№ 7

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Auf direktem Weg werde ich zur Abteilung der Gynäkologie gefahren. Ein Arzt kommt auf mich zu, schiebt mich in eines der Behandlungszimmer und legt mich mit Hilfe einer Schwester auf die blaue Liege. "Haben sie ihren Mutterpass dabei?" werde ich gefragt. Scheiße. Wo ist meine Tasche? "Der ist in meiner Tasche. Könnten sie Herr Reus fragen, ob er die hat?" Gleichzeitig wird die Tür von einer Schwester geöffnet und sie kommt mit Marco und meiner Tasche herein. "Brauchst du etwas daraus?" fragt er mich."Ähm ja da drinnen ist ein kleines Heft, das ich bräuchte." Er übergibt es mir und ich gebe es weiter an den Arzt.

Das Gel wird auf meinen Bauch getropft und verteilt. "Soll Herr Reus raus gehen?" werde ich gefragt. "Nein nein, er kann ruhig hier bleiben, wenn er will." Der Arzt nickt Marco zu, der immer noch an der Tür steht und sich alles von weitem anschaut. "Sie können sich ruhig hier hin setzen." Er bekommt einen Stuhl neben die Liege geschoben und setzt sich darauf. "Dann schauen wir mal, wie es ihrem Baby geht." Meine Hände werden feucht und ich spanne mich unbewusst an. Was wenn es dem Zwerg in mir nicht gut geht? Wenn er gar nicht mehr lebt? "Also ich darf sie beruhigen, es ist alles gut soweit. Dem Baby geht es gut. Das Blut kam vorhin wegen dem Aufprall gegen die Stange." Er fährt mit dem Gerät weiter hun und her. " Wie ihn ihr Gynäkologe bestimmt schon gesagt hatte, ist alles noch sehr risikoreich. Also machen sie bitte bei allem was sie machen sehr vorsichtig." Zum ersten Mal fällt mein Blick auf den Monitor. Es ist ein wunderschönes Gefühl zu sehen, dass es ihm gut geht. Marco streicht mir über meine Wange und lässt mich kurz erschaudern. "Ich hab dir doch gesagt, dass alles gut wird." sagt er in einer leisen Tonlage. Wenn er wüsste, dass es sein Kind ist, was er dort sieht. Ob dann immer noch alles gut ist?

Zusammen laufen wir zurück zum Fahrstuhl. "Ich wünsche mir später auch Kinder." sagt er auf einmal. "Hast du mit deiner Freundin schon darüber gesprochen?" Wenn er eine Freundin hätte, würde für mich, glaube ich, eine kleine Welt zusammenbrechen. "Da fängt es ja schon an, es gibt nicht mal eine. Und wenn es eine geben sollte, dann ist sie eh nur wegen meinem Geld mit mir zusammen. Es gibt leider sehr Wenige, die mich als Marco lieben und nicht als Person der Öffentlichkeit." Traurig schaut er zz mir und dann auf meinen Bauch. Er hält mir die gläserne Tür auf und wir treten ins Freie, wo schon Anna und Nick auf mich warten. Beiden falle ich in die Arme und bekomme von Nick einen dicken Kuss auf die Wange aufgedrückt. "Dann dir noch alles Gute und...ähm auch mit deinem Freund." Mit dem Kopf deutet er auf ihn und lächelt mich an, was irgendwie erzwungen wirkt. "Meinst du Nick?" lache ich "Nick ist nicht mein Freund und wird es auch nie sein. Er ist wie ein Bruder für mich und ich wie eine kleine Schwester für ihn. Also keine Sorge." Marco reicht mir meine Tasche, die ich über meine Schulter hänge. Ich gehe auf ihn zu und nehme ihn in die Arme. "Danke, dass du da warst." flüstere ich. Jetzt liege ich also in den Armen des Vaters meines Kindes. Wie soll ich ihm jetzt bitte beibringen, dass das Baby, welches er vor ein paar Minuten auf dem Monitor gesehen hatte, seines ist? Er hat sich mir gegenüber so sehr geöffnet. Gesagt, dass er sich Kinder wünscht. Vielleicht macht es diese Aussage leichter, es ihm zu sagen.
Ich weiß es nicht, wenn ich es nicht tue. Aber ich traue mich nicht, es zu probieren. Ich habe zu viel Angst vor seiner Reaktion.

MY OWN LITTLE FAMILY?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt