„Willst du Tee? Kaffe? 'Ne heiße Schokolade?", rief ich aus der Küche zu meiner älteren Schwester.
„Ouh ja! Heiße Schokolade hab ich schon ewig nicht mehr getrunken, her damit!", kam es zurück.
Ich liebte meine Schwester für ihre Höflichkeit. Die beiden Schokoladen hatte ich schnell fertig. Mit zwei dampfenden Tassen ging ich ins Wohnzimmer zu Sara. Diese kniete vor einem Regal und sah durch ein dickes Buch.
„Was hast du denn da entdeckt?", fragte ich und stellte die Getränke auf den Couchtisch.
„Alte Fotoalben. Wirklich alte."
Ich ging zu ihr und kniete mich neben sie.
„Ist das Mama?", fragte ich erstaunt.
„Jap, genau. Da war sie mit Max schwanger", antwortete sie und deutete auf die Bildunterschrift.
Alle Bilder stammten von Max, Sara und ein paar auch von mir als Baby. Fast 26 Jahre waren die ältesten Bilder alt. Wenn man so darüber nachdachte, war das eine echt lange Zeit. Tja, Max war halt schon ein alter Opi.
----------------------------------------------------------
Ich hörte das Schließen der Haustür und wenig später standen meine Eltern im Zimmer. Sie und Sara begrüßten einander herzlich und quasselten gefühlte Ewigkeiten.
„Süße?", mein Vater kam auf mich zu.
„Ja?"
„Wir haben vom Arzt die Bescheinigung bekommen. Können wir das dann gleich an der Schule regeln?"
Ich nickte ihm zu. Diese Bescheinigung war praktisch die Erlaubnis, aufgrund des Krebses die Schule abzubrechen. Die ersten Wochen Schule nach den Ferien hatte ich ja schon verpasst und jetzt mussten wir mich nur noch offiziell abmelden. Dann würde ich meine restliche Zeit wirklich in Berlin verbringen können.
Hach ja, Berlin. Wie ich die Stadt schon vermisste. Und das nach nichtmal zwei Tagen. Ich hatte die Jungs, und natürlich auch die wenigen Mädels sofort ins Herz geschlossen. Obwohl ich sonst nicht vielen Menschen schnell vertraute, waren sie in den paar Wochen ein großer Teil von mir geworden. Allein, dass einer von ihnen mir das Leben gerettet hatte... Ich hoffte, dass diese Woche schnell vergehen würde.
--------------------------------------------------------
Es war ein merkwürdiges Gefühl zu wissen, dass man das letzte Mal im Leben die Stufen der Schule herunter lief. Nachdem wir der nervtötenden Rektorin zum bestimmt 50. Mal die Situation geschildert hatten, bewilligte sie die Bescheinigung schließlich. Ich schloss meine Augen und sog zum letzten Mal den Geruch von schlechtem Kantinenessen ein.
Und dann ließen wir das graue Schulgebäude hinter uns. Für immer. Meine Eltern würden nie wieder irgendwelche Entschuldigungen schreiben müssen. Ich würde nie wieder ewig am Schulklo anstehen mich über meine Lehrer oder Mitschüler aufregen. Nie mehr eine Klausur schreiben.
Aber ich würde auch nie mehr Ferien haben. Schwänzen, was ich natürlich nie getan hatte. Nein, ich und schwänzen? Pah! Kein Schulsport mehr, den ich eigentlich sogar gemocht hatte.
Ein kleines Tränchen war aus meinem Auge abgehauen und bahnte sich jetzt seinen Weg nach unter. Ich glaube, dass noch niemand geweint hatte, weil er nicht mehr zur Schule gehen musste. Aber mit der Schule konnte ich einfach so viele tolle Erinnerungen verbinden. Und vorallem hatte ich in den bald 12 Jahren einen Haufen Erfahrung gesammelt. Dinge gelernt, die ich mal toll und mal weniger toll fand. Oder auch mal richtig bescheiden. Immerhin hatte ich auch fast mein ganzes Leben dort verbracht.
----------------------------------------------
Ich tippte Max' Nummer in mein Handy. Das Anruferzeichen ertönte dreimal. Dann nahm er ab.
„Hey, Mäuschen! Na, wie geht's, wie steht's?", begrüßte er mich.
Ich lachte. „Was hast du denn zum Frühstück gegessen. So fröhlich heute!"
„Ey. Irgendwie muss ich mich ja ablenken. Wir vermissen dich hier."
„Glaub mir, ich vermiss euch genauso."
Von der anderen Seite hörte ich Stimmengewirr. Dann ertönte ein Klicken. Jetzt vernahm ich die Stimmen deutlich.
„Hallo Lena!", rief jemand. Ich tippte auf Steve. Max hatte also den Lautsprecher angestellt.
„Hallo ihr!", schmunzelte ich.
„Wie läuft's in Nürnberg?", diesmal war es Flo.
„Naja, ganz gut. Sara ist heute Morgen angekommen. Und ich bin jetzt wohl fertig mit der Schule", berichtete ich.
„Hach, sie werden so schnell erwachsen", säuselte Max. Ich konnte sein Grinsen förmlich hören.
Lachen ertönte. Auch meine Mundwinkel begaben sich weiter nach oben.
„Leute? Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr ich euch vermisse", meinte ich. „Wie soll ich denn die nächsten fünf Tage ohne euch überstehen?"
„Die paar Tage überlebst du auch noch", sagte Steve. Langes Schweigen folgte. „Sorry. Das war jetzt irgendwie unpassend, oder?"
Ein bisschen war es das. Trotzdem versuchte ich es zu überspielen: „Ach, passt schon. Aber jetzt gebt mir doch mal Tipps. Ich kann ja nicht nur hier rumsitzen."
„Es ist doch bald Weihnachten. Da müsstest du ja genug zu tun haben", lachte Max auf der anderen Seite.
Ich sah auf das Datum meines Handys: 12. Dezember. Wieso merkte ich das jetzt erst?!
--------------------------------------------
Realtalk: Montag ist vorbei! Yahay! Seid ihr auch so Menschen, die ganz früh merken, das bald Weihnachten ist? *Ironie*
Ich hab irgendwie ein Problem. Und zwar explodiert mein Kopf förmlich vor Ideen. Aber ich kann die gar nicht alle unterbringen. Und für mein Gefühl schreibe ich viel zu langsam. Eigentlich will ich jeden Tag Kapitel hochladen, aber ich will mich auch nicht auf Uploadtage bzw. -Uhrzeiten festlegen. Das nimmt so die Flexibilität. Nja, ich werd' wohl 'n Mittelweg finden müssen.
Ich hoffe euer Kopf explodiert nicht (wäre sehr wünschenswert. Wer würde dann das hier lesen????) und damit noch einen schönen Montagabend.
(PS: Wundert euch nicht falls in irgendwelchen Kapiteln ö's fehlen. Die Taste klemmt D: )
Ach ja, Meinung? Wünsche? Morddrohungen? Ihr wisst wohin ¯\_(ツ)_/¯
15.01.2016
DU LIEST GERADE
Fade away (Berliner Cluster)
FanfictionLena muss durch einen eher unglücklichen Zufall nach Berlin zu ihrem Bruder Frodo reisen. Doch aufeinmal fängt Lena an, sich immer schlechter zu fühlen und bekommt vom Arzt eine Diagnose: tödliche Krankheit, nur noch wenig Lebenszeit. Wie soll es we...