Und dann kam der nächste Tag. Die erste Hälfte verlief ganz gut. Meine Mutter half mir beim Packen für das Krankenhaus. Da morgen die Palliativtherapie anstand musste ich heute schon dorthin. Wirklich begeistert war ich nicht, aber es war so ziemlich die einzige Möglichkeit die Schmerzen größtenteils wegzubekommen. Aber da bei dieser Methode ein Röhrchen an meinen Mageneingang und vielleicht auch an den Gallengang gesetzt werden muss, war eine Operation notwendig. Und vor der hatte ich Angst. Nicht nur ein bisschen. Ich hasste das Gefühl, mich selbst nicht unter Kontrolle zu haben. So wie es auch schon bei den diversen Ohnmachten gewesen war.
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Die zuständige Schwester hatte mich in mein neues Zimmer geführt und noch einiges erklärt. Am Abend war auch Dr. Parker aufgetaucht und hatte mit meinen Eltern und mir alles genauestens durchgesprochen. Mindestens eineinhalb Wochen musste ich im Krankenhaus verbringen. Weihnachten würde also dieses Jahr für mich im Krankenhaus stattfinden. Na super, auf Weihnachten freute ich mich immer am meisten. Der Abend würde sehr interessant werden, nicht. Mit meinen Eltern im Krankenhaus feiern. Vielleicht noch mit Max. Aber alle anderen fuhren über diese Zeit immer zu ihrer Familie in die Heimat. Wenigstens konnte ich an Silvester zu Hause sein. Ich hoffte, dass die Schwestern wenigstens in diesem Punkt ihr Wort hielten.
„Süße?", meine Mutter strich mir über die zusammengebundenen Haare.
„Ja? Ihr wollt nach Hause, richtig?"
Sie nickte.
„Ist schon okay. Ich bin ja kein Kleinkind mehr. Ziemlich genau 17 Jahre und sechs Monate", fügte ich noch hinzu. Zwar wollte ich nicht alleine über Nacht bleiben, aber es machte auch keinen Sinn, die beiden bei mir zu behalten.
„Wirklich?"
Ich nickte vehement.
Die zwei umarmten mich.
„Wir sehen uns nach der OP. Ich hab dich so lieb!", meinte mein Vater mit den süßen Hundeaugen. Die hatte Sarah definitiv von ihm.
Die Zimmertür fiel ins Schloss. Also war ich jetzt die Nacht lang alleine.
Ich begann meinen Kofferinhalt in den Schrank zu räumen und auch das Krankenhaushemdchen zog ich an. Als ich fertig war, stand die Uhr grade mal auf 17:50. Ich hatte keinerlei andere Ablenkung als mein Handy, aber auch das wurde nach kurzer Zeit langweilig. Vergeudete Zeit.
Irgendwie war der Gedanke, dass ich mich vor ein paar Wochen genau hier vom Dach stürzen wollte gruselig. Und es war auch eine gewisse Ironie, dass ich jetzt unbedingt leben wollte. Solange es geht. Ich war Flo so dankbar. Generell meinem ganzen Freundeskreis, auch wenn ich ihnen das noch nie gesagt hatte. Das sollte ich unbedingt nachholen.
Es kam wie es kommen musste. Caro schlich sich in meinen Kopf. Ich hatte so sehr versucht nicht daran zu denken. Aber so konnte es einfach nicht bleiben. Andererseits gab es wirklich keine Möglichkeiten. Sie hatte Schule, wie jede normale 17-jährige Gymnasiastin im Abschlussjahr. Die Ferien musste sie bei ihrem Vater in der Schweiz verbringen. An den Wochenenden war sie mit Lernen zugeplant oder hatte verschiedene Auftritte. Caro tanzte seit sie 3 Jahre alt war Ballett, mittlerweile auch professionell. Deswegen war sie oft in verschiedenen Städten unterwegs, da sie immer irgendwo eine Rolle in einem Stück übernahm. Ein einziges Mal hatte ich sie tanzen sehen. Das war an Weihnachten mein Geschenk gewesen. Ich hatte mir den Nussknacker angesehen. Es war einfach traumhaft gewesen, wie in einer anderen Welt.
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„Guten Morgen, Frau Krüger!", rief eine energische Stimme.
Ich blinzelte. Vorhänge wurden zur Seite geschoben.
Die etwas ältere Krankenschwester von gestern stand vor mir, die Hände in den Hüften.
„Wenn Sie so gnädig wären, aufzustehen, dann könnten wir Sie auch für den OP vorbereiten."
Mürrische rollte ich mich aus meinem warmen Bett. Ein kurzer Blick auf die Uhr berichtete mir, dass es grade erst sechs Uhr in der Früh war. Wie konnte man da denn bitte schon so wach sein?
Ich zog mir den OP-Kittel an und bekam auch noch eine dieser Hauben auf den Kopf. Dann begleitete mich die überaus nette Schwester zum Operationssaal.
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Realtalk: Ich bin back! Schon seit Montagabend.... Ich hatte bisher aber nicht wirklich Motivation. Naja, hier ist das neue Kapitöl. Ja so wird das seit Neustem geschrieben.
Geht die OP gut aus? Also sie ist wegen der Palliativtherapie im Krankenhaus, für alle, die das noch nicht verstanden haben.
Man ließt sich <3
31.01.2016
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Fade away (Berliner Cluster)
FanfikceLena muss durch einen eher unglücklichen Zufall nach Berlin zu ihrem Bruder Frodo reisen. Doch aufeinmal fängt Lena an, sich immer schlechter zu fühlen und bekommt vom Arzt eine Diagnose: tödliche Krankheit, nur noch wenig Lebenszeit. Wie soll es we...