Zwei Tage waren vergangen. Tage, in denen ich kein Lebenszeichen von Flo und Max bekommen hatte. Tage, in denen ich keine Sekunde hatte ruhig sitzen können, aus Ungewissheit über den Verbleib der Probleme. Aus Sorge um das Baby. Ich betete, dass Max Vanessa hatte abhalten können.
Die Wohnung der Frösche hatte ich nur verlassen, um morgens zur Chemo zu gehen oder einzukaufen. Vanessas Katzen waren für diese Zeit auch bei Rick untergebracht worden.
Am Morgen des dritten Tags, als ich gerade auf meine Chemo wartete, kam Dr. Parker zu mir. Er bat mich, ihn in sein Büro zu begleiten.
Ich saß ihm leicht verwirrt gegenüber, und sah ihm dabei zu, wie er seelenruhig seine Unterlagen ordnete.
„Entschuldigen Sie, dass ich Sie so früh am Morgen aus Ihrer Routine hole", begann der Arzt.
„Wie Sie sicher mitbekommen haben, fielen die letzten Ergebnisse der Chemotherapie eher mäßig erfolgreich aus. Vielleicht wissen Sie auch, dass nach jeder Injektion der Verlauf festgehalten wird und anhand der Ergebnisse Berechnungen über die nächste Therapie und die Reaktionen beziehungsweise Nebenwirkungen der Injektion gemacht werden", er rückte seine Brille zurecht.
Ich nickte stumm und fragte mich, worauf er hinaus wollte.
„Nun, die negativen Resultate zeugen davon, dass Ihr Körper die Zytostatika, also die Substanzen der Chemo, nicht so 'verwerten' kann, wie er es sollte. Da die Therapie Ihrem Körper ja nicht als Krebs-Entfernung, sondern als Krebs-Eindämmung dienen sollte, wird sie bis auf weiteres abgesetzt."
Ich schluckte schwer. „Das bedeutet dann keine Chemo mehr, oder?"
„Man kann es so formulieren. Die Chemotherapie war nur da, um Ihnen Zeit zu verschaffen. Sie jetzt, wo sie keinen Nutzen mehr hat, abzusetzen, ist, wie das Team es sieht, nur zu Ihrem Wohl."
„Ich nehme an, es gibt sowieso keine andere Behandlungsmethode für so eine Art von Krebs", sagte ich.
Dr. Parker nickte. „Wenn das so in Ihrem Sinn ist, dann benötigen wir noch Ihre Unterschrift zum Einverständnis der Absetzung."
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Inzwischen war der Abend angebrochen. Ich hatte zuvor noch ein paar Besorgungen machen müssen und hatte mich anschließend auch noch verlaufen. Die Luft in der Bahn war stickig. Ich setzte mich auf einen leeren Platz. Nie wieder Chemo. Ein seltsames Gefühl, nach zwei Monaten nicht mehr jeden Tag das Krankenhaus zu besuchen. Die Frage, wie ich das Max und den anderen erzählen sollte, verdrängte ich kurzerhand und kramte meine Kopfhörer aus meiner Tasche.
Billie Joe Armstrong sang "good riddance".
>>It's something unpredictable, but in the end it's right. I hope you had the time of your life<<
Das musste wohl die süße Ironie des Schicksals sein. Ich sah auf mein Handy: Keine Nachrichten. Dann war ich wohl an der Reihe, eine zu verfassen. Sie ging an Caro.
Lena: „Mach mal Druck bei deinen Eltern! Ich weiß nicht wie lange ich das hier noch aushalte"
Ich hoffte Caro verstand, was ich damit ausdrücken wollte.
Seufzend sah ich von meinem Handy auf und erschreckte mich erst einmal. Ich hoffte es war nicht allzu auffällig gewesen, da der Grund dafür schon ziemlich Panne war. Es schneite. Und ich hatte mich vor Schneeflocken erschrocken.
Ein Kichern neben mir ließ mich aufhorchen. Dort saß wieder das Mädchen von der Haltestelle. Wie war nochmal ihr Name gewesen? Ich hatte sie wohl etwas zu lang angestarrt.
„Hab ich was im Gesicht?", fragte sie mich belustigt. „Zum Beispiel Schnee?"
Ich musste lachen. „Entschuldige."
„Alles okay, passt schon", grinste sie.
„Ich bin ein bisschen durch den Wind, da passiert mir sowas öfter", erklärte ich.
„Kommt mir bekannt vor. Wo musst du raus?", fragte sie mich. Ich nannte ihr die Haltestelle.
„Da muss ich auch raus. Lass uns noch was trinken gehen, du siehst aus, als könntest du mal etwas Ablenkung gebrauchen", schlug sie vor. Erst zögerte ich, willigte dann jedoch ein. Ablenkung war jetzt vielleicht wirklich die beste Methode. Auch wenn ich sie, deren Name mir immer noch nicht eingefallen war, eigentlich so gut wie gar nicht kannte.
Aus einem Drink wurden dann zwei, drei, vier... Irgendwann hatte ich nichtmehr mitgezählt.
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Ich wachte auf und brauchte erstmal ein paar Momente um zu sehen. Ich hatte, wie Flo es gesagt hätte, eine „morts Katze". Die Erinnerungen an den gestrigen Abend waren ab dem vierten Drink sehr verschwommen. Wie war ich überhaupt von der Bar aus zu den Fröschen gelangt?
Darüber konnte ich auch nachher noch rätseln. Kaum hatte ich diesen Gedanken zu Ende gedacht, war ich auch schon wieder eingeschlafen.
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Realtalk: Der Song, den Lena da hört, is Good Riddance von Greenday.
Und damit erneut, hi! Ich war für eineinhalb Monate tot, sorry. RIP maeusin: 2015 - 2016.
ok, haha lustig. Tut mir wirklich Leid. Aber seit dem 22.04. (Upload des letzten Kapitels) gab es einfach keine Woche, in der ich keine Arbeit geschrieben habe. Bis heute. Die letzte Arbeit des Schuljahrs ist abgegeben und ich bin durch. Auf beide Arten.
Seit Montag hab ich hier dran jetzt geschrieben , und hoffe deswegen, dass es euch gefallen hat. Was sagt ihr zum Abbruch der Chemo und zu Lenas "anderen Seite"?
Lasst mal konstruktive Kritik und Resonanz da, danke.
PS: Ups, was mir grade eingefallen ist: DANKE, dass ihr so heftig seid! Erstens haben wir einfachmal 1,2k. Und zweitens existiert diese FF einfach mal seit einem halben Jahr! Holy makarony, uhm, wow, danke für den ganzen Support und die tollen Verbesserungsvorschläge <3
#qotd: Wen shippt ihr?
#aotd: bei mir wechselt das ständig, aber momentan #Jowi und #ZomGer. (#Franne und #Flina.) Joa, ich glaube das waren alle. Franne und Flina in Klammern, weil die ja 100% real sind ^^
10.06.2016
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Fade away (Berliner Cluster)
FanficLena muss durch einen eher unglücklichen Zufall nach Berlin zu ihrem Bruder Frodo reisen. Doch aufeinmal fängt Lena an, sich immer schlechter zu fühlen und bekommt vom Arzt eine Diagnose: tödliche Krankheit, nur noch wenig Lebenszeit. Wie soll es we...