Kapitel 77

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Viel Zeit ist jetzt schon vergangen... mittlerweile ist es Herbst geworden... ob es sich überhaupt noch lohnt, ihn zu suchen? Ich weiß weder wo er ist, noch ob er überhaupt in der Lage ist, mich zu verstehen... wenn sein Geist zerfressen ist...? Ich darf aber nicht aufgeben.

"Touko, vergiss nicht wieder zu frühstücken! Du hast gestern Abend schon nichts gegessen!"
"Ich habe keinen Hunger, Mama... wirklich nicht."
"Touko!"
Sie rannte aus der Tür. Ihre braunen Haare, die bunte Stränen zierten, wehten im Wind.
Die junge Trainerin zupfte ihren schwarzen Rock und das weiße Top zurecht.
Plötzlich schlug die Tür auf.
"Du kommst jetzt sofort 'rein und machst dich für die Schule fertig! Aber zackig, junge Dame."
"Nein!"
Hastig fuhr sie herum und rannte in Richtung des bunt gefärbten Wald. Einige Laubblätter fielen auf den Waldboden.

'Du weißt, dass das nicht gut ist? Essen ist wichtig...'
"Ja, ich weiß... aber ich habe keine Lust auf meine Familie gehabt. Oder auf die Schule. Ich will leben. Und ich sein. Und nicht irgendetwas, was ich sein soll. Sie zwingt mich, dass ich Ärztin werden soll."
'Was willst du jetzt tun?'
"Mal sehen."
Die Bäume wanden sich im Wind und Toukos Haar wirbelte ihr ins Gesicht. Dicke, graue Regenwolken zogen am Himmel auf.
'Es regnet sicher gleich...'
"Egal! Lass uns weiter gehen."

Touko lief durch das hohe, goldgelb gefärbte hohe Gras einer Wiese. Ihre Hände berührten die Spitzen.
Zoroark stellte sich neben sie und sah zum Himmel.
Das Mädchen schloss die Augen.
Was ich mir wünsche? Ihn. Hier bei mir. Jetzt sofort. Er war für mich eigentlich immer die Stütze... Ja, es vergeht noch immer kein Tag, an dem ich nicht an N denke. Diese Gewissheit, dass jetzt womöglich jede Hilfe zu spät kommt, zerreißt mich innerlich. Selbst wenn ich ihn finden würde, er würde sich nicht mehr an mich erinnern...
'Touko? Alles in Ordnung?'
"Ja, wieso?"
'Du wirkst so... abwesend und traurig.'
"Hm..."

Nach einigen Augenblicken riss sie jemand zu Boden.
"Endlich! Ich hab dich gefunden!"
"Ah... N?"
"Ja..."
"Du hast dich verändert!"
"Du dich aber auch! Die bunten Strähnen sind neu, du hast deinen Style verändert und die Lippenpiercings sind auch neu, oder?"
"Mhm."
"Du bist noch immer so schön..."
Ihre Wangen wurden rot. Er kam mit seinem Kopf immer näher. Kurz bevor sich ihre Lippen berührten, flüsterte N ihr etwas zu.
"Ich liebe dich."

Sie lagen dicht nebeneinander und sahen zum Himmel hinauf.
"N?"
"Ja?"
"Wo ist euer Versteck? Und gibt es einen Weg dich zu befreien?"
"Da ist so eine alte Waldhütte, gar nicht weit von hier. Etwa eine Stunde Fußmarsch. Ich bezweifle es... es sei denn Mary würde verschwinden. Aber egal wo ich bin. Sie sieht es wegen diesen Ringen in meiner Ohrmuschel... eigentlich ist es ziemlich gefährlich hier zu sein. Ich will dich nicht in Schwierigkeiten bringen... ich sollte gehen..."
"N, bitte nicht! Lass mich nicht wieder allein!"
"Hätte ich die Wahl, würde ich nicht gegen... bitte wein' doch nicht."
Er umarmte sie tröstend.
"Ich denke, es wäre besser für dich, mich zu vergessen und normal weiter zu leben... Touko..."
"Niemals. Ich werde einen Weg finden. Egal wie viel Schmerzen er mit sich bringt!"
N schloss die Augen.
"Ich werde dich nicht aufgeben." wisperte sie.

Die Sonne versank hinter den hohen Bäumen des Waldes. N sah zu Touko und hielt ihre Hände.
"Ich muss zurück. Nächste Woche wieder hier, okay? Einen Tag lässt sie mir nämlich als normalen Menschen."
"Okay... bis dann."
"Bis dann." sprach er sanft und traurig.
Einige Augenblicke standen sie sich noch schweigend gegenüber und sahen sich an.
N küsste Touko und verschwand im Dickicht.

I wouldn't mind.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt