Kapitel 27

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"Du bist wach?"
"Natürlich... ich hab schlecht geträumt..."

Ich laufe. Laufe immer weiter diesen schier endlos langen Tunnel entlang... nirgendwo ist nur ein Hauch von Tageslicht zu sehen... nur dieses rote... düstere Licht... es tropft Blut von den Wänden... Qualvolle Schreie hallen wieder und dieses dumpfe Geräusch, gefolgt von einem platschenden Knacken... ich sehe nur Silhouetten. Aber ich traue mich auch nicht nachzusehen wer diese Lebewesen sind. Weder weiß ich, ob es Pokemon, noch ob es die sterblichen Überreste von Menschen sind... wenn ich ehrlich sein soll... mich beschleicht das beunruhigende Gefühl beobachtet zu werden. Nur wo? Wenn ich mich umdrehe, so befürchte ich, wird es mit mir kurzen Prozess machen... und ich teile das Schicksal dieser Sterblichen... aber wenn nicht... wird mich die Neugier irgendwann verrückt werden lassen... huch? Eine Tür? Was wohl dahinter verborgen liegt? Ob ich sie öffnen sollte?

N trat hinein. Ein Schrein stand in der Mitte des Raumes. Auf ihm lag ein Zettel. Im Schatten standen Kerzen aus ihren Haltern. An der Wand liefen Bluttropfen von der Schrift zum Boden.
"Eine Seele, die nie ruht." las er laut.
Das Blatt bewegte sich etwas.

"Ich wollte das alles nie... Warum konnte ich an diesem Tage nicht einfach im Keller, dem Eingang fern, von einer schweren Holztür mit den eisernen Ketten des Schlosses verweilen? Ich bin daran schuld. Ich habe dies getan... ja, ich wollte fliehen. Das Grün der Wiesen, das Weiß des Schnees, das Blau des Himmels sehen, von dem sie schwärmten. Ich wollte das Reine Schwarz und das wahre Weiß sehen. Die Lebenden... nicht nur das vor Blutrot triefende, moderig riechende Gemäuer dieses Verließes... ich wollte leben... Sie riefen, dass ich eine der Verlassenen, des Abschaumes sei... Diese Lebenden... sie trugen mich, gekettet in Fesseln zu einem hoch gelegenen Berg. Den Mund verbanden sie mir. Ich konnte kaum atmen.
Das Bewusstsein erlangte ich wieder, als ich das laute Geräusch hörte, als Erde auf die schwarze Platte über meinem Gesicht fiel.
Wie tief haben sie mich wohl vergraben? Lebendig begraben? Warum? Was habe ich ihnen jemals getan?
Das werden die Lebenden bereuen... ich... bin die ruhelose Seele. Ich.
Das nie enden wollende Verlangen nach dem Leid... der Angst. Das bittersüße Flehen, ich solle sie verschonen.
Ich werde erst ruhen, wenn ich diesen Clan ausgelöscht habe... bis zum letzten Tropfen... ihres unreinen Blutes."

Er sah auf.
"Wer diesen Brief wohl geschrieben hat? Wer begrub diese Person lebendig?"
"Das... ist meine Geschichte... und du..."

Die vertraute Stimme brach urplötzlich ab und die vom Gestank der Verwesung stechend riechende Umgebung löste sich allmählich auf.
"Eine Seele... die niemals ruhen wird..." flüsterte ihm etwas ins Ohr und der junge Trainer spührte einen Schmerz im Rücken.
Er sank zu Boden.

N riss schweißgebadet die Augen auf und keuchte kraftlos.
Wa-was soll das alles bedeuten?!"

I wouldn't mind.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt