Again and again

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Der nächste Raum war, wie zu erwarten, leer gewesen. Doch da wir uns nun mal in einem leeren Fabrikgebäude befanden, und diese sehr hellhörig waren, durfte ich von jetzt an nichts mehr sagen. Die Agenten versuchten über Zeichensprache mit mir zu kommunizieren, aber ich war viel zu verwirrt und verängstigt, um auch nur einen Befehl zu verstehen, also tat ich einfach auf gut Glück, das was ich für richtig hielt. Ich ließ das Gewehr um meinen Rücken geschnallt und blickte mich in dem Raum um. Er war leer, das einzige, was sich in dem Raum befand, war eine heruntergekommene Tür, die schief in den Angeln hing und hinter der ich deutlich die Stimmen meiner Freunde vernehmen konnte. "Keine Sorge Louis, oder soll ich Nathan sagen? Ziemlich verwirrend was? Was soll auf deinem Grabstein stehen, hm? Verloren, Vergessen, Verstorben- Nathan Armstrong oder Nie existiert- Louis Tomlinson? Du hast die Wahl, Kumpel." kicherte Chase und daran, dass ich keine Antwort hören konnte, folgerte ich, dass mein Bruder verbissen schwieg. "Mir wird langweilig..." nörgelte eine mir unbekannte Stimme und ich wurde nervöser. Ich blickte hinüber auf die andere Seite des Raumes und erkannte, wie die beiden Agenten x und y, sich an einem Balken zu schaffen machten. Offensichtlich hatten sie vor über die Dachbalken in den nächsten Raum zu kommen. Agent y fing meinen Blick auf und bedeutete mir es ihnen gleich zu tun. Ich schüttelte den Kopf, das war viel zu hoch. Doch die Frau nickte aufmunternd und hielt einen Daumen in die Höhe. Sie verstand nicht, nein bedeutet nein. Erneut schüttelte ich den Kopf, diesmal mit mehr Nachdruck. Ungeduldig wandte sich nun der Mann an mich und funkelte mich an. Scheiße! Sie hatten ja recht. Es war der Einzige Weg unseren Angreifern nicht in die Falle zu laufen. 

Widerwillig klammerte ich mich an eine Sprossenleiter und arbeitete mich Schritt für Schritt nach oben. Die Augen nach stets nach oben gerichtet, bloß nicht runterschauen. "Lass ihn in Ruhe." zischte Zayn sauer und ich konnte förmlich hören, wie sich sämtlich Muskeln in seinem Körper anspannten. Es machte ihn nervös, wenn er außer Gefecht gesetzt war und nichts tun konnte. Chase lachte nur wieder, er schien sich köstlich zu amüsieren. "Schon gut." entgegnete Nathan beruhigend und Chase Lachen wurde lauter und ungehaltener. Offenbar hatte er etwas geraucht. Kein normaler Mensch war so eine Kichererbse, schon gar nicht Chase. "Mach dir keine Sorgen, Zayn. Eleanor und Mary geht es gut...obwohl wie ich Mary kenne...", "Verdammt! Halt die Klappe, Chase." murmelte ich und zog mich gleichzeit das letzte Stück nach oben, bis ich auf einem Dachbalken lag. Dann robbte ich mich weiter vor, bis ich mich im selben Raum befand, wie die anderen.

Das Szenario, was sich mir bot, war jämmerlich. Liam, Niall, Zayn und Nathan standen, jeder einen Wächter hinter sich, in einem Kreis herum, in dessen Mitte Chase auf und ab ging. Er torkelte bei jedem Schritt und hatte ein Dauergrinsen aufgesetzt. Offensichtlich hatte ich Recht gehabt, was seinen Zustand anging. Liam, den ich bisher noch kein einziges Wort sagen gehört hatte, stand mir am nähesten und seine braunen Augen erblickten mich, kaum das ich den Raum betreten hatte. Ich legte den Finger auf die Lippen und sein Blick flog weiter, als hätte er nichts bemerkt. Das einzige was ihn verriet, war ein leichtes Grinsen, was aber nicht weiter auffiel. Links neben ihm stand Nathan, der den Blick zu Boden gesenkt hatte und dem dickes Blut aus der Nase lief. Das musste der Grund für sein Aufstöhnen gewesen sein. Links von ihm wiederum stand Zayn, der wütend mit den Zähnen fletschte und gerade einen Schlag nach dem anderen, von seinem glatzköpfigen Wächter kassierte. Chase hob die Hand "Es reicht." sagte er beim Anblick von Zayn, der trotz der Schläge immer noch auf den Beinen stand, jedoch ziemlich bedenklich wackelte. Niall stand rechts von Liam, also mit dem Rücken zu mir und offensichtlich schien ihm nichts zu fehlen, denn er war mit Ausnahme von Liam, der einzige, der aufrecht stand.

Mein Blick filtzte hoch und ich sah dabei zu wie Agent x und y sich in Position setzten, die Waffen auf...Chase gerichtet. Scheiße! Sie wollten wirklich schießen! Das war kein Bluff gewesen..."Stopp." flüsterte ich und machte ein Stoppzeichen mit der Hand, doch sie beachteten mich gar nicht. "Stopp." Sie hörten mich nicht. Ich lehnte mich von dem Balken vor und näher zu ihnen herüber, sodass ich ziemlich nah am Abgrund stand. Klar, wofür braucht man Waffen, wenn man sie eh nicht benutzt? Ich meine, wie hatte ich es mir sonst vorgestellt? Aber aus dem Hinterhalt schießen? Auf einen bekifften Teenager, das war nicht in Ordnung. Chase war zwar nicht irgendein Junkie. Er war gefährlich, herzlos und ein arrogantes Arschloch, aber es war ja nicht so, dass Mord die einzige Lösung war. "Hören sie sofort auf damit!" zischte ich, doch sie hörten mich nicht, im Gegensatz zu Nathans Wächter, "Hey!" schrie er "Da oben!" Sein wurstiger Finger zeigte direkt in meine Richtung. Vor Schreck zuckte ich so doll zusammen, dass ich gute 3 Meter von den Dachbalken hinabfiel und ein wenig abseits der Szenerie landete. Der Aufprall war hart, aber ich landete auf den Beinen und obwohl ich daraufhin direkt umkippte, zog ich mir höhstens ein paar Blutergüsse zu. Augenblicklich waren alle Blicke auf mich gerichtet, außer meiner natürlich. Ich sah tatenlos dabei zu, wie der Agent den Abzug betätigte. Die Kugel flog in Zeitlupe auf Chase zu, und Nathan, der ihm am nähesten stand, schmiss sich auf ihn, um ihn vor dem sicheren Tod zu retten, doch die Kugel traf ihn dennoch an der Schulter und als die Beiden zu Boden gingen, stand Nathan auf, aber Chase blieb liegen. "Nein!" schrie ich und rannte zu Chase hinüber, der sich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden wand, "Chase!" Wieso tue ich das? Wieso versuche ich ihm zu helfen? Ich wollte zu ihm rennen, doch zwei starke Arme hielten mich zurück, "Ich wusste, dass du Unsinn planst." Es war Liam, der mich festhielt. "Lass mich los." rief ich panisch, doch sein Griff blieb fest um meinen Körper geschlungen. "Scheiße!" hörte ich einen seiner Wächter fluchen und schon rannten sie los, allen voran, der Glatzkopf der Zayn verprügelt hatte. Ich beachtete sie nicht weiter, "Wir müssen ihm helfen." schrie ich. "Wir müssen ihn sterben lassen." erwiderte Liam. "Nein, das können wir nicht machen, das geht so nicht." schluchzte ich und wand mich in seinen Armen. "Lass sie los." forderte Zayn ihn mit schwacher Stimme auf und blickte mich an. Erbärmlich, wie ich um dieses Arschloch namens Chase kämpfte. Er hätte das sicher nicht für mich getan, aber ich war nicht er. "Bist du sicher?" fragte Liam, "Das ist die Chance ihn loszuwerden." Zayn nickte nur, "Lass sie zu ihm rennen. Er ist eh gleich tot." Der Griff um mich herum löste sich und ich stürmte vor, um Chase zu helfen. 

"Chase, Chase, bist du in Ordnung?" fragte ich unter den missbilligenden Blicke meiner Freunde und tätschelte ihm die Wange. Ich konnte spüren, dass er noch am Leben war und auch nicht so nah an der Schwelle zum Tod stand, wie Zayn behauptet hatte, aber wenn er nicht bald ins Krankenhaus kam, würde er verbluten. Seine Augen flatterten und ich wurde panischer, "Wir brauchen einen Krankenwagen." rief ich und sah meine Freunde hilfesuchend an. "Schnell!" Doch keiner regte sich, nur Nathan und Zayn traten vor, um mir sich neben mich zu hocken und mir tröstend den Arm, um die Schulter zu legen. Sie hatten ihn schon aufgegeben. "Scheiße..." stieß ich schwach hervor und vergrub meinen Kopf in Zayns starker Schulter, der wiederum beide Arme um mich schlang und mir beruhigend über den Rücken strich. Es war wirklich dumm von mir gewesen, zu denken wir hätten eine Chance, Chase zu retten, wenn sich der Geheimdienst erst einmal einmischte. Es war überhaupt dumm, dass ich mit dem Geheimdienst hier aufgekreuzt war. Wenn Chase dran war, waren sie alle dran...doch wo waren sie hin? 

Eine Stimme räusperte sich, "Miss Armstrong?" Es war Agent x. Ich hob den Kopf und funkelte den Agent an. "Schämen sie sich! Sie sind eine Schande für das britische Königreich und ich bin froh, heilfroh, dass ich mich nicht mehr auf englischem Boden befinden, denn ich könnte nie mit dem Gedanken Frieden schließen, dass Leute wie sie unser Land 'beschützen'." Die Wut kam einfach. Sie überrollte mich wie eine heiße Welle und richtete sich nur gegen eine Person in diesem Raum. Den Agent, der auf Chase geschossen hatte. Agent x blieb ruhig und ließ sein Gewehr zu Boden sinken, "Ich habe geholfen." stellte er richtig. "Helfen? Sie nennen das helfen!? Wenn wir Chase töten wollten, dann hätten wir es längst getan!" schrie ich ihn an und Nathan legte mir vorsichthalber, die Hand um die Taille, damit ich ihn nicht ansprang. "Er lebt noch." stellte Agent y fest, "Wir nehmen ihn mit. Du hast recht, wir sind nicht in der Lage, darüber zu entscheiden, wer zu leben und wer zu sterben hat." Agent x warf ihr einen bösen Blick zu und wandte sich dann wieder an mich, "Genauso wenig, wie du in der Lage bist, über uns zu rechtfertigen, Mary." Das stimmte und außerdem war, Chase an die Beiden freizugeben, seine einzige Chance und auch wenn ich ihnen nicht vertraute, so musste ich es tun. Ich hörte Chase husten und sein glasiger Blick drehte sich in meine Richtung. "Mary..." flüsterte er schwach und ein schwaches Bild, seines Grinsens durchzog sein Gesicht, "Du liebst mich, Mary." Meine Gefühle zu ihm sprangen von Besorgniss zu Empörung über, doch er sprach weiter, bevor ich etwas erwidern konnte, "...wie einen Bruder." Schlagartig überkam mich Zuneigung und die Gewissheit, dass es wahr war. Wir hatten viel durchgemacht und er war ein echt mieses Stück Dreck, doch diese Tatsache würde nichts in der Welt ändern. Ich legte meine Hand in seine. "Du schaffst das, Chase." sagte ich und drückte sie einmal fest, um sie dann wieder loszulassen. 

Das war das letzte mal, dass ich  Chase Cater gesehen oder von ihm gehört habe. In dem Moment, als er den Raum, in den Armen von Agent x verließ, ahnte ich das nicht. Aber es wurde zu einer traurigen Gewissheit, als ich auch Monate später nichts von ihm hörte. Wahrscheinlich war es das Beste, dass er einfach untertauchte und verschwand. Chase Carter war ein Arschloch und würde auch für immer eines bleiben, egal wie sehr wir an ihm hingen. Feiwillig würden wir ihn nicht gehen lassen, aber so hatten wir gar keine andere Wahl.

Bradford-Badboy *-*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt