Kapitel 12

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Niemals ist ein langes Wort. Sag niemals nie. ~ von George Bernand Shaw (1856-1950)

"Niemals ist ein langes Wort. Sag niemals nie." zitierte unser Englisch Lehrer aus einem Buch von dem irischen Schriftsteller Bernand Shaw und musterte uns dabei alle. Langsam legte er das Buch zur Seite und stand auf. "Was fällt euch dazu ein?"  fragte er und richtete die Frage an alle. Niemand hob seine Hand und deswegen sah sich Mr. Meyer bereits nach einem Opfer um. "Niemanden fällt etwas dazu ein?" fragte Mr. Meyer verwundert.

Unschlüssig saß ich da und hob schließlich die Hand.

"Ach doch jemand! Ms. Baker teilen Sie ihre Gedanken mit uns." rief Mr. Meyer anscheinend sehr begeistert aus.

Sofort bereute ich meine Meldung und hatte Mühe mich zusammen zu reißen. Noch nie hatte ich mich gerne am Unterricht beteiligt um mein Wissen oder meine Meinung zu teilen.

"Man benutzt das Wort "niemals", wenn man etwas keinen Glauben schenken will. Meistens hat diese Hoffnungslosigkeit einen negativen Hintergrund. Zum Beispiel glaubt man, etwas Gutes wird nicht eintreffen. Ich denke Bernand Shaw will indirekt damit aussagen, dass man die Hoffnung nicht zu früh verlieren sollte." trug ich meine Schlussfolgerung aus diesem Zitat vor. "So würde ich es deuten." fügte ich schnell hinzu als ich merkte, dass alle mich verblüfft musterten.

"Das war eine sehr gute Aussage Ms. Baker." murmelte mein Lehrer schließlich und schien es wirklich ernst zu meinen.

Unweigerlich musste ich lächeln und lehnte mich zufrieden zurück. Im Stillen dachte ich weiter über das Zitat nach. Es gab sehr viele ähnliche Zitate und doch sagten nicht alle das gleiche aus, wenn es nach meinen Gedankengängen ging.

"Wie kommst du auf so was?" fragte Frankie mich direkt nach der Stunde. Überrascht sah ich sie an und wunderte mich, das mich anscheinend niemand besonders zu traute, das ich intellektuell sein konnte oder es sogar war.

"So meine ich das nicht! Es war so unerwartet, immerhin bist du die negative von uns beiden!" verteidigte Frankie sich sofort.

Ich seufzte aber musste Frankie zustimmen. Normalerweise, war ich die Negative. Ich selber bezeichnete es eher realistisch, aber Frankie war da immer anderer Meinung.

"Ich bin durch aus auch mal optimistisch!" sagte ich nur und lief zielstrebig zu meinem Spind. Etwas beleidigt verstaute ich meine Sachen in meinem Spind und klappte ihn schließlich zu. Abwartend drehte ich mich zu Frankie, doch ich konnte sie nirgends entdecken. Seufzend drehte ich mich wieder um und bewegte mich langsam zum nächsten Raum. Mal wieder Geschichte, wie es der Zufall oder das Schicksal wohl will. Sofort dachte ich an Drake und spürte auch schon, die mittlerweile gewohnte, Nervosität in mir hochsteigen. Mir war mittlerweile mehr als nur klar, dass ich mich in ihn verliebt hatte und ich konnte noch nicht mal genau sagen, dass ich es hasste, denn das tat ich nicht wirklich. Ich wusste, das aus uns niemals was werden würde und doch konnte ich es mir nicht in den Kopf schlagen und dachte wiederholt an das Zitat von Bernand Shaw und meine Deutung des Zitates. Vielleicht irrte er sich auch? Warum sollte man an Dingen festhalten, die man niemals haben wird? Ich spürte wie sich bei diesen Gedanken eine schwarze Leere in mir ausbreitete und mich mal wieder zu verschlingen drohte. Ich hatte sie in den letzten Wochen ausreichend kennen gelernt und sie tauchte meistens auf, wenn ich Drake sah oder kurz davor war ihn zu sehen und dabei auf diese Gedanken stieß. Und die Tatsache das ich und Drake uns immer besser verstanden, machte es noch viel schlimmer. Fast wünschte ich mir, dass umgekehrt wäre, dann würde ich mir nicht ungewollt Hoffnungen machen und diese im nächsten Moment zerstören müssen. Ich spürte zusätzlich dass die ganzen Schwangerschaftshormone es nicht besser machten und mich viel weiter hinein ritten als ich mich selber bereits. Ich fasste mich kurz und blieb vor der gefürchteten Tür des Geschichtsraumes stehen. Mal wieder würde diese Stunde ein Kampf für mich werden und mich an meine persönlichen Grenzen bringen. Vielleicht würden einige meinen dass ich übertreibe und vielleicht tat ich das auch aber immerhin war ich schwanger und definitiv in den falschen Kerl verliebt. Wie schon gesagt verstieß das alles gegen meine eigentlichen Prinzipien und ich wollte nicht noch mehr gegen sie verstoßen als ich es bis jetzt schon getan hatte.

Pregnant with 17Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt