Kapitel 8

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Am Tag von Lisas und meiner Verabredung bin ich kurz davor einen auf krank zu machen. Einerseits möchte ich ja mit ihr reden, aber andererseits ist mir das auch total peinlich. Ich habe mir Hoffnungen bei Michael gemacht und dann knutscht der fast mit Gracie rum.

Während des Unterrichtes kann ich nur daran denken, wie ich Lisa die ganze Geschichte sage, ohne dass sie gleich denkt, ich wäre in ihn verliebt. Ich fand ihn auch nur süß, das ist alles.

Auch als wir anstatt Englisch Vertretung haben, kann ich mich nicht so richtig freuen. Ich versuche mich auf die Aufgaben zu konzentrieren und mich nicht von dem Geplapper der Lehrerin ablenken zu lassen. Sie redet gerade über irgendeine Story ihres Sohnes, der Englisch gebraucht hatte oder so.

"Was malst du da die ganze Zeit rum?", fragt mich auf einmal die Lehrerin. Für einen Moment fühle ich mich schuldig, aber dann fange ich mich wieder und halte meine Aufgaben hoch. Die müssen wir ja jetzt auch machen.

"Ich mache die Aufgaben, die sie uns am Anfang der Stunde gegeben haben. Ich muss ja nicht ihrem Gequatsche zuhören." Vielleicht hätte ich Gequatsche nicht sagen sollen, es ist jetzt aber auch kein Schimpfwort oder so. Ich lege meine Hände wieder auf den Tisch und will gerade weiter schreiben, als sie plötzlich anfängt zu schreien.

"Du kannst doch nicht einfach die Aufgaben machen. Wir besprechen hier gerade was lebenswichtige für dein Abitur und du hörst nicht mal zu! Ich habe noch nicht gesagt, dass du die Aufgaben machen darfst."

Ich unterbreche sie, damit ich mich auch mal rechtfertigen kann: "Aber das sind ja die Aufgaben, die wir jetzt machen müssen. Das haben sie uns am Anfang der Stunde gesagt und sonst..."

"Mir ist schon bewusst, was ich gesagt habe. Denkst du etwa ich bin dumm?", fängt die Lehrerin, dessen Namen ich schon vergessen habe, wieder an zu schreien. Mittlerweile rührt sich kein Schüler mehr. Alle schauen gebannt unserem Gespräch zu und versuchen sich so klein wie möglich zu machen.

"Du musst mir trotzdem zu hören. Das ist total wichtig. Ich glaube nicht, dass du weißt, was detox überstetzt auf Deutsch heißt oder? Nein! Natürlich weißt du das nicht. Wie kannst du das auch wissen, wenn du nicht zugehörst hast. Was council heißt, weißt du auch nicht. Das ist Arbeitsverweigerung. Ich muss dir für diese Stunde eine sechs geben."

Arbeitsverweigerung, weil ich die Aufgaben gemacht habe?!

"Ich habe die Aufgaben gemacht, das können sie nicht einfach manchen. Wenn ich...", wiederspreche ich unglaublich.

"Und ob ich das kann. Was fällt dir eigentlich ein, ich bin deine Lehrein. Rede mit mir anständig. Das wird noch ein Gespräch mit deiner Englischlehrerin geben. Darauf kannst du dich verlassen. Und dann mir noch wiederpsrechen." Sie schnalzt noch ein paar Mal missbilligend mit der Zunge, während sie ihr Aufgabenblatt oder so was in die Hand nimmt und den Text überfliegt.

Alle Schüler sind still, während ich mit den Tränen kämpfe.

Keine versucht sich zu bewegen, aus Angst, dass sie dann wieder anfängt zu schreien. Auch ich halte den Atem an, weil ich befürchte angeschrien zu werden, weil ich ihre Luft eingeatmet habe.

Als sie wieder normal anfängt zu sprechen, zucken manche zusammen, mich eingeschlossen.

"Also wir waren bei den Engländern stehen geblieben. ... wer weiß denn wann England gegründet worden war."

Zaghaft heben sich ein paar Finger. Mich beobachtet sie nicht mehr und macht mit dem Unterricht weiter. Ich höre nur mit halbem Ohr zu und versuche den Kloß irgendwie zu bändigen. Meine Gedanken kreisen nur um ein Wort: raus.

Sofort als es klingelt, springe ich auf und packe meine Sachen weg. Ich stürme raus, als wurde der Teufel hinter mir her sein und lande direkt in den Armen von Lea mit der ich den Kurs auch besuche.

Nun kann ich meine Tränen nicht mehr aufhalten und schluchze in das T-shirt von Leah. Die komischen Blicke der anderen Schüler, aus dem Korridor, nehme ich kaum war.

Erst Lisas Laute Stimme, die "Oh mein Gott" ruft, holt mich aus meiner Heulattacke. Ich löse mich von Lea und hole mir erstmal ein Taschentuch, um mir die Nase zu putzen.

"Ich habe sie gehört. Sie hat so laut geschrien, dass man es bis ins nächste Klassenzimmer gehört hat. Die Lehrerin ist total gestört. Das macht sie immer, aber sie kann nicht gefeuert werden, weil ihr Mann Anwalt ist. Oh, meine Süße!", regt sich Lisa auf, während ich mir die Nase putze und die Tränen wegwische, doch sie fließen unaufhörlich weiter.

"Ich meine, ich habe nichts getan, außer die Aufgaben, die wir machen sollten und dann kommt die Kuh mir mit Arbeitsverweigerung. Alter, man das geht gar nicht. OK, ich geb zu, ich hätte reden statt quatschen sagen sollen, aber nur, weil ich mich versprochen habe, muss sie mich nicht gleich in Grund und Boden anschreien." Bei jedem Wort muss ich noch mehr weinen und habe schon das ganze Taschentuch vollgerotzt. Wortlos gibt mir Leah ein neues, als auch schon Nina und Ann an gerannt kommen.

Atemlos kommen sie bei uns an, aber bevor sie etwas sagen können, erzählt ihnen Leah, was passiert ist, da ich dazu nicht in der Lage gewesen wäre. Auch sie umarmen mich und lassen Beschimpfungen los.

Ich muss lachen, als auch Ann ein paar Schimpfwörter sagt, sich aber sofort wieder dafür entschuldigt. So ist sie halt, immer nett und einfühlsam. Obwohl es eigentlich heißt, dass Leute die Fluchen schlauer sind. Das ist wirklich kein Scherz.

"Bekommst du jetzt Ärger, oder wie ist das?", fragt Ann. Ich weiß, dass Ann es nur gut meint, aber trotzdem bekomme ich direkt schlechte Laune und meine Augen füllen sich mit Tränen.  Das da drin war ohne Spaß kein Spaß. Ich will diese Lehrerin nie wieder bekommen, gescheige denn sie sehen.

"Ich weiß nicht genau. Sie meinte nur, dass sie mit meiner Englischlehrerin reden wird und dass sie mir eine sechs für diese Stunde gibt. Sonst weiß ich auch nichts, aber ich werde auf jeden Fall mit Frau Müller (die Englischlehrerin) reden.", erkläre ich ihnen.

"Ich hoffe, du bekommst dafür keinen Ärger. Klar, du hast dich falsch ausgedrückt, aber im Ernst, alter, das ist unter aller Sau, dich so runter zu machen. Die Lehrerin findet Kinder scheiße, dann soll sie sich verdammt nochmal eine andere Arbeit suchen. Blödes Miststück."

Das beste Beispiel, dass wenn mal Flucht schlauer ist. Nina hat so einen krassen Wortschatz, dass sich Ann machmal (so wie jetzt) die Ohren zu hält, aber sie schafft immer einen Schnitt von 1,9 zu bekommen. Was ist das, bitte?

Ich lache und nehme alle in den Arm. Einfach, weil sie die besten Freunde sind, die mir je untergekommen sind. Dies sage ich auch zu ihnen, löse mich von ihnen und wische mir die Tränen weg.

"Warum so sentimental heute?", fragt Lisa und wir lachen alle. Das macht Freundschaft aus. Wenn einer traurig ist, sind die anderen gleich zur Stelle und lachen mit einem. Ich liebe sie einfach so sehr, also freundschaftlich.

Nachdem ich mich ausgelacht habe, straffe ich meine Schultern und frage: "Seh ich OK aus?"

Zuerst schweigen alle betreten, doch Nina meint: "Ganz ehrlich? Nein. Du bist total verheult und deine Wimp..." Den Rest bekomme ich nicht mehr mit, weil mich jemand an seine Brust drückt.

"Was ist passiert."

Als ich seine Stimme höre,weiten sich meine Augen und ich will schreiend weglaufen. Wie zur Hölle kommt er hierher?


Was denkt ihr wohl, wer das sein kann?

Wie findet ihr die Reaktion von der Lehrerin?

Eure spokeswoman

MasterdisasterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt