Kapitel 9

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Immer noch in seiner Umarmung, frage ich ihn: ''Warum bist du hier?''

Da ich an seiner Brust gedrückt bin, merke ich wie er schwer aus- und einatmet. Eine Antwort bekomme ich trotzdem nicht. Es ist ja schön eine tröstende Umarmung zu bekommen, aber ich hätte trotzdem gerne meine Antworten. Vor allem, weil ich immer noch verwirrt wegen der Sache bei der Bisko bin. Deswegen löse ich mich kurzerhand auch von ihm, um ihn dann forschend ins Gesicht zu gucken.

''Dein Gesicht kann ich mit diesen Pandaringen einfach nicht ernst nehmen.'', kichert Michael. Ich stöhne nur und bitte Lisa mir zu helfen. Die ist auch sofort zur Stelle und wischt mir mit einem feuchtem Tuch über die Augen und das Gesicht.

''Ich hoffe mal, du hast das Tuch nicht mit deiner Spucke nass gemacht?'' Alle lachen, eingeschlossen Michael. Auch mir huscht ein Grinsend übers Gesicht, dass Lisa mit einer 'Nicht bewegen' Bewegung wegwischt.

Als Lisa fertig ist, fahre ich mir mit den Händen nochmal übers Gesicht, um es wenigstens einbisschen zu trocknen. Diesmal wende ich einen fargenden und teils wütenden Blick an Michael an.

''Jetzt kann ich dich ernst nehmen.'' Schon wieder lachen alle. Ich ziehe nur meine Augenbraue hoch. ''Lacht ruhig auf meine Kosten. Hab ich kein Problem mit.'', murmle ich noch.

''Wenn ihr dann fertig seid mit lachen, würde ich gerne mit Michael ein Hühnchen rupfen.'', sagte ich ganz geschäftsmäßig, als wäre gerade nichts passiert.

''Ach, dann bist du dieser Michael, die unsere Michelle gerettet hat?'', fragt daraufhin unvermittelt Nina und schaut zuerst mich und dann Michael an. Während ich zu einer Salzsäure erstarre, bleibt er ganz cool stehen und nickt.

Bevor Nina noch irgendetwas peinliches dazu sagen kann, ziehe ich Michael mit mir zum Ausgang und werfe ein 'Ciao bis morgen' in die Runde.

''Falls du es vergessen hast, Michelle, wir haben uns nach der Schule verabredet.'', wirft Lisa leicht säuerlich ein, als ich schon fast mit Michael außer Hörweite bin. Aprubt bleibe ich stehen  und überlege mir eine Lösung. Eigentlich will ich ja nicht mit ihr darüber reden und Michael wäre die perfekte Ausrede. Andererseits wäre sie sehr sauer auf mich, wenn ich ihr jetzt noch absage.

Ergeben werfe ich die Hände in die Luft. ''Warte 5 Minuten, dann gehen wir los.'' Ich höre nur noch ihr 'OK' und ziehe Michael endlich raus auf den Schulhof. Komischerweise lässt er sich ohne Wiederrede von mir wegziehen. Wir stellen uns unter einen schattigen Baum und ich überlege fieberhaft wie ich das Gespräch anfangen soll, ohne zu viele Emotionen zu zeigen. Es ist mir sowieso peinlich genug, dass er mich vor Cole gerettet hat und wir dann so dumm auseinander gegangen sind, was ja zum Teil meine Schuld ist.

''Wie geht es dir so?'' Der altbekannte Satz. Mit dem kannst du gar nichts falsch machen. Hoffentlich. Ist auf jeden Fall besser als über das Wetter zu reden.

"Gut und dir?" "Auch gut" Naja, so mega gut scheint der Satz nicht zu sein, wenn man die standart Antworten wie bei Whatsapp gibt. Ich werd jetzt einfach mal alles auf eine Karte setzen, peinlicher kann es eh nicht mehr werden.

"Was machst du hier? Also jetzt nicht an hier unter dem Baum, sondern auf meiner Schule. Das hast du mir am Samstag aber nicht gesagt." Belustigt schaut er mich an und schüttelt den Kopf. Was ist denn bitte so witzig an dem Satz?

"Es war auch nicht gerade die passende Zeit, um dir zu sagen auf welche Schule ich gehe. Zuerst ging es, ich nenne es mal um die Fast-Vergewaltigung'', mir läuft ein Schauder über den Rücken, wenn ich nur daran denke," und danach warst du sauer auf mich, weil ich dir helfen sollte."

Oh. Mehr fällt mir dazu auch nicht ein. Mir fällt noch nicht mal eine schlagkräftige Antwort ein. Ich sehe ihn nur stumm an, während er nur weitergrinst. Am liebsten würde ich es ihm wegwischen, weil ich das Gefühl habe, dass er mich aus lacht.

"Na gut. 1-0 für dich. Trotzdem habe ich noch ein paar Fragen, die du mir beantworten muss. 1. Warum bist du auf unserer Schule?" Also dafür, dass meine Knie am Zittern sind und ich mich am Baum anlehnen muss, wirke ich ziemlich gelassen.

"Das ist eine lange Geschichte. Die Kurzfassung: Mein Vater hat hier einen neuen Job gefunden und deswegen mussten wir alle umziehen." Klingt plausibel.

"2. Warum habe ich dich bisher nicht gesehen?"

Verlegen kratzt er sich am Hinterkopf. "Naja... ich habe dich schon am ersten Tag gesehen, aber ich wollte dich nicht unbedingt nochmal verärgern. Wir waren ja nicht unbedingt Freunde. Also bin ich dir kurzer Hand aus dem Weg gegangen.'' Er lacht ein trauriges Lächeln und schaut dann in der Gegend herum, als ob er mir hier gerade nicht seine Ängste offenbart hätte. Auch ich schaue in der Gegend herum, weil ich nicht glauben kann, wie ehrlich er ist. Als nächstes sagt er mir noch, dass er an diesem Abend Geburtstag hatte. Ja, genau.

"War auf jedenfalls ein spannender Geburtstag."

Was? "Wie?", quieke ich und erstarre unwillkürlich. Bitte SAG jetzt nicht, dass was ich denke, was du sagen willst!

"Ja, ich hatte an unserer ersteren Begegnung Geburtstag.", lacht er, während ich vor einem Herzinfarkt stehe. Das gibt es doch nicht. Hilfe! Ich bin verrückt oder dass ist alles nur ein Traum oder ich bin schon Tod. Das gibt es einfach nicht. Solche scheiß Zufälle, versuche ich mich selber zu beruhigen.

Als Michael merkt, dass ich nichts mehr sage, verschwindet sein Grinsen und eine besorgte Miene tritt auf sein Gesicht.

"Alles gut bei dir Michelle?", fragt er und schaut in mein spanisches Gesicht. "Ich...", fange ich an, werde aber in selben Augenblick von einer Hand weggezogen.

"Leider sind die 5 Minuten um, wir müssen los. Bis bald.", ruft Lisa Michael über die Schulter zu, während sie mich weiter zieht und ich versuche nicht zu stolpern. Was mir nur mässig gelingt. Ich denke nur über Michaels und mein Gespräch nach und ich schwöre, wenn Lisa mich nicht festgehalten hätte, wurde ich auf der Stelle umkippen.

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"Hier ist ein Tee für dich, damit du endlich aus deiner Starre auftauchst." Lisa versucht mich zum lachen zu bringen, doch weder sie noch ich lachen. Sie hat von Anfang an gemerkt, dass es mir Scheiße geht und kein Wort gesagt. Erst als wir bei mir zu Hause waren, setzte sie mich auf mein Bett und fragte, welche Teesorte ich haben wollte.

Ich nehme den Tee dankend nickend an und trinken einen kleine Schluck, um mir direkt meine Zunge zu verbrennen. Schnell stelle ich den Becher auf meinen Schreibtisch und halte die Zunge raus, damit sie sich ein bisschen abkühlt.

"Ich habe dir auch Eis mitgebracht, weil ich weiß, dass du dir immer die Zunge verbrennst." Wir lachen beide und sie reicht mir den Würfel Eis, den ich mir dankend auf die Zunge lege und befriedigt stöhne. Wieder lachen wir beide, was mit dem Stück Eis schlecht geht und bestimmt richtig scheiße aussieht, dass wir noch mehr lachen müssen, bis wir beide Bauchschmerzen haben.

Für kurze Zeit vergesse ich meine Probleme und kann mit Lisa lachen. Ich habe soi viel Glück, dass ich nicht nur Lisa, sondern auch Ann, Nina und Lea als Freundin habe. Wir 5 sind zwar total gegensätzlich, aber wir ergänzen uns perfekt. Nie will ich meine Freundinnen verlieren.

Mittlerweile liegen wir beide auf meinem Bett und wischen uns die Lachtränen weg. Meinen Tee habe ich nicht nochmal angerührt. Ich will warten, bis er abgekühlt ist, vorsichtshalber.

"Was würdest du nur ohne mich machen", neckt mich Lisa halb ich Spaß und halb Ernst.

"Ich würde wahrscheinlich verrecken!", meine ich, auch mit einem Lächeln auf dem Gesicht, doch ich meine es bitter ernst.


Überraschung! Michael hat am selben Tag Geburtstag wie Michelle.

Eure spokeswoman

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