Kapitel 28

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Nur zwei knappe Monate später war es soweit. Es passierte in der Nacht vom 22 zum 23. März. Noch ehe ich meine Augen aufschlagen konnte, spürte ich wie meine Fruchtblase platzte und das Fruchtwasser an meinem Bein entlang runter lief. Spätestens jetzt klärte mein Kopf sich und ich setzte mich ruckartig auf. Eilig schaltete ich meine Nachtischlampe an und starrte auf meinen nassen Schoss.

Ich schluckte.

Noch einmal tief durchatmend, stand ich langsam auf und ging ins Bad. So schnell, aber vorsichtig wie möglich, nahm ich eine Dusche und zog mir die, bereits zuvor heraus gelegte, Kleidung an. Mittlerweile war das hilfefreie Anziehen für mich fast schon zu einem Ding der Unmöglichkeit geworden, genauso wie die beschwerdefreie Fortbewegung. Man konnte nicht glauben, wie viel größer mein Bauch in diesen kurzen zwei Monaten geworden war. Erst vor einer Woche hatte mich das dazu veranlasst, entgegen aller Ratschläge meines Arztes und meiner Familie, mich von der Schule beurlauben zu lassen. Von dem Moment an stand ich inoffiziell unter Hausarrest, so bald Drake von der Schule kam, verbrachte er jede freie Sekunde seiner Zeit mit mir. Wenn nicht er ein Auge auf mich hatte, dann waren es entweder meine Mum, Nathan oder Frankie. Sogar Scott hatte daran glauben müssen, nachdem Drake einmal schnell weg musste. Ich muss zugeben, dass es anfangs komisch war, aber am Ende hatten wir uns damit begnügt Drakes einen Schrecken einzujagen.

Und genau deswegen blieb ich stumm, als mich die erste Wehe überkam. Stumm wartete ich ab, bis sie nachgelassen hatte, um mich sammeln zu können. Dies waren die letzten Momente, die ich noch alleine verbringen würde. Dies waren die letzten Momente als die Ginevra Baker, die ich noch im vergangenen Sommer gewesen war. Die Ginevra Baker die nur eine Tochter, Schwester und beste Freundin gewesen war - Nichts weiter. Ich wusste, dass dies sich in nur wenigen Stunden ändern würde und seltsamerweise fühlte ich mich dazu bereit diesen Part von mir für immer zurück zu lassen.

„Na dann mal los." Sagte ich leise zu meinem Sohn und stand auf, um mir mein Handy auf der Kommode zu holen. Lächelnd wählte ich Drakes Nummer und musste keine einzige Sekunde warten, bis er schon sein Handy abgehoben hatte.

„Hallo?"

„Habe ich dir nicht gesagt, dass du dir selbst etwas Schlaf gönnen sollst? Zu mindestens solange du es noch kannst?" fragte ich ihn neckend. „Na ja, jetzt ist es dafür sowieso schon zu spät"

„Warte mal, meinst du damit...-", wollte er mich grade fragen, als ich ihn schon unterbrach.

„Ich vermute, dass es genauso das heißt. Herzlichen Glückwunsch Mr. Parker, in nur wenigen Stunden werden sie unseren Sohn im Arm halten dürfen." verkündete ich förmlich.

„Ich liebe Sie Miss Baker, ich hoffe sie haben das nicht vergessen oder?" erwiderte er leise lachend, seine Aufregung nur schwer unterdrückend.

„Ah, wie könnte ich nur Mr. Parker, wenn sie mich andauernd daran erinnern müssen?" fragte ich spielerisch zurück.

„Ich kann es kaum erwarten unseren Sohn im Arm halten zu können, Ginny"

„Ich auch", erwiderte ich erleichtert.


Ich sollte Recht behalten. Nachdem Drake widerwillig aufgelegt hatte, damit er sich auf dem Weg machen konnte, um mich abzuholen, weckte ich den Haushalt auf. Mum und Nathan sprühten nur so vor Aufregung und konnten nicht so ganz verstehen, wie ich genau jetzt so ruhig bleiben konnte. Ich selber verstand es zwar auch nicht komplett, aber das machte nur mir wenig aus. Ich wusste, dass ich das richtige Tat und das ich diesen Moment nicht mehr zu hinterfragen brauchte. Es gehörte zu meinem Schicksal.

Nachdem meine Mutter zurück in mein Zimmer gestürmt war, um alle notwendigen Sachen zu holen, kam Nathan zu mir und präsentierte mir eine neue App auf seinem Handy.

Pregnant with 17Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt