9.Kapitel

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Als Wiedergutmachung kommt jetzt noch ein Kapitel, welches ich bereits vorgeschrieben habe.
Es war stockfinster. Nur die Laternen erhellten in einem unheimlichen Orange die fast leeren Straßen. Ich war auf dem nach Hause weg vom Chor. Herr Meyer hat darauf bestanden, dass wir zu dem Auftritt seines eigenen Chores gehen und so kam es, dass ich nun um halb zehn, in hochhackigen Schuhen durch den Regen eilte. Es hatte begonnen, sobald ich aus der Bahn getreten bin. Es wurde immer kälter und ich fror in meinem dünnen Kleidchen und meiner noch dünneren Strumpfhose. Ich schlang den Mantel noch enger um meinen schlanken Körper. Ich aß schon seit langem nicht mehr vernünftig und ich versuchte es ehrlich. Aber es ging einfach nicht. Gehetzt blickte ich mich um. Seit dem ich ausgestiegen bin, hörte ich die Schritte. Mein Atem ging unregelmäßig und ich beschleunigte meine Schritte. Nervös zog ich an meiner Mütze, die mir immer wieder über die Augen rutschte.
Ab und zu schaute ich vom Asphalt auf, um sicher zu gehen, ob ich nicht irgendwo gegen lief. Mit zitternden Händen suchte ich meinen Schlüssel in meiner Jackentasche und joggte schon fast zur Tür. Der Regen hatte mich komplett durchnässt. Mit den Zähnen klappernd und einer Heidenangst stürmte ich zur Tür und hörte knapp hinter mir das Platschen von Füßen die in Pfützen traten und sich unheimlich beeilten. Schließlich stand ich vor der Haustür und versuchte mich zu beruhigen. Meine Hand zitterte vor Aufregung und Kälte so sehr, dass sie immer wieder am Schlüsselloch abrutschte. Ich spürte den Blick der Person hinter mir. Ich traute mich nicht mich umzudrehen, bis die warme Hand der Person meine Hand mit dem Schlüssel nahm und mich umdrehte.
Meine Angst wuchs mit jedem Moment, der ich dieser Person ins Gesicht sehen musste. "Emma.",hauchte er. Ich spürte Tränen in meinen Augenwinkeln und mein Mund war staubtrocken. "Peter.",erwiderte ich stockend. Ich war so gebannt von seinem Erscheinen, dass er mir meine Schlüssel behände entwendete.
"Endlich habe ich dich gefunden."
"Als ob du mich hättest suchen müssen.",antwortete ich bitter und mied den Blick in seine Augen. "Stimmt. Aber hätte ich es tun müssen, hätte ich das auch getan und zwar bis ich dich gefunden hätte." Ich nickte nur und wollte mich wieder dem Türschloss zuwenden. "Suchst du die?", fragte er mit meinem Schlüsselbund klimpernd und schaute mich unschuldig an. Meine Tränen konnte ich kaum noch zurückhalten. Ich wollte ihn nicht sehen. "Konntest du nicht einfach tot bleiben? ", fragte ich ängstlich und schaute ihn aus großen Augen an. Er schenkte mir ein galantes Lächeln und erwiderte charmant: "Das wäre doch langweilig. Außerdem werde ich nicht sterben, ohne mich von dir vernünftig zu verabschieden."
"Wie geht es eigentlich Gabe. Seit ihr denn nun zusammen, wo ich eurer Liebe nicht mehr im Weg stehen kann?", dabei betonte er das Wort 'Liebe' total abwertend. "Nein." Ich hielt meine Antwort kurz und schlicht. Plötzlich begann er zu Lachen. "Es tut mir Leid, aber irgendwie ist das... wie soll ich es ausdrücken... komisch." "Dies ist mir garantiert nicht entgangen, aber ich liebe ihn einfach nicht mehr. ", entgegnete ich.
"Du redest schon wie sie.",sagte er angewidert uns ich wusste sofort, dass er sich auf die Erwachsenen bezog. Plötzlich kam er näher und sein Blick veränderte sich schlagartig. Seine Augen nahmen einen ziemlich dunklen Farbton an und purer Wahnsinn und Bosheit spiegelte sich in seinen Augen wieder. "Vielleicht sollte ich dir diese Redensweisen aus dem Gehirn ficken." flüsterte er mir in mein Ohr und sein Atem streifte meinen Hals. Meine Augen konnten die Tränen nicht zurückhalten und stumm liefen sie und mischten sich unter den Regen. Er entfernte sich und musterte mein Gesicht.
Plötzlich begann er zu Lachen und musste sich schon den Bauch halten. Ich verstand überhaupt nicht, was in seinem kranken Kopf vorging, aber vielleicht war das auch besser so. "Dein Gesicht. Du hättest mal dein Gesicht sehen sollen. Wie ein ängstliches Häschen.",kicherte er wie ein Irrer.
Schlagartig wurde er wieder still und schien zu überlegen. "Der Ausdruck steht dir. Ich sehe dieses ängstliche viel zu selten in deinen Augen und verdammt, es macht mich irgendwie an." Ich blieb stumm und sah weg. Er kam wieder näher. "Weißt du? Ich vermisse dich. Tink ist mir viel zu bereitwillig auf den Schoß gesprungen. Komm nach Hause Emma. Bitte.",flehte er und ich wich zurück. Weit kam ich aber nicht und so drückte er mich gegen die Hauswand. Seine Haare fielen ihm nass in die Stirn. Sein Gesicht war so nah und ich spürte mit jeder Faser meines Körpers, dass ich mich wehren sollte.
Ich war zu schwach.
Wie gelähmt sah ich zu, wie er mich mit seinen Händen an meiner Taille festhielt. Wie früher. Seine Berührungen waren wie früher. So selbstbewusst. Sicher. Und bedauerlicherweise, spürte ich wieder dieses Kribbeln an den Stellen an denen er mich berührt hatte. Sein Gesicht kam näher und ich drehte meinen Kopf weg.
"Lass mich bitte in Frieden. Ich war gerade dabei es zu vergessen. "Er lachte sarkastisch auf. "Meine Liebe Emma. Ich weiß ja nicht, ob du dumm oder nur schwer von Begriff bist, aber mich vergisst man nicht einfach." Und ließ zum Glück wieder ab. "Dann lass mich gehen.",bettelte ich.
"Nenne mir einen guten Grund.",erwiderte er gespielt gelangweilt, konnte aber in seinen Augen seine wissbegierde sehen.
"Du würdest mich glücklich machen." "Aber davon habe ich nichts.",zerstörte er meine Hoffnungen.
Ich wusste nicht genau, was ich antworten sollte. "Laut Vertrag, bist du VERDAMMT noch mal MEIN SCHEIß EIGENTUM!",schrie er und ich hatte weiß Gott lange nicht mehr so eine Angst vor einer Person, die mich anschrie. Bedrohlich baute er sich vor mir auf. "Ich bin kein Gegenstand, auf den man seinen Namen schreiben kann. Peter. Sieh es ein. Hier. In meiner Welt bringen dich solche Aussagen nur in Schwierigkeit.",erwiderte ich grinsend. "Keine Sorge. Ich habe überall Hilfe. Du wirst früh genug merken, dass du hier nicht sicher ist. Dein Platz ist an meiner Seite und momentan biete ich ihn dir an. Wer weiß, wie das aussieht, wenn du nach Schutz flehend vor meiner Tür stehst. Das wird ein Spaß!",gab er gelassen zurück. "Ich bin nicht dein Eigentum!",zischte ich und er lachte: "Ich freue mich schon dich verlieren zu sehen." "Verschwinde endlich! ",schrie ich umd genau das tat er. Mein Schlüssel lag dort, wo er verschwand und ich schloss zitternd die Tür auf, und ging nach oben und suchte den Schlüssel für die Wohnung. In meinem Zimmer brach ich weinend zusammen und mir wurde schwarz vor Augen.

Plötzlich schreckte Schweiß überströmt ich aus dem Schlaf auf. Ich dachte schon, der Alptraum würde nie enden und hielt nur stöhnend den Kopf. Wie verdammt echt mir alles vorgekommen war...

The Perfidious Boy - Peter Pan is coming home 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt