Kapitel 20

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Ich war zugegebenermaßen ein bisschen überrumpelt. Daher starrte ich ihn einfach nur wortlos an. Ungerührt erwiderte er meinen Blick.

„Weißt du,", setzte ich an, „ Als ich dir sagte dass ich dir einen kleinen Gefallen schuldig bin, meinte ich damit nicht die Ermordung einer angesehenen Adelsfamilie."

Das könnte selbst für mich erhebliche Konsequenzen haben.

„ Was interessiert's dich'? Du verabscheust die Menschen doch sowieso, was macht es dir da aus wenn es ein paar weniger von ihnen gibt.", sagte er kalt.

Wo er recht hatte, hatte er recht.Trotzdem war es ein irsinniges Vorhaben.

„ Dir ist schon klar, dass du dafür in die Hölle kommst?", fragte ich ihn, nur um sicher zu gehen dass er die Konsequenzen seiner Handlung im Blick behielt. Ich war zwar nicht gerade für meine Sensibilität oder das Durchdenken meiner Pläne bekannt, aber selbst ich ermordete nicht einfach so eine Adelsfamilie.

„ Hilfst du mir oder hilfst du mir nicht?", war seine einzige Antwort. Er würde es so oder so tun, ob mit meiner Hilfe oder ohne.

„ Na gut.", lenkte ich schließlich ein,a ls wäre es keine große Sache, „ Hast du ein Plan?"

Das alles könnte zumindest interessant werden und zudem entdeckte ich gerade eine Seite an Cassian, die ich vorher nie gesehen hatte, und die war absolut grausam. Gefiel mir.

Cassian zuckte nur mit den Schultern. Jetzt wo die Ermordung der Warenne's beschlossene Sache war, sackte er in sich zusammen, vollkommen ausgelaugt.

„ Ich könnte ihr gesamtes Anwesen abfackeln.", schlug ich vor.

Entschieden schüttelte er den Kopf.

„ Nein, ich will in ihre Gesichter sehen, wenn sie sterben.", sagte Cassian.

„ Soll man die Sache auf dich zurückführen können oder hast du vor sie alle heimlich umzubringen?", fragte ich.

„ Soll ruhig alle Welt wissen, dass ich sie umgebracht habe. Ich stehe zu meinen Taten.", seine Stimme war voller Bitterkeit und Abscheu.

„ Ich würde dir trotzdem von einer öffentlichen Hinrichtung abraten.", sagte ich.

Er warf mir einen bösen blick zu.

„ Ich habe nicht vor, sie vor ihrem gesamtem Hofstaat zu ermorden.", erwiderte er.

„ Was hältst du von einem kleinen süßem nächtlichem Attentat?", fragte ich ihn.

Fragend blickte er mich an.

„ Wir schleichen uns Nachts in ihr Haus und bringen sie nach der Reihe alle um. Dieser Plan ist zwar nicht wirklich kreativ und extravagant, aber er erfüllt seinen Zweck.", antwortete ich.

„ Gut, lass und das so schnell wie möglich tun, am besten schon heute Nacht.", sagte er und wollte sich schon vom Bett aufstemmen.

„ Oh ganz ruhig Großer.", sagte ich und drückte ihn zurück in seine Kissen, „ Du bist nicht ganz in Form und ich unterstütze keine Selbstmordkommandos. Werde gesund, sammle deine Kräfte und dann nehmen wir unseren Plan in Angriff."

Ich erhob mich von seinem Bett und ging zur Tür.

„ Achja, am besten erzählen wir Leondra nichts davon. Sie würde einen Nervenzusammenbruch kriegen.", fügte ich noch hinzu und verließ dann wieder sein Zimmer und ließ Cassian gedankenverloren zurück. Ich glaubte nicht, dass er noch lange mit seiner Rache warten würde. Spätestens in drei Tagen würde es die Familie Warenne nicht mehr geben.

Die bevorstehende Ermordung ließ mir keine Ruhe, was zur Folge hatte das ich letzte Nacht nicht gerade gut geschlafen hatte. Nun saß ich unausgeschlafen und dementsprechend schlecht gelaunt am Frühstückstisch. Leondra erzählte mir irgendetwas was mich nicht im geringsten interessierte.

„ Du solltest schon mal zum Unterricht gehen.", unterbrach ich sie deshalb und scheuchte sie mit einer Handbewegung fort, „ Nimm Maifis mit."

Beleidigt zog Leondra ab, doch selbst sie widersprach mir heute nicht. Meine Laune war jenseits des Gefrierpunktes. Auch ich stand nun vom Tisch auf und machte mich auf den Weg zu Cassian. Wir mussten uns noch einen Plan überlegen, wie wir in das Haus der Warenne's kommen wollten.

Entschlossen klopfte ich an Cassian's Tür und gleich ertönte ein raues „ Herein."

Ich betrat sein Zimmer und fand Cassian auf dem Bett liegend vor.

„ Du siehst echt scheiße aus.", kommentierte ich sein Aussehen. Er war blass im Gesicht und hatte tiefe Augenringe. Es sah keineswegs so aus, als hätte er auch nur wenige Stunden geschlafen.

„ Charmant Höllenmädchen."

„ Was hast du an 'ruh dich aus'nicht verstanden?", sagte ich wütend. Wie sollten wir zusammen eine ganze Familie erlöschen, wenn Cassian selber so aussah als würde er bald den Löffel abgeben.

„ Tu nicht so als würdest du dir Sorgen machen.", erwiderte er ebenso verärgert wie ich. Es war unschwer zu erkennen wie gereizt er war.

„ Es interessiert mich einen scheiß, wie es dir geht, aber schließlich planen wir zusammen einen Attentat."

Wütend biss Cassian die Zähne zusammen und ich verschränkte provokant die Arme vor der Brust.

„ Also wie kommen wir unbemerkt in das Anwesen?", brach ich das Schweigen.

„ Das lass mal meine Sorgen sein, dich nehme ich nur als Verstärkung mit."

„ Mach dir nichts vor, du brauchst mich wenn du da lebend wieder rauskommen willst.", sagte ich.

Cassian stieß einen abschätzenden Laut aus.

„ Meine Stichwunde ist fast verheilt.", sagte er und warf mir bei der Erwähnung seiner Wunde einen bitterbösen Blick zu, offenbar verübelte er mir ziemlich, „ Wir ziehen das morgen nacht durch. Aufbruch um Mitternacht."

„ Abgemacht", willigte ich.

Nach meinem Besuch bei Cassian schloss ich mich wieder Leondra an und bat sie um einen leichten Schlaftrank. Nachdem sie mich fragend gemustert hatte und mir schließlich wiederwillig einen gegeben hatte, machte ich mich nun schon zum zweiten Mal auf den Weg zu Cassian. Das wurde mir langsam echt lästig. Doch diesmal klopfte ich nicht an. ich schlüpfte unbemerkt durch die Tür und stellte erfreut fest, dass Cassian gerade im Bad war. Schnell schlich ich zu seinem Nachttisch und kippte den Inhalt des Fläschchens in sein Wasser. Dann verschwand ich wieder unbemerkt. Er musste zumindest etwas Ruhe finden, bevor wir morgen aufbrachen und er konnte mir erzählen was er wollte. Seine Wunde war mit Sicherheit noch nicht verheilt. Ich war nicht gerade zimperlich gewesen als ich ihm meinen Dolch in die Seite gerammt hatte.


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