Kapitel 16

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Ich gebe Lisa die Popcornschüssel und nehme mir selber die Becher und die Flasche Cola. In meinem Zimmer stehen schon die anderen Süßigkeiten, die wir schon vorher ins Zimmer gebracht haben. Das sollte jetzt eigentlich auch genug sein für einen Mädchentag.

Nachdem wir die restlichen Sachen auf meinem Tisch abgestellt haben, muss ich kichern. Auch Lisa muss schmunzeln. Wir könnten unsere ganze Mädchengruppe damit versorgen und selbst dann hätten wir noch genug.

''Wenn wir nicht aufpassen, werden wir noch fett.'' Kichernd greift sich Lisa eine Tafel Schokolade und plumpst dann aufs Bett. Ich lasse mich neben sie sinken und klaue ihr das Stück Schokolade, dass sie sich gerade abgebrochen hat.

''Hey!'', ruft Lisa und will danach schnappen, aber schnell lasse ich es in meinen Mund fallen. Genüsslich kaue ich darauf herum und Blicke sie triumphierend an. Lisa verdreht nur die Augen und nimmt sich selber ein Stück Schokolade.

''Was ist eigentlich mit deinem Freund?'', schmatzt Lisa und leckt sich ihre Finger von der Schokolade ab, da es für einen Herbsttag recht heiß draußen ist und die Schokolade in ihren Finger schon angefangen hatte zu schmelzen.

''Welchen Freund?'', frage ich und überlege, ob ich irgendetwas in meinem Leben verpasst habe. Sofort schlage ich mich für diesen Gedanken. Als ob ich etwas in meinem Leben nicht mitbekommen haben könnte. Außer natürlich, sie haben mich abgefüllt und unter Drogen gesetzt. Lisa würde ich soetwas locker zutrauen.

''Deinen Freund aus der Datingseite.'' Lisa schaut mich verwirrt an und denkt sich wahrscheinlich, was gerade mit mir falsch ist. Den gleichen Gedanken habe ich auch. Ich komme mir gerade einbisschen wie Lea vor.

''Achso. Wir schreiben jeden Tag einbisschen hin und her. Mit ihm kann man so gut reden, also ich meine schrei...''

''Jaja, das hatten wir doch schon.'', unterbricht mich Lisa ungeduldig und steckt sich noch ein Schokoladenstück in den Mund. ''Wollt ihr euch treffen?'' Sie spricht mit vollem Mund und sieht aus als hätte sie ihre eigene Scheiße gegessen. Angeekelt verziehe ich das Gesicht. Die Vorstellung ist schon ein Horror.

''Ich weiß nicht... Ich würde gerne, aber da ist halt diese Angst, dass er nicht ER ist. Verstehst du?'' Lisa nickt ernst,  während sie sich jetzt den Becher mit Cola füllt. Es wird mich nicht wundern, wenn sie in Kugelform diesen Raum verlässt.

''Nimm mich einfach mit. Ich verstecke mich im Gebüsch oder so, dann kann dir nichts passieren.'' Dankend schaue ich sie an und überlege mir wo und wann wir das Treffen machen können.

''Ich wünschte, ich wäre du. In letzter Zeit fliegen dir die Jungs nur so zu.'' Lisa lehnt sich zurück und legt sich die Popcornschüssel auf den Bauch. Verwirrt schaue ich sie an und bringe nur ein 'Hä' heraus. Daraufhin schaut Lisa mich an und wackelt anzüglich mit den Augenbrauen.

''Zuerst AmericanPudding, dann Cole...''

''Oh nein. Fang nicht mit Cole an. Mit dem will ich nichts zu tun haben.'', unterbreche ich sie und fuchtle wild mit den Armen rum. Nie wieder will ich diesen Namen auch nur hören. Trotz seines Übergriffs an meinem Geburtstag, an den er sich immer noch nicht erinnern kann, finden ihn meine Mädels total toll.

Und das nur, weil er mir ein Liebesgesgestädnis abgelegt hat vor Michael und mit mir zusammen sein will. Kann es eigentlich noch schlimmer kommen? Natürlich habe ich abgelehnt seine Freundin zu sein, aber seitdem Nina, Lea, Ann und Lisa davon erfahren haben, sind sie total aus dem Häuschen und versuchen alles, um mich zu überreden, ihm eine Chance zu geben.

Ständig ist Cole in den Pausen nun bei uns. Und da ich mich in seiner Nähe immer noch nicht wohl fühle, rücke ich automatisch sehr nah an Michael ran. Zuerst war er etwas irritiert, aber nach einem Blick auf Cole, hat er mir den Arm um die Schulter gelegt. Sofort habe ich mich viel sicherer gefühlt, obwohl fünf Augen mich bzw. Michael böse angestarrt haben.

''... und dann wäre da natürlich noch Michael.'' Wenn man vom Teufel spricht, naja... denkt.

''Was soll mit ihm sein. Wir sind Freunde. Sonst nichts.'', versichere ich ihr. Trotz all der Schwierigkeiten die wir hatten, sind wir jetzt beste Freunde und ich würde es mir auch nicht anders wünschen. Er ist immer für mich da und beschützt mich, aber er kann im nächsten Atemzug schon Witze reißen und mich mit seinen komischen Spitznamen zum Lachen zu bringen.

''Tu doch nicht so, als wäre nichts zwischen euch. Ich kann doch sehen wie er dich ansieht.''

Ich schüttele verneinend den Kopf. ''Da ist nichts...''

''Das stimmt nicht und das weißt du ganz genau. Stört es dich etwa nicht, dass Gracie die ganze Zeit mit ihm flirtet und schon ihre Hochzeit plant?'' Schon wieder schüttele ich den Kopf. Wieso sollte mich das stören? Wir sind verdammt nochmal nur Freunde. Können Mädchen und Jungen nicht einfach befreundet sein ohne etwas für einander zu empfinden?

''Und was ist mit dir und Tobias? Du stehst doch immer noch auf ihn und er steht auch auf dich!'' Auf einmal ist Lisa ganz still und sitzt zusammen gesunken auf meinem Bett. Leicht berühre ich sie an der Schulter, sodass sie mir in die Augen sieht. Genauso wie ich vor ein paar Minuten, schüttelt nun sie den Kopf.

''Das ist nicht einfach für mich. Du weißt, ich kann Menschen nicht so leicht vertrauen. Da hilft selbst eine Schwärmerei nichts.'' Sie seufzt und lächelt mich dann beruhigend an.

''Wir haben geredet und wir wollen uns langsam kennen lernen. Ich weiß nicht, ob das reicht, aber es ist ein Anfang.'' Bei jedem Wort, dass sie sagt, richtet sie sich noch ein Stück mehr auf und strotzt nur vor ihrem typischen Selbstbewusstsein.

''Ich bin stolz auf dich, dass du es wenigstens versuchst.'' Mit diesen Worten ziehe ich sie an mich und drücke sie ganz fest. Das ist Lisa wie sie leibt und lebt.

''Genug des kitschigen Gehabes.'' Während ich einen Schluck aus der Cola nehme, wischt sich Lisa die Tränen weg. Um es ihr nicht noch schwerer zu machen, tue ich so als hätte ich nichts gesehen und wechsle das Thema.

Wir alle machen uns Sorgen um Ann, da sie doch die Zerbrechlichste ist. Ob sie glücklich ist in der Beziehung mit Luis und behandelt er sie auch, wenn sie alleine sind, gut? Dies frage ich Lisa. Diese hat sich aber schon eine handvoll Popcorn in den Mund geschoben, sodass ich kein Wort verstehe, dass sie mir als Antwort geben will.

''Du Schwein.'' Ich bewerfe sie mit Popcorn und muss über ihr entsetztes Gesicht lachen. Während ich immer noch lache, kaut Lisa bedächtig weiter und nimmt sich noch eine Hand voll Popcorn, als sie den Rest herunter geschluckt hat.

''Du willst doch nicht noch mehr essen.'', frage ich und befürchte das Schlimmste. Sie verneint und schnell nehme ich mir ein Kissen, um mich vor dem Wurf abzuschirmen. Aber zu spät, schon bekomme ich die voll Ladung ins Gesicht.

Das gibt Rache. Auch ich nehme mir nochmal Popcorn und bewerfe sie damit. So geht das hin und her, bis ich irgendwann 'Stop' rufe. Wir beide sind übersät mit Popcorn, was Lisa nicht davon abhält den Rest in der Schüssel zu essen.

''Das räumst du auf.'', sage ich lachend und betrachte mein Zimmer.

''Du hast doch angefangen.''

''Aber du bist mein Gast.''

''Wie wär's, wenn wir beide dein Zimmer aufräumen?''

''Okay. Deal!''

Wir schauen uns an und lachen bis wir beide Bauchschmerzen haben. Erst dann fangen wir langsam an mein Zimmer aufzuräumen.

Von Popcorn werde ich die nächsten Jahre genug haben.

Was meint ihr? Können Mädchen und Jungen NUR befreundet sein?

Sollte Michelle Cole verzeihen?

Eure spokeswoman

MasterdisasterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt