something sweet-Teil 22

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~Samu's Sicht~

Ich starte Selina eine Weile nach als sie aus der Tiefgarage rannte. Ich war ein Idiot! Ich wollte ihr nachlaufen, mich entschuldigen, aber das machte es auch nicht besser. Also fuhr ich nach Hause. Ich brauchte jetzt meine Ruhe um über alles nachzudenken. Vivianne hatte mich betrogen und ich musste es bei einem Interview erfahren, Selina empfand mehr für mich und ich spürte ebenfalls so ein kribbeln im Bauch, wenn ich an sie dachte...

Als ich meine Wohnungstür aufschloss war jedoch all die Müdigkeit und Erschöpfung in mir verflogen und ich spürte nurnoch Wut. Es waren immernoch alle Vorhänge zugezogen und es roch nach Alkohol, Zigaretten und teurem Parfüm. Guut! Vivianne war also immernoch da. Diese Hure würde ich nun im hohen Bogen aus meiner Wohnung und meinem Leben werfen.

Leise schloss ich die Eingangstür wieder, legte Mantel und Schuhe ab und ging dann ins Schlafzimmer. Vivianne lag nackt im Bett, nur eine dünne Decke bedeckte sie. Ich musste meinen Mund fest zusammen pressen um sie nicht sofort anzuschreien. Ich holte eine Reisetasche aus dem Schrank und ging ins Ankleidezimmer. Kochend vor Wut stopfte ich all ihre Sachen in die Tasche. Im Badezimmer machte ich das gleiche. Zurück im Schlafzimmer ließ ich die volle Tasche neben dem Bett auf den Boden fallen. Durch den Lärm schreckte Vivi auf und saß senkrecht im Bett. Ich stand mit verschränkten Armen vor ihr, doch hatte sie den Ernst der Lage noch nicht begriffen. Als sie mich sah, ließ sie sich murrend zurück ins Bett fallen, drehte sich zweimal und wollte wieder weiter schlafen. Ich ging zur großen Fensterwand und zog die Vorhänge mit einem lauten Ruck auf. Hinter mir meckerte Vivi und zog sich die Decke weiter über den Kopf. Doch mich interessierte es nicht. Ich hörte nichts mehr um mich herum, sah nurnoch die Zeitschrift vor mir am Boden. Es war die aktuelle Gloria und schon von weitem sprang mir die Titelstory entgegen: 'The fairytale gone bad - Beim Fremdknutschen erwischt' mit einem fetten Bild von Vivi und mir. Ich schlug die Seite mit dem Bericht auf und das Erste, das ich sah, war das Foto vom Titelblatt, aber diesmal hatte es in der Mitte einen künstlichen Riss. Daneben hatten sie ein Foto von Vivianne und einem Fremden gesetzt. Es musste in einem Club entstanden sein, denn es war recht dunkel. Doch man konnte darauf gut Vivi und einen fremden Mann erkennen. Sie presste ihren Körper eng an den seinen und küsste seinen Hals leidenschaftlich, wärend seine Hand auf ihrem Hintern lag. Er schaute jedoch erschrocken in die Kamera. Ich brauchte den Artikel garnicht zu lesen um zu wissen, dass ich diesen Mistkerl zur Schnecke machen würde! Erschrocken fuhr ich herum als sich zwei Hände unter mein T-Shirt schoben und Vivianne mich so aus den Gedanken riss.

Als ich in ihr Gesicht blickte und sie mich auf diese eine hinterhältige und verschlagene Art angrinste, wie es nur eine falsche Schlange konnte, rutschte mir die Hand aus und ich klebte ihr Rückhands eine. Meine oberste Regel hieß eigentlich: 'Schlage niemals eine Frau, egal wie wütend sie dich macht'. Doch in diesem Fall war es nicht meine Wut die zugeschlagen hatte, nein, es war die reine Enttäuschung und Verletzung. Ich sah in Viviannes erschrockenen Augen die ersten Tränen aufsteigen und als sie mich anschrie und beschimpfte, reichte es mir. Ich brüllte ihr all die Sachen entgegen die mich die letzten Jahre zur Weisglut getrieben hatten. "Wie konntest du mir das antun? Ich habe dich geliebt! Wer ist er? Was hat er, was ich dir nicht geben kann?" schrie ich sie immer und immer wieder an. Sie saß bitterlich weinend auf dem Bett und es zerriss mir fast das Herz, doch die Wut in mir war größer. Als sie nichts sagte, machte sich die Enttäuschung in mir breit und ich spürte wie die ersten Tränen sich ihren Weg bahnten. "Hast du denn garnichts dazu zu sagen?" krächzte ich und es kam nur ein weiterer Schluchzer von ihr, der mich nurnoch wütender machte. Ich hielt es hier nicht mehr länger aus. "Wenn ich wiederkomme, will ich dich hier nicht mehr sehen! Verstanden?!" schrie ich Vivianne an und stapfte zur Tür. Doch ich wartete nicht einmal mehr auf eine Antwort, sondern knallte die Tür mit einer Wucht zu, dass man es sicher in der ganzen Straße gehört hatte. Ich stolperte die Treppe bis in die Tiefgarage hinunter und setzte mich in meinen BMW. Ich fuhr Richtung Autobahn. Ich musste mich jetzt abreagieren und das konnte ich am besten wenn ich bei hoher Geschwindigkeit über die Straßen bretterte.

Als ich Helsinki wieder erreichte war es bereits finsterste Nacht. Das grelle Licht, der mir entgegenkommenden Autos, blendete mich und ich war froh als ich meinen BMW sicher geparkt hatte. Ich wollte eigentlich noch garnicht zurück in meine Wohnung, aus Angst dort immernoch Vivi zu begegnen, aber ich war müde, sodass ich bereits auf dem Weg schon fast einschlief.

Als ich diesesmal meine Wohnungstür aufschloss, war es mir egal wie es roch oder ob die Vorhänge zugezogen waren. Ich marschierte geradewegs ins Schlafzimmer, ließ meine Kleidung einfach auf den Boden fallen und legte mich ins Bett. Bevor ich einschlief checkte ich mein Handy noch einmal. Vier verpasste Anrufe von Jukka, drei von Riku und zwei Mails vom Management. War mir in diesem Moment aber alles egal, ich würde es morgen regeln. Ich wollte mein Handy schon auf die Seite legen als mir die SMS von einer unbekannten Nummer auffiel. 'Tomorrow 9am at the puddle!' Diese Nachricht konnte nur von einer Person sein und ich war froh, dass sie mir schrieb. Wir mussten darüber reden, was passiert, oder eben auch nicht passiert war. Mit einem kleinen Lächeln schlief ich ein, aber fiel kurz darauf in einen unruhigen Schlaf mit einem schrecklichen Traum.

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