Kapitel 73

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"Hey, Touko! Komm mit, ich weiß was wir machen können!"
"Und was?"
"Du kennst doch den See? Es ist warm und sonnig. Lass uns baden gehen!"
"Ja, aber ich habe keine Badesachen!"
"Egal, ich auch nicht. Los, komm mit!"

Nach einiger Zeit des Fußmarsches, blieb N vor einer Schranke stehen.
"Wo bleibst du? Los komm."
"Wir dürfen da nicht hin!"
"Wieso nicht? Es beobachtet doch sowieso niemand!"
"Kannst du nicht lesen? Da steht groß und deutlich, dass hier das Baden streng verboten ist!"
Der junge Trainer zuckte mit den Schultern und kletterte über die Absperrungen. Er sah sich um und sprach zu Touko: "Wenn du da unbedingt stehen bleiben willst... Ich bin jetzt weg."
Das Mädchen rollte genervt die Augen und folgte ihm.

Das dunkle, spiegelglatte Wasser reflektierte die Sonnenstrahlen. Einige Papinella flogen zwischen den Bäumen des Waldes entlang und die Sesokitz balgten.
"Weißt du, warum das Baden hier verboten ist?"
"Vermutlich wegen irgendwelchem Unrat im Waldsee?"
"Nein, damit die Menschen durch zurück gelassenen Müll die Wasserqualität, die als Grundlage der Bestände jeglicher Lebewesen hier gilt, nicht beeinträchtigen. Diesen Ort kennen aber kaum Leute. Damals war ich mit Zoroark und Kleoparda sehr oft hier."

Die Zeit verging wie im Fluge. Die Sonne versank hinter den Baumkronen und die Sterne leuchteten hell.
N und Touko lehnten Rücken an Rücken aneinander und sahen zum Himmel hinauf.

"Sieh nur! Eine Sternschnuppe!"
"Schnell! Wünsch dir etwas."
Sie schloss die Augen.
Der junge Trainer legte seine Hand auf Toukos und hielt sie fest.
"Ist dir kalt? Du zitterst."
"Ein wenig, aber das geht schon in Ordnung."
"Nimm meine Jacke, dann wird dir wärmer." Er zog ihr sie lächelnd über.
Das Mädchen lehnte ihren Kopf an seiner Brust an und bedankte sich.
Ein sanfter Windstoß wehte durch die Baumstämme hindurch. Das beruhigende Rauschen der Äste ließ die junge Trainerin einschlafen.
"Träum' schön."
Vorsichtig hob N sie hoch und trug sie zum Waldweg. Zoroark und Kleoparda luefen neben ihm her.
"Wo willst du hin?"
"Nach Rayono City. Es ist ja nicht mehr weit. Fünfzehn Minuten Fußmarsch, wenn man langsam geht. Auf geht's." flüsterte er.

"Was wird eigentlich aus uns?"
"Was?"
"Naja, du erwähntest mal, dass dir nicht viel Zeit bleibt. Wegen der Sache mit diesem Geist."
"Ihr seid dann frei. Ich will euch nicht verletzen, oder dass sie mich dazu benutzt um mit euch Unrecht zu tun..."
"Dann werden wir morgen wohl verschwinden..." hauchte Zoroark deprimiert.
Kleoparda blieb stehen.
"Nein! Ich weiche nicht von der Seite meines Trainers! Selbst wenn es Unheil über mich bringen würde!"

Touko öffnete die Augen.
"Wa-was ist...? Ist was passiert? Und warum trägst du mich?"
"Nein, nein. Psst. Alles gut. Schlaf' weiter."
"Ich will den Rest des Weges laufen..."
"Nun gut..."

Die Lichter des Riesenrades flimmerten hinter dem Berg in grellen Farben.
"Wir sind gleich da!"
"Also verbringen wir unsere letzten gemeinsamen Stunden an dem Ort, an dem alles begonnen hat, nicht wahr...? Wie viel Zeit wohl vergangen ist?"
"Etwas mehr als ein Jahr, denke ich..."
Touko hob den Kopf zum rötlichblauen Himmel hinauf und lächelte. "Los, kommt."

Der allerletzte Tag bricht an... Die Sonne geht auf. Heute Nacht, nach Mitternacht wird alles vorbei sein... Hätte man mich damals gefragt, ob ich bereit wäre, alles zu verlieren, wäre meine antwort 'ja' gewesen. Damals hab ich kaum einen Grund zum Lachen gehabt. Doch würde ich jetzt gefragt... Nein. Ich bin nicht bereit. Nicht jetzt, nicht hier, nicht so. Nicht vor ihr...
Diese Gefühle und Gedanken sind schrecklich...

I wouldn't mind.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt