♛Kapitel 34♛

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Ich hämmerte gegen die Zimmertüre. Keine Minute später wurde sie geöffnet, Caleb stand vor mir. Er sah verunsichert aus.

Eine Weile starrten wir uns schweigend an. Keiner von uns beiden wusste, was er sagen sollte. Caleb kratzte sich am Hinterkopf, machte schließlich doch den Mund auf.

"Tut mir Leid."

Ohne zu zögern scheuerte ich ihm eine. Fester als ich jemals zuvor jemanden geschlagen hatte.

Vermutlich, weil ich noch nie Grund dazu hatte.

Er sah mich mit schmerzverzerrtem Gesicht an. "Das habe ich wohl verdient." Ich nickte. "Darf ich reinkommen?" Caleb trat einen Schritt zur Seite, damit ich in den Raum kommen konnte. Ich ließ mich auf dem Bett nieder, das den meisten Platz in seinem kleinen Hotelzimmer einnahm. "Fang an", forderte ich auf.

"Mit was?" Caleb kräuselte verwirrt die Stirn.

"Mit deiner Erklärung, warum du es Eric erzählt hast."

Der Dunkelhaarige zuckte die Schultern. "Was soll ich dazu sagen?" "Etwas Glaubwürdiges." Ich klopfte neben mich auf die Matratze, da es mich nervös machte, wenn er vor mir herumhampelte. "Nein, danke", lehnte er ab, "Ich stehe lieber." "Meinetwegen. Dann schieß mal los, ich erwarte jetzt eine ausführliche Erklärung von dir." Caleb nickte und lehnte sich an die gegenüberliegende Wand.

"Vermutlich wirst du mir jetzt nicht glauben, wenn ich dir sage, dass ich ihm die Wahrheit einfach sagen musste. Eric ist immerhin mein Cousin und er hat sich zurecht Sorgen um dich und mich gemacht. Er dachte, wir hätten Zoff oder sowas und wollte deswegen wissen, was los ist", Caleb stieß sich von der Wand ab, "Deswegen hat er mich heute nach dem Schwimmen zur Seite gezogen und mich ausquetscht. Ich habe versucht, so wenig wie möglich zu antworten, aber er hat mich durchschaut. Er hat mich gefragt, was wirklich vorgefallen ist und hat dann einen seiner unberechenbaren Blicke aufgesetzt - du weißt wohl am besten, dass man macht, was Eric will, sobald er dich auf diese Weise ansieht."

Oh, und wie ich das wusste.

Wenn Eric jemanden dazu bringen wollte, etwas zu tun, dann schaffte er das auch. Er sah dich durchdringend mit seinen braunen Augen an und du warst vollkommen ausgeliefert. So ungern ich es auch zugab: Ich musste Caleb glauben.

"Ja, ich weiß", gab ich also zu. Bedrückt starrte ich den Boden an.

"Ist es..ist es aus zwischen euch?" Caleb ließ sich verunsichert neben mir nieder.

Ich zuckte die Schultern. "Er hat gesagt, er braucht Zeit."

"Verstehe."

Wir schwiegen, Caleb strich hin und wieder tröstend über meinen Arm. Es machte mir nichts aus. Einerseits würde ich ihm am liebsten den Kopf abreißen, andererseits war er im Moment wohl die Person, die mich am besten verstand. Ihm ging es ähnlich wie mir, er hatte jetzt schließlich auch Probleme mit seinem Cousin.

"Ich geh Eine rauchen", Caleb stand auf und zog eine Schachtel Zigaretten aus der Hosentasche. "Willst du auch?" Er hielt mir eine Zigarette vor die Nase. Ich schüttelte den Kopf. "Nein, danke. Das ist schon einmal schief gegangen." Mein Mundwinkel zuckte für einen Augenblick nach oben, als ich an die Nacht zurückdachte, in der ich Ilian kennengelernt hatte. Was ich dafür geben würde, jetzt mit ihm sprechen zu können.

Ich würde das sofort nachholen, sobald ich wieder in Schweden war. Er würde mit all dem am besten von all meinen Freunden klarkommen, obwohl auch er ein Cousin von Eric und sogar der Bruder von Caleb war. Außerdem hatte ich sowieso schon lange keine Chance mehr gehabt, alleine mit Ilian zu reden. Mir fehlten unsere gemeinsamen Nachbarn-Abende (die wir seitdem Eric auf Tour gewesen war ziemlich oft durchzogen) wirklich ziemlich.

Radio High || Eric SaadeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt