something sweet - Teil 43

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~Selina's Sicht~

Es war draußen bereits wieder dunkel als ich dieses Mal aufwachte. Vorsichtig setzte ich mich auf und griff nach meinem Trinkbecher. Das kalte Wasser lief meine Kehle herunter und ich spürte seine angenehme kühlende Wirkung. Als sich plötzlich mein Magen meldete, wusste ich das ich auf dem besten Weg der Besserung war, denn Hunger war bei mir immer ein Zeichen das es mir gut ging.
Und als ob die Schwester meine Gedanken gehört hatte, öffnete sie die Tür und schob einen Wagen mit Tabletts herein. Sie lächelte freundlich und stellte mir das Essen auf den kleinen Tisch. Dieser war schwenkbar und so drehte sie ihn zu mir. Das erste mal konnte ich ihr Namensschild lesen. Karmen stand darauf.
Der herrliche Duft einer einfachen Gemüsebrühe stieg mir in die Nase. Gierig nahm ich den Löffel und wollte anfangen zu essen. Ich war schon dabei die erste Portion Richtung Mund zu führen da stoppte mich Karmen "Stop, Wait! It's to hot." meine sie lachend. Peinliche berührt legte ich den Löffel in den Teller zurück und grinste sie unschuldig an.
Karmen zog die Vorhänge am Fenster zu, schüttelte mein Kissen auf und erneuerte meinen Verband. Dann gab sie mir lachend die Erlaubnis zu essen. Bevor Karmen das Zimmer verließ fragte ich sie schüchtern, ob Samu denn noch da sei. Allerdings schüttelte sie nur den Kopf und meinte er würde sicher morgen wieder kommen.

Nachdem ich die Suppe verschlungen hatte, schaltete ich nochmals den Fernseher ein. Auf einen neuen Versuch, dachte ich mir. Dr Kurki hatte mir ein paar DVDs mit deutschem Untertitel gebracht. Jedoch waren es nur Kinderfilme und so hatte ich die Wahl zwischen Hannah Montana, Tabaluga und Ice Age. Ich entschied mich für letzteres, so hatte ich wenigstens etwas zu lachen. Bevor ich jedoch aufstehen konnte um die DVD einzulegen, zog ein Musiksender meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich verstand nicht viel was der finnische Moderator am Anfang redete, jedoch bekam ich heraus, dass es sich um ein Livekonzert von Sunrise Avenue in Deutschland handeln musste. Gespannt verfolgte ich die Reportage über die Band und erschrak als man plötzlich ein Bild von mir und Samu am See einblendete. Zum Glück erkannte man mich darauf nicht, aber ich erinnerte mich wie wir Arm in Arm an dieser Stelle gestanden hatten. Mein Herzschlag erhöhte sich spürbar und ich musste mich hinlegen um nicht in Ohnmacht zu fallen. Es war mir die Lust vergangen noch weiter fernseh zu schauen, also schaltete ich den Bildschirm wieder aus. Meine Gedanken kreisten um Samu, wo war er? Hatte er den Bericht schon gesehen? Was würde mein Chef dazu sagen, wenn er mich erkennen würde? Konnte ich auf der Straße überhaupt noch unerkannt bleiben? Diese ganze Überlegerei machte mich so müde, dass ich kurze Zeit später wieder einschlief.

Die nächsten Tage verbrachte ich damit wieder fit zu werden. Ich schlief viel, machte einzeln Spaziergänge im Park und Tom besuchte mich täglich. Er erklärte mir das Samu nach Deutschland geflogen war um seine Konzerte durchzuziehen, er aber danach sofort wieder kommen würde.

Eine Woche war ich nun im Krankenhaus gewesen und mittlerweile ging es mir einiges besser. Ich brauchte den Verband nicht mehr zu tragen, obwohl eine hässlich Narbe an meiner rechten Schläfe zurück bleiben würde. Auch die übrigen wunden Stellen an meinem Körper fingen an zu verblassen.
Ich stand vor dem großen Spiegel in meinem Krankenzimmer. Tom hatte mir Klamotten aus meiner Wohnung gebracht und so trug ich heute an meinem Entlassungstag eine Jogginghose, ein tank top und eine Strickweste. An der Tür stand bereits Tom mit meinem Gepäck und wartete auf mich "Du siehst gut aus!" meinte er, als er sah wie ich meine Stirn in Augenschein nahm. Ich streckte ihm die Zunge entgegen und lief dann noch einmal zu meinem Schrank um zu kontrollieren, dass ich auch wirklich nichts vergessen hatte. Bei Dr Kurki unterschrieb ich meine Entlassungspapiere und Tom stütze mich auf dem Weg zum Auto. Er hatte sich bereit erklärt die nächsten Wochen mein ambulanter Pfleger zu hause zu seinen, sodass ich nicht länger im Krankenhaus bleiben musste. Mit einer rießen Liste, was ich durfte und was nicht, fühlte er sich überlegen und grinste mich jedes mal an, wenn ich ihm nicht so gehorchte wie ich sollte.

Die nächsten Tage verbrachte ich damit zu essen, zu schlafen oder zu lesen. Tom hatte mit Mr Riipuu verhandelt das er meinen Lohn weiter zahlen würde, da es ja sozusagen ein Arbeitsunfall war. Jedoch wollte Mr Riipuu mich sehen sobald ich mich dazu im Stande fühlte.
Es waren mittlerweile zwei Wochen seit dem Unfall vergangen, doch Samu hatte sich noch immer nicht gemeldet, keine SMS, kein Anruf, kein Garnichts.

Ich war bereits mit Tom auf dem Weg zu Mr Riipuu. Nervös zupfte ich an meinem roten Kleid herum. Im Krankenhaus hatte ich so viel abgenommen, dass ich nun endlich locker in eine 38 passt. Es war sogar etwas zu groß.
Tom nahm meine Hand und küsste sie. Ich war ihm so dankbar für alles. Er war seit meiner Entlassung bei mir 'eingezogen' und hatte sich um alles gekümmert. Er hatte mir sogar einen Online- Sprachkurs besucht, sodass ich von Zuhause aus mit ihm lernen konnte.

Mein Herz klopfte als ich durch die Glastür in Mr Riipuus Büro trat. Etwas schüchtern setzte ich mich auf den Stuhl gegenüber von ihm. Auf dem Schreibtisch lag die neuste Ausgabe der Gloria. So ein Mist aber auch, also hatte er den Artikel von Samu und mir schon gesehen. Er sprach mit ruhiger aber bestimmter Stimme zu mir "Selina, was Sie getan haben, war nicht besonders klug." Ich spürte wie mein Herz anfing zu Rasen und der Schweiß sich auf meiner Stirn sammelte. Bevor ich etwas sagen konnte fuhr er bereits fort "Ich werde Sie dafür nicht feuern, schließlich lässt sich aus diesem Artikel nichts auf die Firma zurück führen." Er machte eine kurze Pause, jedoch konnte ich mich immer noch nicht entspannen. "Ich möchte Ihnen jedoch ans Herz legen, wieder zurück nach Deutschland zu gehen." Und BOOM die Bombe war geplatzt! Mich erfüllte ein Gefühlscocktail aus Scham, Angst, Verwirrung aber auch ein Hauch Erleichterung. "Ich weiß es wäre besser für Sie. Sie haben hier eine tolle Arbeit geleistet und alleinig deswegen werde ich es wahrscheinlich bereuen wenn ich sie gehen lasse, jedoch bin ich mir sicher, dass mit Hinblick auf Ihre Karriere, es besser wäre wenn Sie in Deutschland weiter machen."
Mein Hals war trocken und ich brachte kaum ein Wort hervor. Tausende von verwirrenden Gedanken strömten durch meinen Kopf. Ich musste etwas sagen! Ich konnte nicht einfach nur stumm sein.
Mr Riipuu verstand mich aber wohl auch ohne Worte "Ich habe Ihnen ein Empfehlungsschreiben geschrieben, welches sich rein auf Ihre Arbeit hier bezieht. Meli hat bereits Ihre Bewerbungsunterlagen zusammen gesucht, Sie können sie gleich mitnehmen." meinte er und streckte mir eine braune Mappe entgegen. Ich nahm sie mit zittriger Hand entgegen, immer noch ungläubig schaute ich auf und alles was meine pipsige Stimme herausbrachte, bevor sie wieder abbrach war "Warum? Warum sind Sie so nett zu mir?" Er lächelte mich freundlich an und streckte mir seine Hand entgegen. Ich legte die Meine zögernd hinein. Er drückte sie fest und meinte dann "Niemand kann einem gutausehenden Rockstar widerstehen!" er lachte leicht auf, tätschelte meine Hand noch einmal und drehte sich dann um. Ich verließ verwirrt das Zimmer.

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