Kapitel 27

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Kurze Anmerkung am Ende - wichtig!


Zitternd saß ich auf der kleinen und zu geschneiten Bank vor dem Grab meines Vaters. Kurz nach seiner Beerdigung hatte meine Großmutter sich darum gekümmert, dass man sie hier aufgestellt hatte. Zu oft hatte sie sich darüber beschwert, dass man sich hier nirgendwo hinsetzen konnte, um in Ruhe seine Zeit mit der Vergangenheit verbringen zu können. Sie bezeichnet es als Vergangenheit, da sie nicht daran glaubt, dass die Seele des Verstorbenen noch irgendwo auf dieser Welt weilte. Sie sagte oft, dass alles nach dem Tod der geliebten Person, die Beerdigung und so weiter nur für die Verbliebenen war. Man sollte sich noch ein letztes Mal an die schönen und auch hässlichen Momente mit der Person zurück denken können und spätestens da lernen, sie zu wertzuschätzen. Und so kam ich jedes Mal her, um etwas Zeit mit der Vergangenheit - den Erinnerungen mit meinem Vater, zu verbringen. Jedes Mal tat es von neuem weh, wenn ich sein Grab aufsuchte und zuerst mit den Erinnerungen an die Beerdigung konfrontiert wurde.

Noch heute war ich froh darüber, dass meine Mum sich damals durchgesetzt hatte und somit verhindert hatte, dass es einen offenen Sarg bei der Beerdigung gegeben hatte. Ich wollte meinen Vater lebendig, vor Freude lachend mit leichten Grübchen im Kopf behalten und nicht als einen leblosen, kalten Körper dessen Herz aufgehört hatte zu schlagen. Einen Körper der nie wieder ein Lächeln zur Stande bringen würde.

Und egal wie sehr der Gedanke an Drake und Abigail schmerzte - dieser Schmerz war nichts gegen diesen.

„Oh Dad..." flüsterte ich leise und betete innerlich, dass meine Großmutter Unrecht hatte und ein Teil seiner Seele noch hier verblieben war, ein Teil seiner Seele der in der Lage war mich in diesem Moment zu hören. „Ich weiß, ich muss dich fürchterlich enttäuscht haben"

Mit aller Mühe versuchte ich die Tränen zurück halten, was mir zugegeben nicht besonders gut gelang.

„Ich vermisse dich so sehr. Ich wünschte du könntest hier sein, um deinen Enkel in ein paar Monaten kennen lernen zu können. Etwas sagt mir, dass er dir ähnlich sein wird"

Bei diesem Gedanken leicht lächelnd, wischte ich mir die Tränen vom Gesicht.

„Ich weiß, es war nicht richtig sich in der Nacht auf einer Party so stark zu betrinken und dann einfach mit ihm zu schlafen. Aber warum fühlt sie mit ihm alles richtig an? Wieso fühlt sich diese ganze Situation irgendwo auch richtig an?" fragte ich, den Grabstein anstarrend, während ich eine Hand schützend auf meinen Bauch gelegt hatte. „Alles außer das mit Abigail?"

Ich konnte selber nicht glauben, dass ich es ihm alles erzählte, selbst wenn er nicht da war um es zu hören.

„Ich bereue nichts." Flüsterte ich leise und sank langsam von der Bank auf die Knie. Hilflos ließ ich meine freie Hand zum Grabstein wandern. Selbst unter meinen Handschuhen, konnte ich die Kälte des Marmors spüren.

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass es ein noch besseres Gefühl als das geben kann. Es ist schon jetzt viel mehr, als ich es mir hätte vorstellen können. Ich weiß nicht, wie jemand mit dem daraus resultierenden Schmerz leben kann. Ich habe das Gefühl, dass ich es nicht kann", flüsterte ich stumm.

Bitte Dad sag doch was... Bitte... Es tut mir Leid, dass ich schon so lange nicht mehr hier gewesen bin. Ich wollte nicht, dass du mich so siehst. Ich wollte dich nicht enttäuschen.

Ich wusste er würde mir nicht antworten, ich wusste meine Großmutter hatte Recht damit, dass er nichts außer Erinnerungen zurück gelassen hatte, nichts außer der Vergangenheit.

Pregnant with 17Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt