Epilog

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EIN PAAR MONATE SPÄTER

"Geh raus, Michael. Andere Leute versuchen hier zu schlafen." Ich drehe mich auf die andere Seite und ziehe mir die Decke über den Kopf, um so vor dem Sonnenlicht zu entkommen.

Wenn er schon in unseren Geburtstag rein gefeiert hat, muss er mich jetzt auch ausschlafen lassen. Außer er will, dass ich an meinem 18 Geburtstag wie eine Leiche rumlaufe.

Ich habe Michael echt lieb, weil er die ganzen Monate für mich da war und mir immer wieder hoch geholfen hat, wenn ich gefallen bin. Aber in diesem Moment würde ich ihn trotzdem gern erwürgen.

"Wer hat heute Geburtstag?" Die Matratze senkt sich neben mir und ich verkrampfe mich am ganzen Körper, weil ich Angst habe gleich von ihm berührt zu werden. Aber Michael bleibt nur sitzen und wartet auf eine Antwort. Ich kuschele mich mehr ins Kissen, während mein Körper sich entkrampft.

"Du.", sage ich und gebe ihm so die einzigst mögliche Antwort.

"Und...?"

Ich seufze. "Ich. Und als das Geburtstagskind möchte ich in Ruhe weiterschlafen.", füge ich hinzu, bevor Michael etwas darauf erwidern kann.

"Aber als ältester von uns beiden, gelten meine Wünsche zuerst."

"Du bist nur ein paar Minuten älter als ich." Aufgebracht schlage ich die Decke zurück und setzte mich auf. Schmollende Augen begegnen meinen wütenden braunen Augen.

Oh, dieser Mistkerl. Er hat das alles geplant. Er weiß ganz genau dass ich diesem Blick nicht standhalten kann. Zu allem Überfluss schiebt er auch noch die Unterlippe vor und schaut mich unter gesenkten Lidern mit seinem blauen Babyaugen an.

Ich seufze resigniert. Michael versteht und führt einen kleinen Triumphtanz auf. Dann verschwindet er mit einem fetten Grinsen im Gesicht und lässt mich alleine, damit ich mich umziehen kann. Dabei muss ich die ganze Zeit selber ein Lachen unterdrücken.

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"Michael?", rufe ich durchs Haus, als ich ihn nicht in der Küche finde.

"Draußen!", ertönt es aus unserem Garten. Ich schnappe mir noch eben meinen Cardigan, den ich im warmen Haus nicht anziehen wollte, und gehe nach draußen.

"Happy Birthday!" Wie angewurzelt bleibe ich in der Terrassentür stehen und lasse meinen Blick über all die Leute in meinem Garten schweifen.

Meine Eltern, Caroline, Boris und unsere Streetdance Gruppe, Lisa mit ihrem Freund Tobias, Ann-Kathrin mit Louis, Nina, Lea und ganz vorne Michael mit dem größten Lächeln, dass ich je bei ihm gesehen habe.

Ich schlage mir die Hand vor den Mund, als ich sehe, was sie aus dem Garten gemacht haben. Lichterketten hängen über jedem Baum, jedem Busch. Ein Tisch steht rechts von mir an der Hecke und ist gedeckt mit allerlei Köstlichkeiten. Auch eine riesengroße Geburtstagstorte entdecke ich auf dem Buffet. Auf dem Boden liegen Luftballons, die teilweise schon in Fetzen liegen - wahrscheinlich das Werk unserer erwachsenen Jungs - , sowie Luftschlangen, die ein Stolpern geradezu herausfordern.

Meine Mädels rennen auf mich zu und bleiben erwartungsvoll vor mir stehen. Aus dem Augenwinkel bemerke ich, dass die Jungs Michael auf den Rücken klopfen und beglückwünschen. Also strecke ich die Arme aus und erst dann werfen sich Nina, Lea, und Lisa auf mich.

Vor lauter schreien und kreischen verstehe ich kein Wort, aber es ist schön sie wieder in den Armen halten zu können.

Na ja... für fünf Sekunden, denn schon macht sich das altbekannte Ziehen in meinem Bauch bemerkbar, das mich zwingt mich aus der Umarmung zu winden. Sobald kein Arm, keine Hand mehr auf meinem Körper liegt, kann ich wieder frei atmen.

MasterdisasterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt