something sweet - Teil 34

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~Selina's Sicht~

"You are not my Doctor McDreamy..." flüsterte ich als ich aus dem Aufzug stürzte.
Die Sonne blendete mich sofort als ich aus dem Gebäude stolperte. Was dachte sich Samu eigl dabei? Na gut okay, die letzte Nacht mit ihm war wunderschön und in seinen Armen fühlte ich mich geborgen und sicher, doch war das mit Vivianne noch keine Woche vorbei. Und das Trostpflaster für einen Rockstar zu sein, war gerade alles andere als das was ich wollte und brauchte.
In meiner Tasche suchte ich nach meiner Sonnenbrille, doch begann ich den Fehler und lief dabei einfach weiter, ohne auf den Weg zu achten. Als ich mit jemandem zusammen stieß, schaute ich erschrocken auf. Ich musste ein paar mal blinzeln, doch als ich erkannte wer mir da gegenüber stand war ich sehr beruhigt. Wie es der Zufall so wollte, lief ich direkt in Tom's Arme. Ich hatte ihn seit dem letzten Vorfall nicht mehr gesehen und wollte mich unbedingt bei ihm bedanken. Ich wollte gerade den Mund aufmachen um Tom zu begrüßen, da fiel er mir schon ins Wort "Oh Hi Selina! Tut mir leid. Bin spät drann. Hab ein Date. Wir sehen uns." und schon war er um die nächste Hausecke verschwunden. Mit offenem Mund starrte ich ihm nach. Ehm okay, gute, dann eben nicht, dachte ich mir und ging weiter. Da ich immer noch keine Bahnkarte hatte musste ich wohl auf die S-Bahn verzichten und mal wieder zu Fuß nach hause laufen.
Es war Freitag und Helsinki erwachte so langsam aus seiner Wochenmüdigkeit. Das Wochenende stand vor der Tür und es kam mir vor, als wolle Jeder noch seine letzten Einkäufe erledigen. Ich hatte beschlossen einen kleinen Umweg zu machen. Es war gerade erst Mittagszeit, vielleicht konnte ich noch etwas frisches Obst oder andere Zutaten für ein leckeres Essen vom Wochenmarkt abstauben. Ich schlenderte an den vielen kleinen Ständen vorbei und zog die ganzen Geräusche und Gerüche um mich herum ein. Leider waren die meisten Händler schon dabei ihre Sachen einzupacken, doch ich entdeckte einen kleinen Stand etwas abseits. An ihm saß eine junge Frau, etwa mein alter und sie hatte riesen Körbe mit Obst vor sich stehen. Neugierig ging ich näher in der Hoffnung das sie noch welche hatte. Und tatsächlich, vor mir lag eine letzte kleine Schüssel mit Himbeeren. Frische, rosarote, leuchtende Himbeeren! Man muss dazu sagen ich bin verrückt nach Himbeeren! Nichts geht bei mir über diese kleine süßsaure Frucht. Aber leider war gerade keine Erntezeit für sie.
Die junge Frau musste mein Strahlen bemerkte hab als ich die Himbeeren entdeckte, denn sie grüßte mich freundlich. "Can I have this raspberries please?" fragte ich sie. Sie nickte und fing an meine Bestellung in eine Tüte zu verpacken. "You are not from here right? From where you are?" fragte sie mich neugierig als sie mir die Tüte übergab. "I'm from Germany, I live here for one month." erzählte ich ihr. "Wow nice, what do you do here?" fragte sie weiter nach. Ich war zwar etwas überrascht über ihre Neugierde, aber dennoch freute ich mich ein wenig mit ihr zu plaudern. Wir unterhielten uns noch eine ganze Weile. Erst als mein Magen anfing sich lauthals zu melden, verabschiedeten wir uns und ich machte mich nun doch endlich auf den Weg zu meiner Wohnung. Silja, so hieß die junge Frau, war tatsächlich so alt wie ich und studierte Geschichte auf Lehramt an der University of Helsinki. Sie hatte freitags ihren freien Tag und vertrat dann ihre Oma auf dem Markt. Ich hatte mich mit Silja sogar für Montag auf dem Campusgelände verabredet. Sie würde mich etwas herum führen und mir dabei helfen, mich in die richtigen Kurse einzuschreiben.
Bereits auf dem Weg nach hause fielen die Himbeeren meinem Hunger zum Opfer, sodass ich nurnoch die leere Schachtel daheim entsorgen konnte. Da mein Heißhunger nun also fürs erste gesättigt war, überlegte ich mir was ich mit meinem restlichen Freitag noch anfangen sollte. Da ich nachts immernoch Panikattaken hatte, entschied ich mich gegen das Laufen und für schwimmen. Mein Wohnhaus hatte den Luxus, dass es einen hauseigenen Pool und zwei Saunen gab. Ich packte also meine Badesachen und ein großes Handtuch für die Sauna in eine kleine Tasche und hüpfte fröhlich die Stufen in den Keller hinunter. Ich beschloss zuerst ein paar Bahnen zu schwimmen, bevor ich mich zur Entspannung in die Sauna setzten würde. Öffentliche Saunen waren in Finnland eine Ausnahme, normal hatte jede Familie seine eigene und so wunderte es mich auch nicht, als ich mich eine Stunde später, alleine in der kleinen Schwitzkammer wiederfand. Zu meiner Erleichterung gab es in einem kleinen Kasten sogar ein Radio. Zu finnischem Folksrock legte ich mich auf eine der Bänke und entspannte. Schwitzen war gesund, es reinigt von innen heraus. Und auf eine Art und Weise hatte ich das Gefühl das ich diese Reinigung dringend benötigte.

Durch die Dämpfe und Musik benebelt, taumelte ich nach einer Ewigkeit zu den Duschen. Ich hatte jedes Zeitgefühl verloren und erschrak, als ich plötzlich auf die Uhr schaute. Es war bereits schon wieder 18 Uhr. Jedoch was hatte ich auch zu verrennen? Ich war alleine und hatte noch keine Freunde gefunden mit denen ich hätte feiern gehen können. Sowieso musste ich morgen früh aufstehen und es würde ein harter Tag werden. So sprach also nichts gegen einen gemütlichen Abend vor dem Fernseher. Nur in Bikini und mit einem Handtuch umschlungen tapste ich zu meiner Wohnung, in der Hoffnung, im Treppenhaus niemandem zu begegnen. Erleichtert atmete ich aus als ich endlich meine Türe hinter mir schloss. Ich schälte mich aus meinen nassen Sachen und zog frische Unterwäsche an. Im Bad griff ich wie gewohnt nach meiner Jogginghose und einem T-Shirt. Als ich gerade das Zimmer verlassen wollte, fiel mir eine schwarze Sweatshirtjacke ins Auge. Ich wusste sofort das es nicht meine war, doch wem gehörte sie dann? Beim genaueren Betrachten erkannte ich sie doch. Sie gehörte Samu, er musste sie wohl bei mir vergessen haben. Als ich an die letzte Nacht dachte, musste ich sofort anfangen zu lächeln. Wie gut es sich in seinen Armen angefühlt hatte. Ich drückte die Jacke an mich und zog seinen Duft ein. Sofort erkannte ich seinen markanten Geruch aus Parfum und Zigaretten. Eine Gänsehaut lief mir über den Körper und ich sehnte mich danach bei ihm zu sein. Ich schlüpft in die Jacke hinein, es würde schon keinen umbringen, würde ich sie diesen Abend tragen, morgen würde ich sie im wiedergeben. Grinsend lief ich in die Küche und holte mir einen meiner Diätshakes aus dem Kühlschrank. Zusammen mit meinem Laptop setzte ich mich gemütlich aufs Sofa. Zuerst checkte ich meine Mails, vielleicht gab es noch irgendwelche Fragen bezüglich morgen? Doch als mein Postfach leer war, öffnete ich meinen Facebook- Account. Ich scrollte keine Minute durch meine Neuigkeiten, als das Nachrichtenfeld meiner Mädelsgruppe aufplopplte. Schon Ewigkeiten hatte ich nicht mehr mit ihnen gesprochen. Meine Mädels, das hieß 10 ehemalige Mitschülerinnen aus dem Gymnasium, vermisste ich, neben meiner Familie, am meisten. Ich war so stolz auf uns, dass wir trotz der Studienzeit und trotzdem das wir alle in die komplette Welt verstreut waren, immernoch Kontakt hatten. Gerade waren sie am diskutieren, dass wir unbedingt mal wieder etwas unternehmen sollten. Ich kam kaum hinterher alle Nachrichten zu lesen, da war auch schon beschlossen das wir uns an Weihnachten treffen würden. Weihnachten, dass hörte sich noch wie eine Ewigkeit an, schließlich war der Sommer doch gerade erst vorbei. Jedoch passte Weihnachten auch bei mir sehr gut, schließlich wollte ich dort eh nach Deutschland kommen um meine Familie zu besuchen.
Kurze Zeit später klappte ich meinen Laptop wieder zu. Die Müdigkeit der letzten Tage überfiel mich plötzlich und ich konnte gerade noch meine Augen offen halten. Gerade wegs ging ich ins Schlafzimmer und legte mich ins Bett. Kaum ein paar Minuten später war ich schon in Morpheus Armen willkommen. In jener Nacht schlief ich so tief und so fest wie schon lange nicht mehr.

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