"Ja, na schön! Du hast mich erwischt."
Ich hebe resigniert meine Hände und versuche den Drang zu widerstehen die Augen zu verdrehen.
Mein Gott, ist die hartnäckig.
"Wie wärs ...", versuche ich zu schlichten, werde aber brüsk von Lisa unterbrochen, indem sie mir die Hand vors Gesicht hält. Erstaunt und verwirrt stoppe ich und schaue sie fragend an.
"Nein! Du wirst dich jetzt nicht nochmal heraus reden! Denkst du im Ernst, ich würde nicht merken, dass du etwas verschweigst? Ich bin deine beste Freundin und wir sind durch dick und dünn gegangen. Also kannst du mir...." Und ab hier höre ich ihr nicht mehr zu und laufe mit ihr zum direkten Weg ins Klassenzimmer weiter.
Währenddessen beobachte ich die Personen an denen wir vorbei laufen. Manche gucken zurück und andere reden mit anderen und achten nicht auf ihren Weg. Wir haben 3 Gebäude für ungefähr 1000 Schüler und aus diesem Grund sieht man hier und da Gruppen von 5 oder 6 Klässlern, die sich beeilen in den Unterricht zu kommen, als hänge ihr Leben davon ab.
Ich weiß noch ganz genau, wie ich früher war... vor 6 Jahren. Schüchtern und ein kleines Kind, dass versucht einen guten Eindruck bei den Lehrern zu hinterlassen. Ach, was für friedliche Zeiten.
Plötzlich werde ich aus meinen Gedanken gerissen, als ich blonde Haare sehe, die ich überall wieder erkennen würde. Aber beim nächsten Wimpernschlag ist er wieder verschwunden und ich frage mich, ob ich mir das alles nur eingebildet habe.
"Du, sag mal, Lisa. Hast du eben auch einen Jungen mit blonden Haaren gesehen?", frage ich sie, obwohl ich ganz genau weiß, dass sie jetzt sauer ist, weil ich sie unterbrochen habe und ihr nicht zugehört habe. Aber ich muss wissen, ob ich Michael wirklich hier gesehen habe.
"Zwei Sachen. 1. es gibt tausende blonde Jungs auf dieser Schule. Du musst dich schon präziser ausdrücken. 2. du hast mir gar nicht zugehört." Fuck. Sie ist ja wirklich sauer. Ich dachte, sie konnte ihren Redenschwall einmal vergessen, aber nein...
"Zwei Sachen", mache ich sie nach, "1. wenn du es genau wissen willst, ich glaube, dass ich Michael gesehen habe. 2. wenn du mir..." und schon wieder werde ich unterbrochen. Hackt es? Das gibt es doch nicht.
"Wo ist Michael? Zeig ihn mir!"
Ohne ihr zu antworten, gehe ich schnellen Schrittes in unseren Klassenraum. Kann es sein, dass sie mir nicht zuhören kann oder sie das extra macht? Ich meine, ich habe es auch gemacht, aber nur einmal und sie macht es andauernd.
Im Klassenraum angekommen, begrüßte ich nur kurz Bekannte und Klassenkameraden und setze mich dann auf meinen Platz, ohne mich noch ein einziges Mal nach Lisa um zu drehen. Wenn sie mir nicht zuhört, dann muss ich auch nicht auf sich achten.
Ich packe meine Sachen gerade aus, als Lisa stockwütend rein kommt bzw. schon fast reinstampft und mich rasent vor Wut anschaut. Wenn Blicke töten könnten, wäre ich schon 10 mal gestorben, nach ihrem Blick.
Ich beachte sie nicht weiter und schaue gelangweilt aus dem Fenster. Nur am Rande nehme ich war, dass sie sich neben mich setzt, mich aber auch stur ignoriert.
Meine Gedanken kreisen schon wieder um Michael, als ob ich nichts besseres zu tun hätte. Ich fange bestimmt schon an zu haluzinieren. Lisa hat Recht! Mindestens die Hälfte unserer Schüler sind blond. Also, warum das Drama?
Erwartungsvoll drehe ich mich zu Lisa um, weil ich ihr vorhin den Rücken zu gedreht habe, als ich sehe, dass unsere Lehrerin schon vorne ist und gerade mit dem Unterricht anfangen will. Ich stöhne frustriert auf.
"Auch schön dich in meinen Unterricht begrüßen zu dürfen, Michelle.", spricht mich meine Politiklehrerin an.
Mit roten Wangen murmle ich ein "Entschuldigung" und wende mich beschämt ab. Manche aus der Klasse kichern oder lachen, was meinen Backen nicht hilft eine normale Farbe zu bekommen. Schnell lege ich meine Hände an meine Wangen, damit dies keiner sieht.
Als ich unauffällig zu Lisa schiele, muss auch sie sich ein Lachen verkneifen. Meine Chance auf Versöhnung! Schnell hole ich ein Blatt und kritzle dort meine Nachricht für Lisa ein. Ich hoffe, dass sie zustimmt mich am Mittwoch zu treffen, damit ich ihr alles erzählen kann. Außerdem will ich, dass sie die Klappe hält. Ich schreibe es nicht so auf, aber die Botschaft kommt viel netter rüber.
Zuerst will sie den Zettel nicht lesen, als ich ihn ihr zuschiebe, aber als ich dort dick und fett mit rot drauf schreibe "wichtig" nimmt sie ihn doch an und liest ihn natürlich unter dem Tisch, damit die Lehrerin nichts mitbekommt.
Als sie zuende gelesen hat, schaut sie die Lehrerin an, nicht ganz unauffällig und lässt den Zettel in ihrem Mäppchen verschwinden. Sie stützt sich mit einer Hand am Kinn ab und zeigt mit der anderen eine drei. Ich verstehe und nicke.
Yeah! Alles läuft nach Plan. Sie ist nicht mehr sauer auf mich und gibt mir sogar eine Chance mich zu entschuldigen.
Nach der Schule schlendere ich ganz gemächlich über den Schulhof, als ich eine Nachricht bekomme von Boris aus unserer Whatsapp Gruppe.
Nachricht von Boris:* in The Forsyth (unser Name, da wir viel in diesem Park tanzen)
Sofort öffnete ich die Nachricht und lese sie, während sich ein Lächeln auf meinen Lippen stahl.
Hey Leute!
Ich wollte euch nur eben Bescheid geben, dass die SavannahBest (voll einfallslos, finde ich auf jeden Fall, nur weil wir in Savannah leben und uns ein Revier teilen) uns mal wieder raus gefordert haben. Ich bitte euch deswegen euch den Samstag freizuhalten, damit wir üben können. Zwar treten wir erst in einem Monat auf, aber wir sollten trotzdem noch einbisschen trainieren. Vor allem, weil uns einer fehlt und Melanie beim letzten Mal nicht dabei war.Direkt wurde von allen geschrieben. Von Melanie kam sog eine Entschuldigung, obwohl sie nicht Schuld daran ist. Dieser Hurensohn von Tänzer hatte sie absichtlich verletzt. Dadurch war ihr Fuß verstaucht. Und da wir alle Masken tragen - eine strenge Regel beim Streetdance - konnten wir ihn nicht anzeigen. Jetzt geht es ihr zum Glück wieder gut, aber sie muss noch viel nachholen.
Auch ich schicke einen Jubelruf in die Gruppe, als mich jemand von der Seite stürmisch umarmt und Jubelrufe in mein Ohr ruft. Da ich wusste, wer es war, hüpfte ich mit Lisa auf und ab, weil ich es kaum erwarten konnte, wieder mit den anderen zu trainieren.
Aprupt lässt sie mich los, als hätte sie sich an mir verbrannt. Ich bin einfach zu heiß für diese Welt!
Kurz bin ich davor dies zu ihr zu sagen, als ich ihren wütenden Blick sehe und mir die Worte im Mund stecken bleiben.
"Eigentlich bin ich ja auf dich sauer...", fängt sie an mich an zu machen. Gerade eben kann ich mir noch ein stöhnen unterdrücken. Geht das jetzt ernsthaft wieder los?!
Auf einmal zieht mich wieder an sich und umarmt mich, als würde ihr Leben davon abhängen. "..., aber ich verzeihe dir! Hauptsache ich bekomme meine Antworten und einen neuen Dancemove von dir am Samstag!"
Mehr als ein verwirrtes und gleichzeitig auch glückliches "OK", weil ich meine beste Freundin wieder habe, bringe ich nicht raus. Einerseits wegen meiner Freude, andererseits weil sie mir die Luft abschnürt. Warum kann sie nicht normal sein, ohne die ganzen Stimmungsschwankungen.
Oder wie Lisa sagen würde: "Normal ist langweilig!"
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Masterdisaster
Teen FictionSo hat sich die gerade erst gewordene 17-jährige ihren Geburtstag nicht vorgestellt: Zuerst küsst der Macho der Schule sie, wobei sie fast umkommt und dann kommt auch noch so ein da her gelaufener Typ zu ihr und wirft ihr komische Blicke zu. Doch Mi...