♛Kapitel 28♛

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Ich nahm je die zweite Stufe der Treppen, bis hoch zu unserer Wohnung. Kaum hatte ich den Schlüssel herumgedreht, stolperte ich hinein und warf meine Schuhe in eine vollgestopfte Ecke. Smilla saß auf der Couch und las, Lasse kochte vermutlich, aber Eric war nirgends aufzufinden. "Hey, weißt du wo Eric ist?" Ich tippte Smilla an. Sie schüttelte die braunen Locken. "Sorry. Er ist vor etwa einer halben Stunde abgehauen. Er hat gesagt, dass er dich suchen geht. Wo warst du?" "Bei Caleb. Ich...hab ihm noch Geld geschuldet. Weißt du, wo Eric genau hingegangen ist?" "Keine Ahnung", Smilla zuckte die Schultern, "Vielleicht zum Radio. Wahrscheinlich dachte er du wärst zur Arbeit gegangen."

Ich checkte die Uhrzeit; ich musste erst in etwa einer Stunde bei der Arbeit sein. "Okay, danke. Ich werde ihn suchen." "Stopp!", Lasse meldete sich aus der Küche. "Ich mache Lasagne, willst du wirklich verschwinden?" "Tut mir leid, es ist echt wichtig. Macht euch einen schönen Abend zu zweit. Bis später." Damit rannte ich aus der Wohnung und hetzte zur U-Bahn.

...

"Hallo, Lotta!", Caja begrüßte mich im Eingangsbereich. "Hey. Hast du Eric gesehen?" "Eric? Ähm, nein, normalerweise leistet der uns keine Besuche", sie strich sich eine lästige Haarsträhne hinters Ohr. "Aber wenn du ihn so dringend brauchst, kann ich mit der Chefin reden, vielleicht kann sie dir für heute freigeben", die Frau zwinkerte vielsagend. "Danke, Caja. Du bist meine Rettung", ich umarmte sie, "Wir sehen uns."

Ich eilte aus dem Gebäude und ging in Windeseile alle Orte durch, an denen Eric sich befinden konnte. Das Hotel. Es war wohl am Wahrscheinlichsten, dass er sich dort aufhielt.

Dorthin konnte ich mit der Straßenbahn fahren, also tat ich das. Die Fahrt dauerte nicht lange, weswegen ich recht schnell an dem Hotel ankam. Ich fragte an der Pforte nach Eric, da ich mir seine Zimmernummer nicht gemerkt hatte. "Sie wollen zu Eric Saade?" Die dürre Frau hinter dem Tresen sah mich misstrauisch an. "Na, ohne weiteres kommen sie da nicht so einfach hin." "Ich bin seine Freundin", protestierte ich. "Können sie das beweisen?" Genervt überdrehte ich die Augen. "Rufen sie ihn doch einfach an!" Die Frau schien nachdenklich, kam meinem Vorschlag jedoch nach.

Nach wenigen Klingelzeichen meldete sich jemand am anderen Ende der Leitung. "Herr Saade? Ja, hier steht eine junge Dame, die sie gerne sprechen möchte. Ihr Name ist..-" Die Dame nahm den Hörer an ihre Brust. "Wie hießen sie doch gleich?" "Lotta. Lotta Aresdotter", antwortete ich. Konnte das nicht schneller gehen? "Ah, ihr Name ist Lotta Aresdotter. Kennen sie sie?" - Sie ließ Eric sprechen - "Ach, tatsächlich? Soll ich sie zu ihnen schicken? Okay, mache ich. Auf Wiedersehen." Die Frau legte das Telefon weg und nickte mir zu. "Alles geklärt. Sie dürfen zu ihm." Ich schenkte ihr ein dankbares Lächeln, sie gab mir seine Zimmernummer und erklärte mir knapp den Weg.

Ich folgte ihren Anweisungen und fand mich in einem rot gestrichenen Gang im dritten Stock wieder. Erfolgreich sichtete ich sein Zimmer. Ich klopfte an die Türe und wurde sofort hineingelassen. Statt einer Begrüßung wurde mir ein kräftiger Kuss auf den Mund gedrückt. Als ich die Augen wieder öffnete, grinste mir ein überfröhlicher Eric entgegen. "Ich hab dich erwartet." "Echt?" Etwas überfordert ging ich ein paar Schritte zurück, scheiterte jedoch wegen des Bettes, das kraftvoll in meine Kniekehle stieß. Ich stolperte nach hinten und plumpste auf die riesige Matratze. Eric lachte und ließ sich neben mich fallen. "Ach, Lotta." "Was ist?" Ich drehte mich zur Seite, um ihn ansehen zu können.

"Du bist einfach das, was mir immer gefehlt hat", er rückte näher. Ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte. Die Sache mit Caleb hatte so einiges durcheinandergewirbelt und ich hatte das blöde Gefühl, dass mir das anzusehen war. Deswegen küsste ich ihn, so konnte ich wenigstens keine Scheiße von mir geben, die mich möglicherweise auch noch verraten würde. Es fühlte sich an wie immer - aber da war dieses Stechen. Dieser höllische Schmerz, der mir durch den Körper jagte, wenn ich realisierte, dass ich nicht nur Eric geküsst hatte. Und nicht nur mit ihm geschlafen. Ich sollte mich verdammt nochmal selbst verprügeln. "Ist alles in Ordnung?", der Schwarzhaarige löste sich von mir. "Ja, warum?" Meine Stimme war zu hoch und zu schnell, als das er nichts hätte merken können. Er zuckte die Schultern. "Du wirkst so anders. Verunsichert, irgendwie." Fuck.

Ich bemühte mich, entschlossen zu klingeln. "Nein, es ist nichts. Ich bin nur etwas gestresst." Eric nickte verständnisvoll. Dann leuchteten seine Augen auf. "Komm, ich mache dich wieder entspannt." Er zerrte mich zum Balkon und holte etliche Decken und Kissen, die er auf dem Boden ausbreitete. "Setz dich", ordnete er an. "Bin gleich wieder da." Er verschwand im Badezimmer und blieb dort eine Weile. Als er wieder kam, hatte er ein Handtuch und Öl bei sich. "Was hast du vor?", wollte ich wissen. "Ich massiere dich", er zwinkerte mir zu. Ich lachte spöttisch. "Als ob du das könntest!" "Lass dich überraschen", verführerisch grinsend legte er seine "Ausrüstung" neben mir ab und pflanzte sich hinter mich.

Ich wartete, dass etwas passierte, doch nichts geschah. "Was ist denn jetzt?" Verwirrt drehte ich mich um. Eric sah mich mit schief gelegtem Kopf an. "Wie soll ich deinen Rücken massieren, wenn du ein Shirt trägst?" Gefrustet stöhnte ich und zog mir das Shirt über den Kopf. Eric gab einen zufriedenen Laut von sich und begann zu massieren.

Wow. Okay. Er konnte tatsächlich massieren - und zwar gut. Auf der Stelle entspannte ich mich und gab mich seinen Händen hin. Ich wollte einfach einschlafen, mich von Eric in den Schlaf massieren lassen. "Hey", seine Stimme war plötzlich nahe am meinem Ohr. "Was ist?" Ich drehte mich erschrocken um. "Du darfst nicht einschlafen. Sonst kann ich dich nicht richtig massieren." Eric setzte mich wieder richtig auf, da ich in meiner Müdigkeit etwas nach hinten gekippt war.

"Sorry, das wollte ich nicht", ich rieb mir über die Augen. Eric lächelte an meinem Kopf, seine Lippen streiften mein Ohrläppchen. Er verharrte und drückte seinen Mund sanft auf die Stelle hinter dem Ohr, die so wahnsinnig empfindlich war. "Was...tust du da...?", hauchte ich, soweit es mir möglich war. Gott, dieser Kerl hatte es echt drauf mich außer Gefecht zu bringen.

Er fasst mich am Kinn und drehte meinen Kopf zur Seite, sodass er mich ansehen konnte. "Ich liebe dich", er küsste mich flüchtig, dann sprach er weiter, "Ich würde für dich mehr aufgeben, als ich besitze."

Holy.

Eric legte seine Lippen erneut auf meine und wanderte von dort aus langsam meinen Hals hinunter.

Shit.

Er wich zurück, sein Blick war erwartungsvoll. Als mir klar wurde, auf was er wartete, musste ich lächeln. "Ich liebe dich auch. Und verdammt, ich würde für dich noch mehr aufgeben." Solch ein Strahlen jagte über sein Gesicht, dass ich selbst nur mit ihm strahlen konnte. Ich zog ihn an mich und versank in seinen starken Armen. Diese Umarmung gab mir neue Kraft.

Alles würde gut werden.


Radio High || Eric SaadeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt