♛Kapitel 39♛

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Eric umarmte mich eine halbe Ewigkeit. 

Als er mich endlich wieder losließ, strich er mit seinem Daumen sanft über meine Wange. 

"Ich liebe dich so sehr, Lotta. Es tut mir Leid, was ich für eine Scheiße geredet habe."

Er führte seine Lippen langsam zu meinen hin, doch ich drehte meinen Kopf zur Seite. Eric wich verwirrt zurück. "Lotta?"

"Lass uns erstmal reingehen."

Ich war gerade im Begriff mich umzudrehen, als Eric mich an der Schulter packte und zurückzog. "Meinst du wirklich, wir sollten jetzt noch zu dir gehen? Die anderen schlafen bestimmt schon." 

Er hatte Recht. Smilla und Lasse hatten es schon schwer genug mit der Schwangerschaft, ich sollte ihnen nicht auch noch den Schlaf stehlen. Abgesehen davon war ja auch noch Lars da. 

"Wo willst du dann um diese Uhrzeit hin?" 

"Wir könnten ins Hotel", schlug Eric vor, aber ich schüttelte den Kopf. Ich wollte nicht an dem Ort, an dem wir viele unserer romantischten - beziehungsweise intimsten - Erfahrungen gemacht hatten, unsere zerstörte Beziehung diskutieren. Das wäre viel zu ironisch.

Eric schien zu verstehen. "Ist in Ordnung." Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. "Es ist halb Eins. Uns bleibt wohl nur noch Fastfood." 

Ich nickte zustimmend, da mir auch nichts Besseres einfiel und folgte ihm zu seinem Wagen. 

Dort setzte ich mich auf den Beifahrersitz und lauschte den Klängen des Radios, das automatisch angesprungen war, nachdem Eric den Schlüssel herumgedreht hatte. Ehe er losfuhr, griff er zum Rücksitz und zog ein Sweatshirt hervor. "Hier, sonst erfrierst du noch", er reichte es mir, während seine Augen forschend über meinen Körper wanderten. 

Warum hatte mein Kleid gleich nochmal ein derart betontes Dekolleté?

Ah ja, richtig. Ursprünglich war ich ja feiern. 

Als ich mich geräuschvoll räusperte, zog Eric endlich seinen hochroten Blick zwischen meinen Brüsten hervor und fuhr los. Ich zog sein Sweatshirt schleunigst an, damit so eine Situation nicht noch einmal zwischen uns entstehen konnte. 

Während Eric konzentriert dem Straßenverlauf folgte, schnupperte ich unauffällig am weichen Stoff seines dunkelblauen Pullovers und atmete den Duft von frischem Waschmittel ein. Es fühlte sich so gewohnt an, seine Klamotten zu tragen, dass es fast schon schmerzte. Mir war klar, dass es nie so werden würde wie früher. Die meiste Zeit akzeptierte ich das auch, aber manchmal wünschte ich, wir wären nie auf diese beschissene Waldparty gegangen. 

Eric lenkte seinen Wagen auf das Gelände von einer der unzähligen Fast-Food-Restaurant-Ketten. "Willst du reingehen?" Er verlangsamte das Tempo. Ich schüttelte meine blonden Haare. "Mir wäre Drive In lieber", ich lugte durch die Glasfront in das Gebäude hinein. Um diese Uhrzeit hielten sich hier nur Besoffene oder Pendler, deren Augenringe vor schlechter Laune bis zur Tischplatte hingen, auf. Mein Bedürfnis, darin ein Versöhnungsgespräch zu fuhren, war nicht unbedingt massig. 

Wir bestellten am Drive In zwei Menüs und fuhren schließlich wieder auf die Hauptstraße. "Wo fahren wir jetzt hin?", wollte ich wissen, während ich in meinen Burger biss. Ein Spritzer Soße tropfte auf Erics Sweater. Ich sah ihn zerknirscht an, er reichte mir schulterzuckend ein Taschentuch. "Ich hatte gehofft, du schlägst etwas vor." 

Ich warf einen Blick auf die Temperaturanzeige. Es war ziemlich kühl, aber man konnte sich selbst um diese Uhrzeit noch draußen aufhalten. "Kurz vor Stockholm gibt es einen kleinen Berg, von dem aus man über die ganze Stadt sehen kann", schlug ich vor, "Da kann man problemlos mit dem Auto hochfahren." "Ich weiß, wo du meinst." Eric beschleunigte den Wagen und bog nach etwa 200 Metern rechts ab.

Radio High || Eric SaadeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt