Ich kichere und schneide danach selbst eine Grimasse, die nun Michael zum Lachen bringt. Doch bevor er nochmal ein lustiges Gesicht machen kann, steht unsere Physiklehrerin vor unserem Tisch und schaut grimmig auf uns herab.
Das gibt Ärger. Man sollte sich niemals mit seiner Physiklehrerin anlegen, vor allem dann nicht, wenn sie der Klasse gerade einen Versuch erklärt. Aber es war so langweilig und auf dem Zettel, den sie uns am Anfang der Stunde ausgeteilt hat, stehen schon alle Schritte, die wir gleich machen müssen. Wieso muss sie uns das dann nochmal erklären als wären wir dumme Kinder?
''Da ihr beiden so viel Spaß an meinem Unterricht habt und anscheinend so viel wisst, um nicht aufpassen zu müssen, such ich euch euren Partner aus, denen ihr es erklären dürft.'' Protestierend öffnet Michael den Mund, aber nach einem Tritt auf sein Bein, schließt er ihn wieder ohne eine Wort gesagt zu haben. Protest können wir uns jetzt nicht leistem, sonst gibt sie uns noch Zusatzaufgaben. Diese Strafe reicht mir vollkommen.
''Michelle macht mit... Phillip zusammen und Michael mit... Grace. Also dann... ihr könnt anfangen. Material liegt vorne und nicht vergessen: Schutzbrillen tragen!'' Zur Demonstration hält sie die hässliche Brille hoch.
Ich hole schonmal alle Materialien, die wir für diesen Versuch brauchen und lege sie auf einen freien Tisch. Als Phillip kommt, nickt er mir nur schnell zu und schnappt sich ebenfalls eine Schutzbrille. Phillip ist ein nicht sehr schlauer, aber dafür sehr fairer und aktiver Junge. Die Zusammenarbeit mit ihm wird ein Klacks.
Nach einer kurzen Diskussion einigen wir uns darauf, dass ich das Aufbauen und er den Versuch und das Abbauen machen soll, da ich schon das Material geholt habe.
Kurze Zeit später schwenkt Phillip das gefüllte Reagenzglas mit einer Zange über dem Gasbrenner. Nun kann ich mich entspannt zurücklehnen und beobachte was passiert. Ich werde aber von etwas hinter Phillip abgelenkt. Von einem Kichern, dass von Grace kommt, die sich eng an Michael Seite schmiegt.
Sofort macht sich ein komisches Gefühl von Unbehagen in mir breit.
''Was los?'' Lisa setzt sich neben mich und schaut in die Richtung von Michael. ''Oh...'', sagt sie unnötigerweise und tätschelt mir die Schulter. ''Es ist völlig normal, wenn du auf Gracie eifersüchtig bist.''
Eifersüchtig? Auf Grace? Wieso sollte ich? Michael und ich sind nur Freunde und nichts mehr.
''Ich bin nicht eifersüchtig.'' Ich hebe die Hand, um jeglichen Protest den Lisa hat, sofort im Keim zu ersticken. ''Bin ich wirklich nicht. Das Problem ist einfach nur, dass Grace in letzter Zeit immer bei Michael ist und ich ihn fast gar nicht mehr sehe.''
Ich schaue zu Lisa, die mich nachdenklich ansieht. Sie denkt, ich würde auf ihn stehen, aber da irrt sie sich. ''Letztens hat sie Michael mitten in der Mittagspause von unserer Bank mitgenommen. Er wollte ihn gleich wieder zurück bringen. Und wann habe ich ihn gesehen? Am nächsten Tag in der Pause... mit Grace an seinem Armen.'' Mittlerweile habe ich mich total in Rage geredet und verfluche Grace, dass sie solche Gefühle in mir hervorruft.
''Ich vermisse einfach meinen besten Freund.'', klage ich und lehne mich an Lisa, die wortlos ihren Arm um meine Schulter legt. Bis sie sich ruckartig von mir losmacht und ''Ich habs!'' durch die ganze Klasse ruft. Als sie merkt, dass sie alle eingeschlossen der Lehrerin angucken, fügt sie kleinlaut hinzu: ''Ich hab herausgefunden, was das Ergebnis ist.''
''Dann darfst du es das nächste Mal vortragen.'', bestimmt unsere Lehrerin und bittet uns dann aufzuräumen, da es gleich Klingen wird. Während Phillip dabei ist alles abzubauen, nehme ich mir meine Tasche und warte vor dem Raum auf Lisa.
Diese springt auch nach kurzer Zeit fröhlich aus dem Raum und zieht mich gleich mit sich. Wenn man Lisa nicht kennen würde, könnte man sie glatt für ihr Verhalten zum Arzt schicken. Aber ich kenne meine beste Freundin und weiß, dass sie denkt einen sehr guten Einfall zu haben.
''Wir gehen diese Woche auf eine Party.'' Lisa strahlt mich an, dass die Sonne eifersüchtig werden müsste.
''Schon wieder?'', frage ich entsetzt. Ich male mir schon das schlimmste Szenario aus, dass es auf dieser Welt gibt, während Lisas Lächeln langsam in sich zusammenfällt.
''Das letzte Mal waren wir auf deinem Geburtstag. Das ist... fast 3 Monate her.'' Wow. Wie schnell die Zeit rum geht. Aber das ist kein Grund, um jetzt wieder zu feiern.
''Was soll das überhaupt bringen. Auf eine Party wird Grace doch erst Recht gehen, wenn Michael dort auch hin geht.'' Überzeugt von ihrem Plan, ignoriert Lisa meinen Einwand und geht auf die Cafeteria zu. Ich folge ihr missmutig. Heute möchte ich nicht mit Michael raus gehen. Die Lust daran ist mir vergangen.
''Es gibt nichts, was eine gute Party nicht ändern könnte.'', sagt Lisa wieder freudestrahlend und beendet hiermit alle weiteren Diskussionen.
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''Also ich finde die Idee gut. Ich muss dann nur die Woche über keine Schimpfwörter mehr sagen.'', sagt Nina und hebt die Hand in einer überheblichen Geste, um ihre Mutter zu imitieren. Ich muss an meinen Geburtstag denken, als sie wegen unerhörten Wörtern (Zitat Ninas Mutter) nicht kommen konnte.
Ann und ich lachen, während Lisa Lea seit gefühlt einer Stunde versucht den Weg zur Disko zu erklären. Dadurch müssen wir beide noch mehr lachen und können auch so schnell nicht aufhören.
Lisa hat mittlerweile aufgehört unserem Tollpatsch den Weg zu erklären und will sie jetzt einfach abholen. Trotzdem wirft sie uns tödliche Blicke zu, sagt aber nichts dazu. In der aufkommenden Stille, kann man nur die Kaugeräusche von uns hören. Von unten dringen Mas Schluchzer zu uns.
Ich schrecke auf und laufe zur Tür, bereit alles und jeden zu schlagen der Ma traurig macht. Doch vor der Tür zögere ich. Was ist, wenn sie sich schon wieder mit meinem Vater gestritten hat? Was ist, wenn sie sich trennen wollen? Nein, da gehe ich nicht runter.
''Dein Vater ist nicht da. Es ist bestimmt was anderes und ich glaube deine Mutter braucht gerade die Unterstützung von ihrer einzigen Tochter.'' Das stimmt, aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass etwas anderes schlimmes passiert sein soll.
Meine Mutter hat ihren Vater nie kennen gelernt. Er ist vor der Verantwortung geflohen, als Ma noch im Bauch meiner Oma war. Oma ist auch früh an Krebs gestorben und Geschwister hat meine Mutter nicht. Mit ihrer Familie hat es also nichts zu tun. Vielleicht mit einen ihrer Freundinnen oder mit Pas Familie...
Bevor ich noch weiter über die Möglichkeiten nachdenken kann, drückt mir Lisa beruhigend die Schulter. ''Du schaffst das.'', versichert sie mir und ich fühle mich schon viel besser. Ich schaue hinter mich auf meine Mädels, die mich alle teils beruhigend teils aufmunternd anschauen.
Mit ihrer Stärke schaffe ich es die Tür zu öffnen und nach unten zu meiner Mutter zu gehen. Doch Ma sitzt nicht auf einem Stuhl und heult sich die Augen aus. Verwundert sehe ich meiner Mutter dabei zu, wie sie einen mir fremden Mann umarmt und in sein T-shirt weint. Auch der Mann hält sie sehr fest, während seine Augen von nicht geweinten Tränen glitzern.
Ich weiß nicht, wer der Typ ist, aber ich habe überhaupt kein gutes Gefühl bei ihm.
''Mama!'', rufe ich empört. Ertappt lassen die beiden sofort voneinander ab. Ich hätte es wissen müssen. Deswegen waren meine Eltern im Bett so weit voneinander entfernt und haben sich so laut gestritten. Eine Affäre ist ja auch nichts, worüber man sich freuen kann.
''Michi, du glaubst nicht, wer das ist.'' Ja, das glaube ich auch. Meine Mutter achtet nicht auf mein entsetztes Gesicht und kommt freudestrahlend auf mich zu, während ihr weiter Tränen über die Wangen laufen. Ich verschränke meine Arme, um ihr zu zeigen, dass ich nicht erfreut über ihren 'Freund' bin.
Ma ignoriert meine Haltung oder nimmt sie einfach nicht wahr und stellt sich neben mich, um mir einen Arm um die Schulter zu legen. Mit dem anderem Arm zeigt sie auf den Mann vor uns, der mich und meine Mutter abwechselnd liebevoll ansieht.
''Das ist mein Bruder!''
Bruder?!
Wo kommt wohl auf einmal Michelles Onkel her? Hatte er was mit dem Streit zu tun?
Und was empfindet Michelle wirklich für Michael?
Eure spokeswoman
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Masterdisaster
Teen FictionSo hat sich die gerade erst gewordene 17-jährige ihren Geburtstag nicht vorgestellt: Zuerst küsst der Macho der Schule sie, wobei sie fast umkommt und dann kommt auch noch so ein da her gelaufener Typ zu ihr und wirft ihr komische Blicke zu. Doch Mi...