Kapitel 30

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Sie war nicht schwer zu finden. Ehrlich gesagt, war die Neuigkeit dass wir eine neue Schülerin hatten inzwischen wirklich jedem bekannt und das laute Geschnatter meiner Mitschülerinnen wies mir unüberhörbar den Weg. Ich trat in ein großräumiges Zimmer, dass aussah wie ein Gemeinschaftsraum. Zugegebener Maßen hatte ich von der Existenz dieses Zimmers bis jetzt noch gar nichts gewusst. Es hatte mich aber auch nicht sonderlich interessiert.

Ich betrat also den Raum und mein Blick fiel sofort auf ein paar Mädchen die sich im Kreis sitzend niedergelassen hatten und neugierig zu dem Neuankömmling schauten und sich angeregt mit ihr unterhielten. Sie war groß gewachsen, schlank und doch mädchenhaft. Ihr orangenes Haar war leicht gewellt und fiel ihr wie ein Wasserfall über die Schultern. Die Augen strahlten in einem satten Grün und sie lächelte bezaubernd zu den Mädchen hinüber. Ich lehnte mich an den Türrahmen und betrachtete in aller Seelenruhe das Geschehen.

„ Von welche Schule kommst du Levianna?", fragte eine meiner Mitschülerin die mir wage bekannt vorkam.

Die Neue warf in einer fließenden Bewegung ihre Haare zurück und setzte ein bezauberndes Lächeln auf.

„ Ach, das ist nur eine kleine Schule in der Nähe meiner Eltern, sie wollten mich unbedingt nah bei sich behalten. Die ist natürlich nichts gegen die Academy of magics hier."

Irgendetwas an ihr war nicht normal, das spürte ich, sie hatte etwas außergewöhnliches an sich. In meinem Kopf huschte ein Gedanke hin und her, doch zu flüchtig als dass ich ihn zu fassen bekam. Trotzdem, sie war mir nicht ganz koscher. Ich stand noch etwas länger im Türrahmen und betrachtete dieses merkwürdige Mädchen, dabei war sie kein Stück anders als die meisten Menschen die ich hier gesehen hatte. Im Grunde nichts besonderes, doch mein Bauchgefühl sagte mir da etwas anderes. Ich würde sie im Auge behalten müssen, so viel stand fest. Ich drehte mich schon wieder um, um dieses nervtötende Geplauder nicht mehr mit anhören zu müssen, als mir eine Idee kam. Blitzschnell wandte ich mich ihr wieder zu und durchbohrte sie mit kritischen Blicken. Genau dann schaute sie zu mir auf und erwiderte meinen Blick, erst erstaunt, dann nervös. Aber meine Vermutung war unbegründet. Sie war kein Engel, da war nichts Himmlisches an ihr. Kopfschüttelnd verließ ich den Raum wieder, doch der Gedanke dass etwas nicht stimmte ließ mir keine Ruhe. Meine übermenschlichen Kräfte hatten mir stets einen guten Instinkt geliefert und das konnte ich auch jetzt nicht ignorieren. Ich lief die Gänge umher und überlegte was ich als nächstes tun würde: stumpfe Observation, Ihren Lebenslauf kontrollieren oder einfach abwarten.

Meine Neugier führte mich schließlich ins Büro unseres Schulleiters. Laut klopfte ich an die Tür, stieß sie dann jedoch auf ohne auf eine Antwort zu warten.

Wie immer verfinsterte sich Edmunds Miene als er mich sah. Seine Augen verengten sich, die Augenbrauen zogen sich zusammen und sein Mund glich einer graden Linie.

„ Die neue Schülerin, wer ist sie?", kam ich sofort auf den Punkt.

„Es ist mir neu, dass du dich für deine Mitschüler interessierst.", erwiderte er.

Ich starrte ihn unterdessen einfach böse an, was ich nebenbei gesagt viel besser konnte als er.

„ Tue ich auch nur in Ausnahmefällen. Also: wer ist diese Levianna?"

„ Eine Austauschschülerin von einer kleineren magischen Schule auf dem Land. Sie ist allerdings sehr talentiert und es wurde uns nahegelegt mal einen näheren Blick auf sie zu werfen. Wenn sie wirklich so talentiert ist, würde ich überlegen sie hier zu behalten."

„Aha, interessant. Ich will Nachname, Wohnort, Familienstammbaum und ihre letzte magische Beurteilung sehen, ich schick Leondra sie soll das heute Abend hier abholen.", sagte ich und ging wieder hinaus. Ich war immer noch der festen Überzeugung das irgendetwas mit ihr nicht stimmte.

Satans TochterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt