Kapitel 21

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''Dann viel Spaß euch beiden.'', ruft meine Mutter mir und Lisa nach, während wir zur Tür gehen. Vor der Haustür treffen wir auf Stefan, der gerade von seiner Joggingrunde nach Hause kommt.

''Oh... Hey. Wohin gehts?'' Er stöpselt sich die Kopfhörer aus den Ohren und wischt sich den Schweiß von der Stirn. So sehr ich meinen Onkel auch mag, er stinkt wie ein nasser Hund.

''Nur zu ein paar Freunden.'', antworte ich ihm und halte mir bedeutungsvoll die Nase zu. Er lacht nur, geht dann aber schnurstracks in die Dusche, nachdem er uns viel Spaß gewünscht hat. Als ich Lisa anschaue, bemerke ich ihren skeptischen Blick. Schnell versucht sie zu lächeln, als sie bemerkt, dass ich sie anschaue. Seltsam.

Auch im Auto herrscht erstmal eine erdrückende Stimmung. Keiner sagt etwas. Lisa scheint in ihrer eigenen Welt gefangen zu sein. Ich hoffe nur, dass sie sich weiterhin auf die Straße konzentriert.

''Was ist los?'', frage ich sie kurzerhand und verschränke die Arme vor der Brust. Sie soll ruhig merken, dass ich keinen Bock auf ihre Lisa-Ausflüchte habe.

''Keine Ahnung. Ich...'' Kurz stockt sie und runzelt die Stirn, als müsste sie ihre Wortwahl genau überdenken. ''Ich finde deinen Onkel irgendwie komisch.''

''Versteh mich nicht falsch.'', fügt sie hinzu, als ich schon zum Protest anheben will. ''Stefan scheint ein netter Mann zu sein, aber ich traue der ganzen Onkel-Sache nicht wirklich.''

Ich nehme es ihr nicht übel. Ich konnte ihn am Anfang ja auch nicht vertrauen. Habe ihn regelrecht verabscheut. Mittlerweile ist er für mich wie ein bester Freund. Er hört aufmerksam und ernst zu und ist für mich da. Gleichzeitig ist er aber auch voll witzig und verbringt sehr viel Zeit mit Ma, Pa und mir. Außerdem nennt er mich nicht Michi, wofür er von mir einen fetten Pluspunkt bekommt.

''Ist egal. Ich mache mir einfach zu viele Sorgen. Sag mir lieber, was bei dir und Michael los ist. In letzer Zeit seit ihr wieder voll oft zusammen zu sehen. Meine Idee mit der Party war wohl doch voll gut.''

''Nein, mit deiner Idee hat das nichts zu tun.'', sage ich lachend. ''Sondern mit Gracie.''

''Gracie?!'', wiederholt Lisa ungläubig und schaut mich kurz von der Seite an.

''Mhm...'', bestätige ich. ''Sie ist kurz nach dir rein gekommen. Nachdem du so plötzlich aus der Toiltte verschwunden bist.'' Bei diesen Worten schaue ich sie vielsagend an und bemerke, wie sie rot anläuft. ''Sie meinte, sie würde sich von Michael fernhalten, weil unsere Blicke Bände gesprochen haben. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, was sie damit meint, aber sie hat ihr Wort gehalten. Sie kommt nicht mehr zu uns und schnappt sich Michael, um ihn den ganzen Tag zu belagern. Ich habe endlich meinen besten Freund wieder.''

Ein Leuchten huscht über Lisas Gesicht. Plötzlich quietscht sie auf und hüpft auf ihrem Sitz auf und ab, so gut es eben geht.

''Ich wusste es! Ihr seid ineinander verliebt!'' Ich glaube, ich sterbe... vor lachen. Lisa schaut mich nur verwirrt an und biegt dann in die Einfahrt vor Luis Haus. Immer noch lachend steige ich aus.

''Das war ein sehr guter Witz.'' Ich wische mir die Lachtränen weg, als Luis die Haustür aufmacht.

''Da seid ihr ja endlich! Kommt rein.'' Einladend hält Luis uns die Tür weiter auf. Anscheinend sind wir wohl die Letzten.

Mein Verdacht bestätigt sich. Alles sind im Wohnzimmer versammelt. Nina, Lea und Ann-Kathrin sitzen auf dem großen Sofa und klopfen nun einladend für Lisa und mich auf die letzten beiden Plätze. Tobias und Michael sitzen auf dem Boden und halten jeweils einen Controller in der Hand.

Während ich die Mädels begrüße, scheinen die Jungs uns gar nicht zu beachten. Selbst als Luis ihnen eine Schüssel mit Knabberzeug vor die Füße stellt, greifen sie (ohne den Blick vom Fernsehen zu nehmen) in die Schüssel und stopfen es sich in den Mund.

''Ich will auch.'', schreit Lisa und schnappt sich aus Tobias Hand den Controller. Sie bricht die Runde ab und wählt schon mal die Kriterien für eine neue Runde. Michael und Tobias schauen sie nur mit offenem Mund an.

''Na los, Michael. Ich mache dich fertig.'' Nachdem sie sich zu den Jungs auf den Teppich gesetzt hat, schaut sie auffordernd zu ihrem Gegner. Dies scheint Michael aus seiner Verblüffung zu holen.

''Davon träumst du wohl, Verrücktheit.'' Schon startet das Spiel. Tobias kann sich immer noch nicht rühren, aber er schaut sie jetzt bewundernd beinahe liebevoll an. Gebannt verfolgen Tobias und ich das Spiel, während die anderen im Hintergrund reden.

Leider steht es für Michael nicht sehr gut. Was soll man schon gegen eine Lisa machen, die jeden Tag mit ihrem Bruder zockt. Armer Michael.

''Man, scheiße!'', flucht dieser wie aufs Stichwort und murmelt ein paar weitere Flüche hinterher. Lisa hingegen hat ein Dauergrinsen im Gesicht, was auch mir ein Grinsen ins Gesicht treibt.

''Ich helfe dir mal.'', sagt da Tobias und beugt sich zu Lisa. Bevor einer von uns überhaupt reagieren kann, hat er schon Lisas Gesicht in seine Richtung gedreht und sie geküsst.

Synchron schnappen wir Mädchen nach Luft, während Luis und Michael den Sieg feiern. Dann brechen wir in Jubel aus, was die zwei Turteltauben aus ihrem Kuss reißt. Beschämt senkt Lisa den Blick, während Tobias gar nicht mehr von ihr weg gucken kann.

Ich wusste es! Die beiden sind so süß zusammen. War nur eine Frage der Zeit bis sie zusammen kommen.

''Mein Gott. Jetzt küss ihn endlich.'', ruft Nina und wirft Lisa einen wütenden Blick zu.

Dies tut sie auch. Wir anderen  fallen alle in viel lauteres Jubelgeschrei aus.

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Tosender Applaus begrüßt uns. Da wir beim letzten Mal gewonnen haben, treffen wir uns schon wieder im Forsyth Park. Ein Vorteil für uns. Leider durften SavannahBest diesmal die Musik aussuchen, sodass wir uns nicht richtig vorbereiten konnten.

Boris klatscht sich mit dem Anführer ab und schon beginnt unser Battle. Auch hier sind sie wieder im Vorteil. Durch ihre Niederlage dürfen sie diesmal anfangen.

Aus den Boxen kommt mir unbekannte Musik, was auch den anderen auffällt, denn sie werden alle auf einmal sehr nervös und schauen Boris an. Dieser jedoch schaut lässig den anderen zu. Keiner von uns unternimmt etwas. Alle stehen stocksteif da und warten auf Boris Befehle.

Auch ich trete von einen auf den anderen Fuß. Bis mich Boris plötzlich anschaut und auf die Tanzfläche deutet. Mit großen Augen schaue ich ihn an. Nochmals deutet er auf die Tanzfläche.

Ich straffe die Schultern und nähere mich dem Rand. Mit geschlossenen Augen höre ich kurz dem Beat zu und tanze dann auf den immernoch tanzenden Jungen zu. Zuerst weicht er mir aus, aber dann bin ich es die ausweichen muss, um nicht von seinen Füßen zertrampelt zu werden.

Das lasse ich aber nicht auf mir sitzen. Ich tanze ihn noch näher an und bringe ihn so zum fallen. Ungläubig schauen mich vertraute blaue Augen an.

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