polizist unterbrach mich "Mary, hören sie auf uns anzulügen." Ich schwieg "Wir sind gezwungen. Sie bis zum offiziellen Gerichtstermin hier zu behalten, da sie uns angelogen haben."; "Was!? Heißt das ich komme in den Knast?" Entsetzt sah ich die beiden an. "Nur für ein paar Tage." beruhigte mich der Polizist, während die Frau schadenfroh lächelte. "Aber das können sie doch nicht einfachso machen. Bin ich nicht minderjährig?"; " Ja das sind sie. Aber in ihrem Fall dürfen wir eine Ausnahme machen. Weil wir Grund zu der Annahme haben, dass hinter ihnen und ihren Freunden weitaus mehr steckt, als nur ein alberner Teenie- Streit. Wir glauben nicht, dass sie normal sind. Sie tun nur so." antwortete der Polizist. Sie hatten uns durchschaut.

Bradford-Badboy *-*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt