♛ Kapitel 21 ♛

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"Und was hast du heute noch vor?", wollte Caleb wissen, während er um eine Kurve fuhr. Ich warf einen Blick auf meine Uhr. "Es ist schon spät. Wahrscheinlich nichts mehr. Und du?" "Mein Bruder wollte zum Abendessen vorbeikommen", erzählte Caleb. Ich strich mir eine Strähne aus dem Gesicht, die lästig vor meinen Augen hing. "Okay."

Wir schwiegen eine Zeit lang. Caleb hatte mich aus dem Krankenhaus abgeholt, nachdem ich ihn angerufen hatte, weil Eric zu einer Untersuchung musste. Ich lehnte meinen Kopf ans Fenster und sah gedankenverloren hinaus. "Möchtest du mit?" Caleb drehte kurz seinen Kopf zu mir, dann konzentrierte er sich wieder auf die Straße. Verwirrt guckte ich zu ihm rüber. "Was?" "Ob du mit willst, zum Abendessen."

"Achso", ich kratze mich am Hinterkopf, "Ich weiß nicht so recht. Wäre das denn wirklich okay?" Caleb nickte heftig. "Natürlich", meinte er, "Du wirst sicher darauf brennen, meinen Bruder kennenzulernen. Ich glaube, ihr würdet euch gut verstehen." Ich überlegte eine Weile, dann entschied ich mich dafür, mitzukommen.

Ich lächelte. "Okay, einverstanden."

...

Caleb besaß ein kleines, einstöckiges Haus in einer kleinen Straße abseits der Stadt. Es war in einer gelblichen Farbe gestrichen und im Vorgarten wucherten verschiedene Pflanze. "Sieht aus, als wärst du oft draußen", ich roch an einer welken Blume. "Ja, wenn ich nichts zu tun habe, werkle ich gerne im Garten herum." Caleb steckte den Schlüssel ins Schlüsselloch und sperrte die Türe auf.

Von innen sah das Haus sehr gemütlich aus, mir sprang zunächst das grüne Sofa ins Auge, das vor einem laufenden Fernseher stand. "Ich vergesse immer wieder, ihn auszumachen", Caleb grinste etwas beschämt und schaltete das Gerät ab. "Setz dich, ich hole Orangensaft." Er zeigte auf das Sofa und verschwand in der Küche.

Ich sank in die weichen, olivgrünen Polster. Der ganze Raum war eher in grünlichen Tönen eingerichtet: Der Teppich hielt sich in einem schlichten Hellgrün, die Wände waren in einem kaum sichtbaren Mintton gestrichen. Außer den weiße Vorhängen war hier tatsächlich alles grün. Es gefiel mir.

"Mein Bruder kommt gleich, er war noch bei der Arbeit", Caleb stellte einen Krug und Gläser auf dem Tisch ab. "Oh, was arbeitet er denn?", erkundigte ich mich neugierig. "Er ist Journalist." "Klingt interessant." "Ja, ziemlich." Caleb schenkte Orangensaft ein und reichte mir ein Glas, welches ich dankend annahm.

Wir unterhielten uns über dies und jenes, bis sich die Türe öffnete. Ich starrte verwirrt die große Gestalt an, die in den Raum trat. "Oh, hey Lotta. Du bist auch hier?" Ilian zog seine Schuhe aus und setzte sich neben mich. "Äh, ja", antwortete ich, "Ich wusste gar nicht, dass du einen Bruder hast." "Ich hab's dir auch nie erzählt", Ilian blies sich lachend eine braune Strähne aus der Stirn.

Tatsächlich hatte er eine starke Ähnlichkeit mit Caleb, wenn man es genauer betrachtete. Er hatte die gleiche Nase wie er, die gleiche Mimik und die gleichen kurzen, glatten Haare, Ilians waren bloß etwas heller. "Ihr kennt euch?" Caleb mischte sich in unsere Konversation ein. "Wir sind Nachbarn", erklärten wir gleichzeitig, "Und Freunde."

"Wir haben uns auf ziemlich..", Ilian suchte nach dem passenden Wort, "Spezielle Weise kennengelernt." "Oh, klingt spannend. Das könnt ihr mir ja beim Essen erzählen." Caleb lächelte. "Was gibt's eigentlich?", erkundigte ich mich.

"Ofenkäse. Und Salat mit selbstgemachtem Dressing. Ich hoffe, du magst das."

"Ja, das klingt sehr lecker."

"Gut. Ich geh dann mal in die Küche", Caleb erhob sich und verschwand in einen anderen Raum.

Ilian und ich saßen schweigend nebeneinander, räusperten uns hin und wieder oder tranken Orangensaft. "Woher kennst du eigentlich meinen Bruder?", löste Ilian irgendwann die Stille. "Caleb? Ich habe ihn bei einem Konzert von Eric kennengelernt, er ist ja sozusagen der Manager von ihm." Ich strich mir eine blonde Strähne aus dem Gesicht.

Radio High || Eric SaadeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt