Kapitel 15🖤

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Manchmal ist es so, dass man Menschen im Leben verliert. Vielleicht war man so sehr an diese Person gebunden, dass man nicht los lassen kann. Aber manchmal war es auch so, dass man die Person gar nicht richtig kennt. Vielleicht werden Menschen ins Paradies kommen oder vielleicht in die Hölle. Manche Menschen versuchen sich Allah anzunähern, doch manche denken nicht dran. Es gibt Menschen, die Allah dienen und viel Zeit mit dem Islam verbringen. Aber genauso viele Menschen gehen den falschen Weg.

Ich hätte nie gedacht, dass mein Leben mal so werden würde. Nicht in meinen schlimmsten Vorstellungen! Ich wünsche niemandem soetwas. Auch wünsche ich keinem den Tod. Man kann in nur einem Augenblick alles bekommen, was man will. In nur einem Augenblick kann sich das Leben ins Positive ändern. Denn man muss bedenken, dass Allah dir besseres will, als du dir je denken (träumen) kannst. Aber man muss auch wissen, dass sich dein Leben in nur einem Augenblick ins Negative ändern kann. Einem kann in einem Augenblick alles schlechte passieren, was man sich nie ausmalen könnte. Trotzdem sollte man wissen, dass Allah nur denjenigen testen will. Und Allah testet nur diejenigen, die er liebt. Man sollte immer aufstehen und beten. Man muss daran denken, dass alles ein Test ist. Wenn man den Test besteht, dann gibt Allah demjeniegen etwas besseres, als das, was er davor hatte.

Wieder war ich schon so tief in Gedanken, dass ich nach dem Beten auf dem Gebetsteppisch saß. Wieder hatte ich Tränen in den Augen. Es sind jetzt schon zwei Monate vergangen seitdem es passiert ist. Ich bete. Ich stand auf und faltete mein Gebetsteppisch ordentlich und verstaute es wieder in mein Schrank. Ich bemerkte, wie Mahmud am Türrahmen stand und mich anschaute. In diesen zwei Monaten hatte mir Mahmud gesagt, dass die Firma nicht gut lief. Wir hatten 50.000 Euro Schulden und wenn das so weiter ging, dann müssten wir die Firma schließen. Mahmud arbeitet echt hart in letzter Zeit. Er hatte keine Zeit mehr für sich oder für uns. Ich ging auf ihn zu und umarmte ihn. Meinen Kopf vergrub ich in seiner Halsbeuge.

,,Alles wird gut Soma" sagte Mahmud. Ich nickte und schaute zu ihm. Zu meinem Mann. Zu dem Mann, den ich liebte. Zu meinem Ehemann. Warum konnte es nur soweit kommen? Er sah zu mir und nahm mein Gesicht in seine großen und starken Hände. Er wischte mit seinem Daumen meine Tränen weg, die mir unbewusst die Wangen runter geflossen waren.
Ich sah, dass er selbst Tränen in den Augen hatte, aber er versuchte stark zu sein.

,,Mahmud ich-" er legte seine Hand auf meinem Mund und schüttelte seinen Kopf. Ich nickte und wurde still. Er zog mich in eine Umarmung und fing an zu weinen. Ich erwiederte die Umarmung. Seit zwei Monaten hatte Mahmud nicht mehr geweint. Heute war der Tag, an dem er wieder weinte. Er drückte mich fest an sich und ich tat es ihm gleich? Dann löste er sich irgendwann. Er schaute mir in die Augen und ich sah ihn an, dass er nicht mehr er war. Ich konnte sehen, dass er Schlafprobleme hatte wegen der Arbeit. Er arbeitete einfach zu viel! Mahmud war schwach und er brauchte Schlaf!

,,Mahmud schlaf" sagte ich ihm. Doch er schüttelte den Kopf. ,,Mahmud es ist gerade mal 5 Uhr morgens. Du hast schon gebetet! Komm wir gehen schlafen." Ich sagte das ganze nicht, weil ich schlafen musste. Ganz im gegenteil! Ich war kein bisschen Müde. Ich wollte einfach, dass es ihm besser ging. Er machte sich von Tag zu Tag immer mehr kaputt. ,,Ich muss gleich arbeiten." Sagte er und ging auf seinen Schrank zu. Ich ging auf ihn zu und umarmte ihn von hinten.
,,Mahmud geh heute nicht." Er drehte sich langsam zu mir um. ,,Ich muss " sagte er sanft. Ich schüttelte den Kopf
,,Du musst nichts! Komm wir gehen schlafen. Du kannst dir heute frei nehmen." Als er nichts sagte, zog ich ihn sanft hinter mir her und drückte ihn auf unser Bett. Er schien gemerkt zu haben, dass er keine andere Wahl hatte und legte sich hin. Ich legte mich ebenfalls hin. Ich stand wieder auf und machte das Licht aus und legte mich wieder hin. Ich hatte die Nachttischlampe nicht an gemacht, da es schon langsam hell wurde.

Ich inhaltierte Mahmuds Duft in mich und ich spürte, wie er dies ebenfalls tat. Ich starrte auf seine Brust und malte mit meinen Fingern Kreise darauf. Ich merkte, wie er mit meinen Haaren spielte. Keiner von uns redete, sondern war mit den Gedanken woanders. ,,Soma es tut mir leid!" sagte er plötzlich. Verwirrt schaute ich ihn an. ,,Was meinst du?" fragte ich.
,,Es ist meine Schuld, dass wir jetzt unser Kind nicht in den Armen halten können. Dass wir uns nicht einen Namen für unseren Engel suchen können. Dass wir keine Eltern geworden sind. Dass-" ich tat meine Hand auf seinen Mund. ,,Danke Allah dafür, dass unser kleiner Engel jetzt In Shaa Allah als Schmetterling im Paradies ist. Mahmud es ist ein Test von Allah." Er schaute mich an und fing wieder an zu weinen. Er schob die ganze Schuld auf sich. Ich fing an einzelne Tränen zu verlieren und Mahmud wischte meine und ich seine Tränen weg. Er umarmte mich stark und ich schloss einfach meine Augen.

Breathe  (Wattys 2017)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt