51. Kapitel: Von Glück

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Das hatte wohl gerade noch gefehlt. Verärgert und ohne ein weiteres Wort lief ich zurück zur Umkleide. Da hatte mir dieser Idiot doch wirklich die falschen Schuhe mitgebracht.

Okay, das allein wäre ja nicht so schlimm gewesen. Aber wie kam man denn bitte auf die Idee, dass zu meinem dunkelroten Kleid extra auffällige goldene Highheels mit kleinen Glitzersteinchen gehörten? Und wie um alles in der Welt sollte ich mit 12 Zentimeter hohen Absätzen diesen Abend überleben?

Naja, ich konnte ja schlecht barfuß bleiben. Ich gab mich also geschlagen und zwängte meine Füße in die Schuhe hinein.

Zwar stellte ich mich wirklich ungeschickt an und erntete von den verschiedensten Seiten blöde Blicke, aber immerhin gewöhnte ich mich langsam an den Höhenunterschied.

"Na, wie ist die Luft da oben?", fragte Max spöttisch.
Wir standen zusammen mit Vanessa, Rick und noch einer anderen Frau an einem der Stehtische.
Ich konnte mich nicht mehr an ihren Namen erinnern, doch ich war mir sicher, dass es irgendwas mit N gewesen war. Oder doch E?

"Wunderbar", entgegnete ich an Max gerichtet. "Ich kann den Leuten so einfach auf den Kopf spucken."

Darauf entfernte sich mein Bruder ein Stück von mir.

Wir lachten alle.
Die andere riet Max: "Nimm dich in Acht. Es kommt immer, wenn man es am wenigsten erwartet."
Verschwörerisch grinste sie mich an. Ich mochte sie.

Irgendwann stimmte Flo dann ein wunderbar schiefes "Happy Birthday" für Ina an. Daraufhin strömten so viele Gäste zu ihr, dass ich beschloss noch ein wenig mit meinem Geschenk zu warten.

Die Schwarzhaarige hatte wohl den selben Gedanken und blieb bei mir am Tisch stehen.

"Melissa", stellte sie sich freundlich vor und reichte mir ihre Hand.
Okay, es war ein M. Kein N oder E.
Ich ergriff diese und stellte mich ebenfalls vor.

Wir unterhielten uns gut und ich erfuhr, dass sie neben Youtube auch noch Modedesignerin war und ihren eigenen Laden hatte. Abgesehen davon, dass ich das ziemlich cool fand, fragte ich mich, wer hier eigentlich ausnahmsweise mal nichts mit Youtube zu tun hatte.

Ich erzählte ihr auch von mir. Aber den Teil mit der Krankheit ließ ich aus. Heute Abend würde sie nämlich keinen Platz bekommen. Das hatte ich so entschieden.

Ina freute sich sehr über das zierliche Bettelarmband, welches ich ihr mitgebracht hatte. Und darüber freute ich mich wiederum.

Dann gab es einige Leute, die etwas über Ina erzählten und lustige Geschichten aus vergangenen Zeiten holten. Als letztes war Flo an der Reihe.

Er schien nervös, denn das Zittern seiner Hände sah ich bis hier. Jedoch fiel das anscheinend sonst niemandem auf.

Er klopfte einmal an das kleine Mikrofon bevor er mit seiner Erzählung begann.

"Okay... Wenn ich ehrlich bin, Ina, dann weiß ich nicht genau wo ich anfangen soll. Wir kennen uns länger als irgendjemanden sonst hier. Wenn man genau zurück rechnet, dann sollten es über 13 Jahre sein. Und seit nun mehr als 11 Jahren teilen wir unsere Leben mit dem jeweils anderen. Das ist echt verdammt lange."

Ich blickte zu Ina, welche keinen Meter vor Flos Rednerpult stand. Sie nickte heftig.

"Wir haben so viel zusammen erlebt. Das alles in Worte zu fassen würde viel zu lange brauchen. Und manchmal frage ich mich, wie wir es geschafft haben, den anderen so lange auszuhalten."

Ina lachte und auch ich kam nicht an einem schmunzeln vorbei. Flo konnte echt süß sein.

"Wir haben so viele Insider, bescheuerte und total peinliche Geschichten. Wir kennen uns in- und auswendig, entdecken dennoch jeden Tag neue Sachen am anderen. Und auch wenn es immer mal wieder schwere Zeiten gab, will ich dir eins sagen: Ich liebe dich, Püppi."

Ich hatte ein klein wenig Pipi in den Augen. Melissa neben mir schien es ähnlich zu gehen.
Flo verließ sein Pult und ging auf Ina zu.
Vor ihr kniete er sich nieder.

"Und deswegen frage ich dich, Ina. Willst du mich heiraten?"

Ina hatte sich die Hände vor den Mund geschlagen. Sie schien den Tränen nahe.

"Ja!", rief sie. "Ja, verdammt! Ja!"

Flo hatte kaum aufstehen können, denn schon warf sich seine Freundin auf ihn. Gekonnt fing er sie auf und küsste sie. Er strahlte.

Der gesamte Saal applaudierte, freute sich für die beiden.

Ich war außer mir. Konnte meine Emotionen nicht in Worte fassen. Da waren Schock, Überraschung, Freude, Stolz.

Und Ina war nicht alleine mit ihren Freudentränen. Auch meine Wangen kullerten Tränen voller Glück herunter.

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Realtalk: Huhu :3
Ich möchte jetzt den Flina-Nobelpreis verliehen bekommen. Danke ^-^

Wie findet ihr das Kapitel? War die Verlobung abzusehen? Oder völlig unerwartet?

Und so btw, das Kapitel ist mir mit großem Abstand von allen am Schwersten gefallen. Ich hoffe ich habe das glaubhaft und nicht völlig seltsam rübergebracht ö.ö

Freue mich riesig über Kritik bzw Feedback <3

Tschöz.

(Urlaubs-Kapitel)

30.10.2016

Fade away (Berliner Cluster)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt