Kapitel 27

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Wir hatten kaum einen Fuß aus der Kutsche gesetzt als Leondra schon mit wehenden Haaren zu uns hinüber lief.

„ Cassian!", rief sie und warf sich überschwänglich in seine Arme, „ Oh mein Gott, ich habe davon gehört, wie geht es dir? Ist es wahr wurdest du ausgepeitscht? Hast du Schmerzen?"

Cassian blickte schon beinahe liebevoll auf sie herunter und streichelte ein paar Mal über ihre schwarzen Haare.

„ Es ist alles in Ordnung Leondra, beruhig dich, mir geht es inzwischen wieder gut."

Mit dieser Antwort offenbar zufrieden drehte leondra sich nun zu mir.

„ Du hast dein Versprechen gehalten, danke.", sagte sie und ich hörte die Ehrlichkeit in ihrer Stimme.

Ich nickte distanziert, was sie jedoch nicht zu bemerken schien, denn schnell trat sie einen Schritt vor und schlang beide Arme um mich.

„ Ich schätze es ist unnötig dich zu fragen, ob du zurecht gekommen bist, ich bin froh dass du wieder da bist.", sagte sie und ließ mich wieder los.

Auf diese herzliche Geste reagierte ich gar nicht und ging stattdessen einfach in mein Zimmer, ich brauchte etwas Zeit für mich, am besten weit weg von diesen liebesbedürftigen Menschen.

Seufzend lag ich auf meinem Bett und dachte über die verzwickte Sitaution nach in der ich mich befand. Ich war kein Schritt weiter bei meiner Mission einen Nachfolger zu finden und das würde in Zukunft nicht einfacher werden, wenn sich erstmal das Himmelreich einmischen würde. Das Beste wäre einfach wieder zu verschwinden, zurück in die Hölle, denn so mächtig wie ich auch war, sogar ich war nicht unantastbar, dennoch weigerte ich mich so einfach aufzugeben. ich werde nicht mit eingezogenem Schwanz zurück zu meinem Vater laufen. ich würde siegen, so wie immer.

Ein lautes Klopfen riss mich aus meinen Gedanken und ich seufzte schon in Erwartung von unserem Direktor, der sicherlich die ein oder andere Standpauke auf Lager hatte. Mich meinem Schicksal ergebend, öffnete ich also die Tür und war ehrlich überrascht als ich Cassian erblickte.

„ Was willst du denn hier?", fragte ich ihn verwundert, „ ich war mir ziemlich sicher, dass du in nächster Zeit genug von mir haben würdest."

Cassian lächelte schmal.

„ Ich will mich bedanken."

Ich zog zweifelnd eine Augenbraue in die Höhe.

„ Wirklich Höllenmädchen, du hättest mich sterben lassen können und hast mich trotzdem gerettet, ich bin dir was schuldig."

Ich zuckte locker mit den Schultern.

„ Soll mir recht sein", erwiderte ich gelassen.

Cassian stöhnte entnervt.

„ Du kannst gar nicht anders oder? Du musst so schrecklich arrogant sein."

„ Was soll man machen? Wenn man so ist wie ich, hat man gar keine Wahl. Ich kann ja nichts dafür, dass ich so unfassbar intelligent, hübsch und schlichtweg genial bin."

„ Na ein Glück, dass du so überhaupt nicht eingebildet bist", sagte er sarkastisch.

„ Man tut was man kann.", sagte ich und musste unwillkürlich lachen.

Während unseres Gesprächs hatte Cassian sich entspannt an den Türrahmen gelehnt, sodass ich ihm nicht einfach die Tür vor der Nase zuknallen konnte.

„ Noch was?", fragte ich ihn,a ls er keine Anstalten machte zu gehen.

„ ja eine Sache wäre da noch.", antwortete er leise und kam dabei näher zu mir heran, dann senkten sich seine Lippen auf meine und er küsste mich.

„ Es gibt nicht schöneres auf der Welt, als dich einmal sprachlos zu erleben.", flüsterte er mir noch ins Ohr, dann machte er auf dem Absatz kehrt und ging.

Gerade wollte ich die Tür schon wieder schließen,als ich eine bekannte Stimme vernahm.

„ Sharin! Denk ja nicht du würdest ungeschoren davon kommen! ich habe genau von dem Vorfall auf dem Anwesen der Familie Warenne gehört!"

Edmund Combe, unser allseits geliebter Schulleiter, ging mit raschen Schritten auf mich zu, fest entschlossen mich zur Rede zu stellen. Das würde ja noch ein schöner Tag werden.

Nach einer Strafpredigt die doch tatsächlich über eine Stunde gedauert hatte, ging ich in den Essensaal um mir ein hoffentlich leckeres Abendbrot zu gönnen. Ich betrat gerade den Raum als Leondra mich auch schon überschwänglich zu sich und Cassian winkte. Gemächlich ging ich an ihren Tisch und setzte mich Cassian gegenüber, die Schüler um uns herum tuschelten.

„ Wo sind denn deine Freunde?", fragte ich Cassian und biss dabei herzhaft in ein noch warmes Brötchen.

„ Die sind, sagen wir mal, etwas verstört.", antwortete er und begann ebenfalls zu essen.

Maifis der zu Leondras Füßen lag hob den Kopf und stieß mich mit seiner Schnauze an.

„ Hallo mein Kleiner, freut mich auch dich zu sehen.", sagte ich und streichelte ihn.

Dann wandte ich mich wieder meinem Essen zu.

„ Wie ich sehe versteht ihr euch beide inzwischen besser.", durchbrach Leondra die Stille und deutete auf Cassian und mich.

Auf unsere fragenden Blicke hin antwortete sie achselzuckend.

„ Naja ihr habt euch bis jetzt noch nicht mal beleidigt."

Cassian grinste.

„ Weil Sharin sich in meiner Nähe unsicher Fühlt, deswegen sagt sie nicht mehr.", sagte er, als ich nicht antwortete.

Leondra schaute überrascht, ich nahm das eher gelassen hin und schnitt das Fleisch zu ende, was saftig auf meinem Teller lag. Dann hob ich das Messer und hielt ich Cassian an die Kehle.

„ Kann es sein dass der kleine Erdbewohner müpfig wird?", fragte ich ihn und strich mit dem Messer seine Kehle entlang, bis hinauf zu seinem Kinn, sodass er den Kopf anheben musste, damit ich ihm nicht ins Fleisch schnitt.

„ Verwechsle Stille bitte nicht mit Schwäche, keiner schreit seine bösen Pläne laut heraus."

Cassian lächelte nur und griff nach meiner Hand, die das Messer hielt.

„ Du würdest mir doch nicht wirklich etwas antun?", fragte er scheinheilig.

„ Oh, wir wissen beide dass ich es tun würde.", erwiderte ich todernst.

Mit einer Blitzschellen Bewegung verdrehte er mein Handgelenk, sodass ich das Messer fallen lassen müsste. Ich gab einen leisen Schmerzenslaut von mir, doch da hatte er auch schon mein anderes Handgelenk umfasst und mich zur Hälfte über den Tisch gezogen. Leondra sprang erschrocken auf, doch keiner von uns beachtete sie wirklich. Stattdessen ließ ich Flammen aus meinen Händen empor schießen und erschrocken zuckte Cassian zurück. Das nutzte ich um mich aus seinem griff zu befreien, dann sprang ich leichtfüßig über den Tisch, sodass ich nun neben Cassian stand der ebenfalls aufgesprungen war. Mit einer schnellen Armbewegung wehrte ich einen neuerlichen Angriff ab und schloss meine linke Hand um seine Kehle, sodass er nicht mehr atmen konnte. Kalt blickte ich ihn an, während er verzweifelt nach Luft schnappte und versuchte meine Finger von seinem Hals zu lösen. Um uns herum erklangen panische Schreie. Dann jedoch änderte Cassian seine Taktik und griff nach dem auf dem Tisch liegendem Messer, statt weiter zu versuchen sich aus meinem Griff zu befreien. Er zog mir die Klinge blitzschnell über den Arm und ich ließ ihn los. Er rang immer noch keuchend nach Luft und musste sich an der Tischplatte festhalten um nicht umzufallen. Ich dagegen presste meine Hand auf die frische Wunde.

„ Ich nehme es zurück.", sagte Leondra deprimiert, „ Ihr habt euch kein bisschen geändert."

„ Wir wollen doch nicht mit alten Gewohnheiten brechen.", sagte ich.

Satans TochterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt