Masterdisaster

Kapitel 13

''Wieso sagst du so etwas? Du kennst Michaels Mutter doch gar nicht.'' Ich schaue meine Mutter an und kann nicht glauben, dass sie solche Vorurteile gegenüber einer Fremden hat. Dabei ist sie sonst immer der sanfte und mitfühlende Part meiner Eltern.

Mama schaut weiter runter auf ihre Tasse und umklammert diese, als würde ihr Leben davon abhängen. Eine Antwort gibt sie mir nicht. Fassungslos schaue ich sie an. Bisher hat sie sich nie dafür interessiert, was für elterliche Probleme meine Freunde haben. Eigentlich versteht sie sich sogar sehr gut mit den Eltern der Mädels.

Hat es etwas damit zu tun, dass Michael ein Junge ist? Möchte meine Mutter viellicht noch ein Kind? Bin ich ihnen etwa nicht gut genug?

''Habe ich was falsches gemacht? Möchten du und Papa ein weiteres Kind? Vielleicht wolltet ihr von Anfang an kein Mädchen, sondern einen Jungen. Deswegen warst du so sauer auf seine Mutter, weil du seine Mutter...''

Bevor ich den Satz zu Ende sprechen kann, unterbricht mich meine Mutter, indem sie aufsteht und mich in eine Umarmung zieht. So gut wie sie sich anfühlt, so Angst habe ich vor ihrer Antwort.

''Ach, Michi.'', sagt Mama und drückt mich noch fester, was eigentlich nicht mehr möglich ist.

''Ich sage dir das nur einmal und du hörst mir zu! Ich würde um nichts in der Welt ein anderes Kind als dich haben wollen. Ich habe total überreagiert.'' Sie seufzt und macht sich von mir los, um mich eindringlich anzusehen. Ich sehe in ihnen nicht mehr als die Wahrheit.

''Ich habe mich gersten Abend mit deinem Vater gestritten. Es war nicht einmal etwas schlimmes, aber mir liegt unser Gespräch noch im Magen. Es tut mir leid, dass du meine schlechte Laune abbekommen hast.''

''Schon gut, Mama.'', sage ich und meine es auch so. Jeder kann Mal einen schlechten Tag haben. ''Aber zwischen dir und Papa ist alles gut, oder?'' Ich schaue auf meine Hände und wünsche mir wie ein verzweifeltes kleines Mädchen, dass sich meine Eltern nicht plötzlich trennen.

Mama schaut mich verständnisvoll an. Ihre Eltern haben sich in jungen Jahren getrennt und bei all dem Rechtsstreit um meine Mutter, haben sie sie fast vergessen. Fast jeden Tag saß sie alleine zu Hause und musste selbst schauen wie sie im Alltag klar kam. Daher kommt wahrscheinlich auch ihr Drang, mich nie alleine zu Hause zu lassen.

Zärtlich fährt mir meine Mutter durch die Haare, wie sie es schon früher getan hat, als ich klein war. ''Ab und zu streiten sich auch Eltern mal, aber keine Sorge, ich rede heute noch mit deinem Vater und wir werden das schon klären. Jetzt geh aber schnell zu Michael. Er wartet doch bestimmt auf dich.''

Sofort erhellt sich Mamas Gesicht und sie schiebt mich sanft zur Treppe. Ich lache nur und gehe bereitwillig nach oben. Bevor ich jedoch nur einen Fuß auf die Treppe setzen kann, ruft mich meine Mutter. Halb drehe ich mich zu ihr um und sehe in ihre liebevollen Augen.

''Ich hab dich lieb, Michi:''

''Ich habe dich auch lieb, Mama.'', sage ich und gehe nun wirklich hoch in mein Zimmer, wo ich einen schlafenden Michael vorfinde. Also soooo lange habe ich gar nicht mit meiner Mutter geredet. Leise lache ich und drehe meinem Bett dem Rücken zu, um auf meinen Laptop zu zugehen. Den Anblick eines großen Jungen inmitten von Kuscheltieren, werde ich so schnell nicht mehr vergessen.

Auch jetzt klappe ich vorsichtig den Laptop auf und schaue, ob er mir geschrieben hat. Aber Fehlanzeige. Keine neue Nachricht. Ist das jetzt gut oder schlecht? Ich klicke auf meine Profil und lese mir noch einmal meine Beschreibung durch. Ich glaube ich sollte sehr viel davon ändern.

''Ein wunderschönes Singlemädchen mit Tanzgenen...'' Erschrocken drehe ich mich zu Michael um. Aber hat er nicht geschlafen? ''...sucht einen gut gebauten 17-jährigen, tänzersichen Jungen mit Charme.'' Schelmisch grinsed sieht er mich an.