№ 36

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"Anna?" Ein Grummeln ist am anderen Ende der Leitung zu hören und anschließend ein Seufzen. "Du musst mir helfen." bettle ich und schaue immer wieder vorwichtig zu Marco, der tief schlafend neben mir liegt. "Wenn es jetzt nichts wirklich Wichtiges ist, dann lege ich auf der Stelle auf, das kannst du aber wissen!" "Also Marco und ich haben heute unser zwei Monatiges und ich hab kein Geschenk." Ich versuche es do dramatisch wie möglich herüber kommen zu lassen, doch mir ist klar, wie lächerlich es ist, Anna um zwei Uhr in der Nacht anzurufen, obwohl ich sie in weniger als sechs Stunden in der Uni sehe. "Boar Mädel, das ist jetzt bitte nicht dein Ernst oder? Du rufst mich mitten in der Nacht an, um mich darauf hinzuweisen, dass du nich kein Geschenk für deinen Freund hast? Hätten wir das nicht einfsch in aller Ruhe in den Pausen bereden können. Echt. Ne, ich fasse es nicht. Soll ich dich das nächste mal auch mal in der Nacht anrufen und dir sagen, dass ich mal aufs Klo muss? Das wäre für dich in dem Moment exakt so uninteressant, wie das hier gerade für mich. Also ich schlaf jetzt weiter." Damit war das Gespräch beendet und ich saß wie vor fünf Minuten verzweifelt auf meinem Bett, ohne eine Idee zu haben, was ich ihm schenken könnte.

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"Ach Magda du bist auch mal wieder da!" Nick kommt mir entgegen und umarmt mich freundschaftlich. "Schön dich wieder zu sehen." Mit einem Nicken entferne ich mich von ihm und laufe auf Anna zu. "Komm jetzt erst gar nicht an mit einer Entschuldigung. Wegen dir lag ich dir restlichen Stunden noch wach im Bett und hatte ungewollt überlegt, was du Marco schenken kannst." Mit erwartungsvollen Blicken mustere ich sie. "Wie wäre es mit einer Bildercollage von euch Beiden. Du kaufst einfach so einen großen Bilderrahmen, in den man verschiedene Bilder einlegen kann." Perfekt! Es ist persönlich, nicht allzu teuer und passt einfach perfekt. "Danke. Danke. Danke." quietsche ich und falle ihr um den Hals. "Danke."

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Mit acht verschiedenen Bildern und dem großen Rahmen sitze ich in meinem WG Zimmer, während wir zusammen die Fotos einordnen. "Denkst du er wird sich freuen?" Skeptisch blicke ich Anna an, die wie wild nickt. "Ich denke, ein schöneres Geschenk kannst du ihm gar nicht machen. Und das Größte hast du noch in dir." Stimmt, das größte und schönste Geschenk trage ich in mir.

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"Darf ich denn morgen mit ihnen in der Uni rechnen?" "Mal schauen wie der Abend so verläuft." grinsend verabschiede ich mich von meiner Freundin und trotte mit meiner Reisetasche das Treppenhaus nach unten. Vor mir steht ein relativ kleiner Mann in Marcos Alter und winkt mir zu.
"Hey du musst Marcel sein oder?" "Jap der bin ich." Er kommt auf mich zu und nimmt mir die Tasche ab, um mit kurz drauf die Autotür aufzuhalten. "Wieso holst du mich eigentlich ab?" "Erstens hätte Marco wieder mit einem Taxi kommen müssen und zweitens war ich eh unterwegs." Ich muss wirklich mal zu einer Fahrschule gehen. Ich meine, ich bin siebzehn Jahre alt, da ist es doch eigentlich normal.

"So die Dame wir sind da." Marcel steigt ebenfalls aus, öffnet den Kofferraum, um mir meine große Tasche wiederzugeben. "Dann euch einen schönen Abend." Ich nicke ihm nur freundlich zu m und umarme ihn kurz. "Danke fürs fahren und dir auch noch einen schönen Abend."
Ich drehe mich zu Marcos Haustür um, werde aber erneut von Marcel aufgehalten. Er drückt mir einen Schlüssel in die Hand und zwinkert mir zu, bevor er entgültig in sein Auto einsteigt.
Verwirrt drehe ich den Schlüssel im Schloss um und drücke die Tür nach innen. "Okay?" flüstere ich vor mir hin und starre auf den Boden.

MY OWN LITTLE FAMILY?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt