Kapitel 19

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Ich hatte Kora auf's Krankenzimmer gebracht und mich sogar noch kurz mit ihr unterhalten.

Wir hatten über den Kampf gesprochen und über unsere Angrifftstechniken und mussten dabei feststellen das uns Teamarbeit nicht wirklich lag. Nachdem schließlich ein Heiler zu uns kam um Kora zu verarzten verabschiedete ich mich und schaute noch mal beim Training vorbei, doch für heute waren wir fertig. Ganz abgesehen davon das die Hälfte unseres Kurses nicht mehr kampffähig war. Von Cassian fehlte jegliche Spur, aber ich legte es auch nicht auf ein erneutes Treffen an. Diesen Kampf hatte ich gewonnen und das war für's erste alles was mich interessierte. So schlenderte ich gut gelaunt zurück auf mein Zimmer. Meine restlichen Kurse besuchte ich schon so gut wie gar nicht mehr, was sowohl meine als auch die Nerven meiner Mitschüler schonte. Als ich mein Zimmer betrat wartete Quendir bereits ungeduldig auf mich und hüpfte vor Aufregung dauernd auf und ab. In seiner rechten Hand hielt er ein kleines längliches Gerät.

Meine Laune wurde heute immer besser.

Denn diese kleine Erfindung meines Vaters würde mir hoffentlich meine Vermutung bestätigen. Ganz entgegen meiner Erwartungen war in den letzten tagen rein gar nichts geschehen, kein Angriff, keine Spionage, kein Attentat. Das war schon fast langweilig,

Aber wenn ich recht behielt, und das tat ich in der Regel immer, dann war das mein Beweis.

Das kleine längliche Objekt war nämlich ein magisches Spionagegerät.

Es war in der Lage alles gesagte zu behalten und bei Bedarf wiederzugeben. Mein Vater hatte solche Dinger als eine Art magisches Tagebuch genutzt, um wichtige Ereignisse und Geschichten festzuhalten und nun hatte ich dieses kleine Ding etwas zweckentfremdet. Bei Meinem Besuch im Hause Warenne hatte ich das Teil unbemerkt unter dem Tisch befestigt und am Ende des Abends, kurz bevor wir gegangen waren, aktiviert. Nun brannte ich förmlich darauf zu hören, was nach unserer Abreise so alles besprochen wurde. Neugierig setzte ich mich auf's Bett, machte es mir bequem und aktivierte es. Und sofort hörte ich die glasklare Stimme von Helen Warenne.

Dieses kleine Biest nimmt uns all das weg, worauf wir so lange hingearbeitet haben. Ich kann gar nicht glauben, dass Alick so etwas zugestimmt haben sollte. Cassian ist noch viel zu jung um sein Erbe anzutreten!

Die Wut in ihrer Stimme war kaum zu überhören.

Das ist eine unerwartete und völlig unerwünschte Wendung des Geschehens, wir müssen unsere nächsten Schritte gründlich abwägen.

Das war die Stimme von Helen's Vater Gavin Warenne und im Gegensatz zu Helen klang er ruhig und bestimmt.

Dafür haben wir keine Zeit! Wir müssen diese lächerliche Hochzeit verhindern! ich habe Alick Grave bestimmt nicht umsonst Monate lang angeschmachtet, nur im jetzt feststellen zu müssen, das mir nichts von dem Vermögen zustehen wird.

Helen war außer sich vor Zorn. ich hörte wie sie im Zimmer auf uns ab lief und konnte mir das Ganze bildlich vorstellen.

Wir müssen die beiden aus einander bringen. Wir haben schon viel zu viel auf's Spiel gesetzt um jetzt einen Rückzieher zu machen. Wenn wir jetzt verlieren war alles umsonst.

Mit ein paar Schwierigkeiten erkannte ich die Stimme von Helen's Bruder, dessen Name ich schon wieder vollkommen vergessen hatte.

Wir können Joleen nicht einfach verschwinden lassen. Das wäre zu offensichtlich. Wir müssen Vorsicht walten lassen, Man darf die Geschichte mit Maline nicht auf uns zurückführen können.

Nun sprach wieder Gavin und da hatte ich mein Geständnis. Die Geschichte mit Maline, eine schöne Beschreibung für den geplanten Mord an einer Adligen.

Niemand wird Verdacht schöpfen, es gibt keinerlei Beweise gegen uns und das hat uns einiges gekostet, Vater. Aber niemand stiehlt mir mein Vermögen und meine Macht, nicht jetzt wo das alles zum greifen nah ist.

Der Rest von dem Gesagten war unnötig. Das Geständnis hatte ich bereits und zwar ohne das sie etwas davon wussten. Unwillkürlich musste ich grinsen. Ich hatte es doch tatsächlich geschafft den Mordfall an Cassian's Familie aufzuklären. Hastig sprang ich vom Bett auf und verließ mein Zimmer. Den Weg zu Cassian legte ich quasi rennend zurück und ich hoffte inständig das er in seinem Zimmer war.

Ohne anzuklopfen, rauschte ich ins Zimmer und fand Cassian auf seinem Bett liegend vor, oberkörperfrei. Durch den plötzlichen Aufschwung der Tür war er jedoch so überrascht das er sich aufsetzte und sofort mit schmerzverzerrtem Gesicht zurück auf seine Kissen sank. Sein weißer Verband, der um die Stichwunde gebunden war, die ich ihm vor knapp einer Stunde zugefügt hatte, färbte sich schon wieder blutrot.

„ Ich hab's", sagte ich nur, schloss die Tür hinter mir, bevor ich mich zu ihm auf's Bett setzte und erneut erklang Helen's Stimme im Raum.

Je länger Cassian den Stimmen lauschte desto stiller wurde er, bis er leichenblass mit einer Todesmine auf dem Bett lag und finster Löcher in die Luft starrte. Ich beobachtete ihn gespannt. Alls die Stimmen schließlich verstummten richtete Cassian sich auf, bis er in einer halb aufrechten Position war. Sein Gesichtsausdruck war ernst und trotz seiner großen Verletzung wirkte er gefährlich. Seine Muskeln waren komplett angespannt und um Fassung ringend schloss er die Augen. Als er die wieder öffnete sah ich in ihnen nur noch den Wunsch nach Rache und Vergeltung. Bis jetzt hatte ich noch kein Wort gesagt, ich wartete immer noch auf seine Reaktion.

„ Du schuldest mit noch einen Gefallen.", sagte er dann mit tödlich ruhiger Stimme.

Überrascht blinzelte ich und starrte ihn an.

„ Dafür das ich dich als meine Verlobte vorgestellt habe.", ergänzte er, immer noch ruhig.

Ich nicke. Die Vorstellung Cassian etwas zu schulden gefiel mir immer noch nicht.

„ Diesen Gefallen löse ich hiermit ein."

Ich zog eine Augenbraue in die Höhe und musterte ihn stumm. Ich hatte eigentlich mit wütendem Geschrei gerechnet, wenn er das mit seiner Mutter erfuhr, aber er machte nicht die Anzeichen gleich in irgendeiner Art und Weise auszurasten.

„ Und was soll ich für dich tun?", fragte ich ihn.

Nun richtete er seinen Blick auf mich.

„ Hilf mir sie umzubringen, sie alle.", seine Stimme war eiskalt und ohne jegliche Gefühle.


Satans TochterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt