Kapitel 2

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"Was machst du da?" Endlich kann ich einen vernünftigen Satz herrausbringen, nachdem ich ihn weiterhin wie ein pinkfarbenes Pferd angeschaut habe.

"Ich wollte eigentlich schon nach Hause fahren, aber da habe ich dich gesehen und wollte dir helfen." Also entweder habe ich viel zu viel getrunken oder er kommt mir gerade wirklich näher.

"Außerdem weiß ich doch, was du für mich empfindest. Ich sehe doch, wie du mich immer anguckst. Also, warum dann noch leugnen?" Er streicht mir eine wiederspenstige Haarsträhne aus dem Gesicht und schaut mich unverwandt an. Der Typ spinnt dich! Der denkt - im Ernst jetzt -, dass ich in ihn verliebt bin. Die einzigen Blicke, die ich ihm überhaupt zu werfe sind giftige Blicke, falls ich ihn überhaupt anschaue.

"Also 1. ich schaue dich nicht an, 2. ich empfinde gar nichts für dich, außer vielleicht ekel und 3. ich brauche deine Hilfe nicht!" Ich reiche ihm seine Jacke und verschränke die Arme vor der Brust, damit er nicht merkt wie kalt mir mittlerweile ist.

Cole zieht erschrocken aus und ich glaub auch einbisschen enttäuscht . Doch auf einmal hat er wieder dieses perverse Lächeln auf dem Gesich. Schlagen oder nicht schlagen? Arrgghh, der Typ will mich verrückt machen, der provoziert mich extra.

Auf einmal zieht er mich an der Taille an sich und hält mich mal wieder in seinem Klammergriff fest. Wie so ein Affe, aber ganz ehrlich so sieht er auch aus. Ich bin so erschrocken, dass ich meine Hände an seiner Brust abstützen muss.

"Fast hätte ich dir das abgekauft, aber mich legst du nicht herein!" Er schaut mich leicht lächelnd an und kommt mir nun wirklich immer näher. Ich versuche ihn mit meinen Händen weg zudrücken, schaffe es aber nicht.

Ich versuche alles, um ihn davon ab zuhalten mir näher zu kommen. Kurzzeitig hört er auf, aber nur um mich schelmisch anzugrinsen und dann immer näher zu kommen.

Ich drehe meinen Kopf weg und sage ihm er solle es lassen, aber er nimmt nur mein Kinn und dreht meinen Kopf in seine Richtung. Ich wehre mich nun härter, da ich seine Nähe nicht mehr ertragen kann. Doch auch das scheint ihn nicht zu beunruhigen.

Merkt er wirklich nicht, dass ich nicht will, dass er mich küsst. Und falls einer von euch jetzt denkt, dass ich nur so tue, dann habt ihr euch sehr geschnitten. Ich hasse diesen Typen, aber leider versteht er es nicht und denkt er hätte Chancen bei mir. Was ich auch nicht verstehe, warum er unbedingt MICH nervt und nicht irgendwelche seiner Barbies, die ihn immer an seinem Arsch kleben.

Er ist mir mittlerweile schon so nahe, dass unsere Nasen sich fast berühren (und dabei schaut er mir auf meine Lippen, dieses Arschgesicht), trotzdem drücke ich ihn immer noch von mir weg. Besser gesagt: ich versuche es, aber es bringt nichts. Immer wieder sage ich ihm, er solle es lassen, aber er hört mir nicht zu, sondern kommt extra schneller näher. Er soll das lassen, ich will das nicht.

In Büchern kommen jetzt immer die Prinzen in strahlender Rüstung auf einem weißem Pferd, aber irgendwie will meiner nicht kommen.

Als ich diesen Gedanken zuende denke drücken sich schon seine Lippen auf meine. Ekelhaft. Ich erwiedere den Kuss nicht und drücke ihn weiter weg, aber er lässt micht nicht los, entfernt sich nicht von mir, sondern drückt sich näher an mich heran, sodass die kalte Wand sich in meinen Rücken bohrt.

Als ich ihn immer noch versuche von mir weg zu schieben, legt er seine Hand an meinen Hals und drückt zu, bis ich selbst an meinen Hals greife, um den immer stärker werdenden Klammergriff zu lösen. Doch es nützt nichts und er drückt immer weiter meine Kehle zu, sodass ich anfange an seinem Mund zu keuchen. Dies nimmt Cole aber als Bestätigung und er rammt gewaltsam seine Zunge in meinen Mund. Nur noch schwer bekomme ich Luft und werde immer schwächer, bis meine Hände von meinem Hals gleiten und an meine Seite fallen.

Plötzlich geht Cole ruckartig weg und ich falle auf meine Knie und versuche verzweifelt nach Luft zu schnappen. Viel zu schnell atme ich ein und aus, sodass mir für einen Moment schwindelig wird und ich meinen Kopf festhalten muss.

Langsam beruhigt sich meine Atmung wieder und ich schaue hoch zu Cole, nur dass da kein Cole mehr steht, sondern er von einem mir unbekanntem Typen an die Wand gedrückt und angeschrien wird. Es sieht total lustig aus, wie der sonst arrogante, starke Cole aussieht, wie ein kleines Kind, der von seiner Mutter angeschrien wird.

Sie reden miteinander, naja eher gesagt schreit der Unbekannte Cole an, er solle sich nicht an unschuldigen Mädchen vergreifen. Irgendwann hebt Cole beschwichtigend die Arme und geht weg, ohne mich noch eines Blickes zu würdigen oder sich zumindestens zu entschuldigen. So ein Feigling!

Der Unbekannte kommt auf mich zu und nun kann ich sein Gesicht sehen. Blaue Augen gucken mich an, zusammen mit blonden Haaren kann er sich gut als Ken ausgeben. Spaß beiseite, aber er sieht wirklich nicht schlecht aus. Das muss man ihm lassen.

Als er bei mir ist, hilft er mir hoch. Zuerst klopfe ich mir den Dreck von meinem Kleid ab und murmle dann ein verlegenes Danke.

"Dein Ex-Freund?", fragt er vorsichtig.

"Wenn es nur das ware", murmle ich schon wieder. Leider muss ich zugeben, dass ich den Tränen nahe bin und mich so schwach fühle, weil ich nicht selber mit Cole fertig geworden bin. Ich zwinge meine Hände an meinen Seiten zu bleiben, damit sie nicht nach oben zu meinem Hals wandern, um zu schauen, wie schwer die Abdrücke sind. "Naja,egal. Danke nochmal... ehm..." Peinlich! Ich weiß ja noch nicht einmal seinen Namen.

"Michael."

Ich lache auf. "OMG, das gibts nicht. Ich heiße Michelle. Oh man, man sollte meinen das wäre Schicksal."

Er lächelt mich nur an und ich könnte mich für meine Offenheit ohrfeigen. Was denkt er jetzt von mir ? Für ihn bin ich bestimmt so ein Teenie mit zu viel Intus.

"Geht es dir gut? Ich meine, der Typ von eben war ja nicht ohne.", unterbricht er meine Gedanken.

"Kurzer Selbstcheck... ja, alles noch dran." Naja abgesehen, von meinem Hals, der pocht als wollte er einen Wettbewerb gewinnen. Da werden morgen bestimmt jeder sehen können, wie schwach ich bin. Er lacht kurz und zeigt seine perfekten Zähne. Bestimmt voll der beliebte Junge mit reichen Eltern und ich ein Mädchen von der Mittelschicht und auch mittelhaft beliebt.

"Aber jetzt mal im Ernst. Der Junge war doch nicht mehr ganz dicht. Bestimmt hatte der richtig viel getrunken." Er schaut mich besorgt an und theopraktisch könnte er mein nicht vorhandener großer Bruder sein. Er mustert meinen Hals und ich fahre instinktiv darüber, nur um wegen des Schmerzens leicht zusammen zu zucken. Aber ich will nicht wie der letzte Schwächling rüber kommen nachdem er mich auch noch retten musste, und schaue ihn weiterhin unbewegt an, als wäre das alles nicht passiert.

"Alles gut! Naja... der Junge geht auf meine Schule und nervt mich jeden Tag mit seinen Sprüchen, aber so nah wie heute ist er mir noch nie gekommen. Wahrscheinlich hast du Recht und er hatte ein paar Gläser mehr, als er sollte." Ich seufze frustriert auf und reibe mir über die Arme, da es schon wieder kälter geworden ist, während ich auf die Straße schaue.

Als ich wieder zu ihm schaue, sehe ich Mitleid. Oh nein, alles aber nur kein Mitleid. "Genug von mir, was ist mit dir? Du scheinst wie eine einsame Seele ohne Freunde."!

Er lächelt und schaut verlegen auf den Boden. Als er seinen Kopf hebt, schaut er mich jedoch nicht an, sondern kratzt sich am Nacken.

Ich überdenke meine Worte... und ... ach fuck! Ich habe gesagt, er hätte keine Freunde.

"Sorry, tut mir leid! War nicht so gemeint. Machmal ist mein Mund schneller, als mein Verstand." Ich schlage mir auf die Stirn. Wie dumm von mir.

Nun schaut er mich wieder an und lächelt dieses 100-Watt-Lächeln. "Schon gut. Eigentlich hast du sogar nicht ganz unrecht."

"Wie meinst du das? Du siehst gut aus. Du musst doch beliebt sein!" Bevor ich meinen Mund schließen kann, sprudeln diese Worte aus mir herraus. Schon wieder war mein Mund schneller, als mein Verstand. Ich laufe direkt rot an und könnte mir zum dritten Mal heute schon eine Ohrfeige geben. Toller Geburtstag. Sarkasmus lässt grüßen.

Er guckt mich an und kichert. Doch bevor er was sagen kann und ich mich vor Scham verstecken kann, hören wir jemanden meinen Namen rufen. Gleichzeitg drehen wir den Kopf nach links.

Meine Rettung! Obwohl ich gern mehr über ihn erfahren hätte.

MasterdisasterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt