37. Kapitel: Von Kater und Leuchttafeln

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Es war halb drei, als ich aus einem langen, tiefen Schlaf erwachte. Der gestrige Abend war immer noch so sehr verschwommen wie vor ein paar Stunden. Aber mir ging es schon etwas besser. Ich stand aus meinem provisorischen Bett auf und musste schmerzlich feststellen, dass die Kopfschmerzen doch schlimmer waren, als ich gedacht hatte. Einmal gähnte ich herzhaft, bevor ich auf den Flur hinaus Richtung Wohnzimmer watschelte, wo ich auf irgendjemanden mit Ahnung über Kater hoffte.

Stattdessen fand ich Steve. Als ich stolpernd das Zimmer betrat, sah er von seinem Handy auf.

Er ließ mich gar nicht erst zu Wort kommen.

„Verdammt Lena, bist du eigentlich vollkommen hirnverbrannt?! Denkst du etwa, ganz viele Drinks in sich rein zu kippen, würde dich gesund machen? Oder willst du dich gleich umbringen?! Denkst du, sich zu zudröhnen löst deine Probleme?"

Wie angewurzelt blieb ich stehen. Ich öffnete meinen Mund um etwas zu erwidern, aber die Worte blieben mir aus.

„Hab ich nicht recht? Wer glaubst du zu sein, einfach von acht Uhr morgens bis verdammte 3 Uhr nachts verschwinden zu können? Und dann völlig besoffen mitten in der Nacht hier aufzukreuzen? Alkohol wird dich auch nicht heilen!", setzte er nach.

Fassungslos starrte ich ihn an. Er starrte nur zurück, Wut und vor allem Enttäuschung in seinem Blick.

„So ist es doch!", Steve krallte sich in ein Kissen des Sofas.

Das war zu viel. Ich lief in 'mein' Zimmer, angelte mir meine Tasche und verließ so schnell wie ich nur konnte die Wohnung.

Vollkommen orientierungslos rannte ich durch die gefüllten Straßen und leeren Nebengassen der Hauptstadt. Mein Ziel: So weit weg wie eben möglich von der Wohnung und vor allem vor Steve.

Als ich wirklich keine Ahnung mehr hatte, wo ich war oder wie ich hierher gekommen war, stoppte ich. Ich befand mich in einer kleinen, verdreckten Gasse. Vor mir war ein winziger Späti. Es funktionierten nur noch zwei der fünf Leuchttafeln, eine davon flackerte. Daneben eine Shisha-Bar und auf der anderen Straßenseite waren dem Anschein nach Wohnung, vereinzelt vermutlich sogar bewohnt. An der Hauswand stand ein metallener Müllcontainer, in seinem Schutz lehnte ich mich gegen die Hauswand.

Verdammte Scheiße, was war das gewesen?! Ja, vielleicht hatte ich getrunken. Okay, vielleicht sogar etwas mehr als normale Leute. Aber normal war ich schon lange nicht mehr, und wollte es auch gar nicht mehr sein. Warum nahm Steve sich überhaupt das recht heraus, so über mich zu urteilen? Ja, der Alkohol würde mich nicht heilen. Aber das würde er auch nicht. Das würde nichts können. Kein Steve, Rick, Flo, Max. Und kein Baby. Ich nicht, keine verdammte Chemo dieser Welt.

Ich musste tief durchatmen, aber davon ließen die Tränen sich auch nicht aufhalten.

Nein, Betrinken löste meine Probleme nicht, Steve. Aber du hast doch keine leise Ahnung! Was weißt du schon? Sie ist krank, hat Krebs, lebt höchstens noch drei Monate. Also bis April.

Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag. Es hatte geheißen zwei bis fünf Monate Lebenszeit. Der Januar ging seinem Ende entgegen. Zwei Monate waren vorbei. Die Chemo zeigte wegen dem schnell wachsenden Krebs keine Erfolge mehr. Mein Untergang war quasi besiegelt. Es war nur noch eine Frage der Zeit, wann er mich holen würde.

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Realtalk: Heute kürzer, weil müde.

5 Wochen bis zu den Sommerferien, yayyy.... Viel zu lang, weil die Lehrer jetzt alle meinen wir müssten als Ersatz für die nicht mehr ausstehenden (!) Arbeiten einfach andauernd Tests schreiben. Und yay, am Mittwoch sind Bundesjugendspiele (gibt's das bei euch auch?). Und wir haben kein einziges Mal geübt.

Well, have a nice week. Passt auf euch auf und gebt mir mal richtige Kritik :(

#qotd: Achtet beim lesen auf die Namen der Kapitel? (ja, seltsame Frage)

#aotd: Um ehrlich zu sein, wenn ich im Lesefluss bin, nein. Ist mir vorhin schon wieder aufgefallen...

23.06.2016

Fade away (Berliner Cluster)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt