♛Kapitel 37♛

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Ich schloss die Wohnungstüre auf. Vorsichtig lugte ich ins Wohnzimmer und stellte erleichtert fest, dass niemand zu Hause war. "Komm jetzt", ich zog Eric hinter mir her, da er keine Anstalten machte, sich fortzubewegen.

"Warum hetzt du so rum? Ich dachte, es ist niemand hier", der Schwarzhaarige drängelte sich an mir vorbei ins Wohnzimmer. Er ließ sich auf der Couch nieder und legte zufrieden die Hände hinter dem Kopf zusammen. "Es ist auch noch keiner da", ich streifte die Chucks von meinen Füßen, "Aber wenn die anderen wiederkommen, musst du wieder weg sein. Zieh bitte deine Schuhe aus."

Eric gehorchte widerwillig. Er schmiss seine Schuhe rücksichtslos in die Ecke, bevor er es sich erneut auf dem Sofa bequem machte. "Warum sollen deine Mitbewohner eigentlich nicht wissen, dass ich hier bin?", fragte er.Ich ließ mich neben ihm auf die Sitzpolster fallen. "Weil das komisch wäre. Es würde ein falsches Bild auf sie abgeben." Eric nickte verständnisvoll. "Okay, und wo sind sie?" Ich zuckte die Schultern. "Lasse ist arbeiten. Und die anderen beiden unternehmen wahrscheinlich was."

"Verstehe", Eric wechselte seine Sitzposition, sodass er mich frontal anstarren konnte - was mich ehrlich gesagt etwas irritierte. "Und was genau meinst du mit falsches Bild?" Ich überlegte eine Sekunde, worauf er hinaus wollte. "Ach ja, genau. Naja, sie könnten denken, wir würden rummachen oder so."

"Warte...wir sind nicht zum rummachen hier?" In Erics Gesichtsausdruck herrschte gespielte Enttäuschung. "Nein, sind wir nicht", ich schlug ihm kichernd auf den Arm. "Du weißt genau weswegen wir hier sind."

Wir waren nämlich hier, um uns endgültig auszusprechen. Nicht nur ich hatte gewisse Ding auf dem Herzen, die ich loswerden musste, sondern sicherlich auch Eric. Wenn wir unseren Kriegsbeil vergraben wollten, dann hatten wir nichts anderes zu tun als endlich Klartext zu sprechen. Komplett ehrlich und ausführlich.

"Ja, mir ist klar, weshalb wir hier sind", meint Eric augenverdrehend, "Nimm meinen Humor nicht immer so ernst."

"Mach ich nicht."

"Gut, denn ich hab manchmal das Gefühl, du hältst mich für komplett dämlich."

"Halte ich dich auch", ich grinste.

"Na dann", Eric streckte sich, sodass seine Wirbelsäule lautstark knackste. "Lass uns endlich zu reden anfangen, bevor du mich noch bescheuerter findest." Ich lachte. "Das wird sich nicht verhindern lassen." "Du bist schlimm", der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf, "Unerträglich."

"Danke. Wenigstens hast du jetzt ein Thema, mit dem du anfangen kannst."

"In der Tat." Eric grinste schief, rückte ein Stück näher und sah mir eindringlich in die Augen. 

Dann begannen wir zu sprechen. 

Ein furchtbar unangenehmes Gespräch, dass nie zu enden schien. 

...

Es war inzwischen nach Zwanzig Uhr, als ich verzweifelt meinen Finger auf Ilians Klingelknopf presste. Mir fiel zum ersten Mal auf, dass er einen anderen Nachnamen als Caleb hatte. Eliasson prangte auf dem Schild in fettgedruckten Buchstaben, während hingegen Caleb Dawnsen hieß.

Die Erinnerung schlich sich in mein Gedächtnis, wie Ilian mir mal erzählt hatte, dass er bei seinem Vater aufgewachsen war und Caleb bei seiner Mutter, da sich die Eltern der Beiden früh getrennt hatten. Bestimmt hatten sie deswegen unterschiedliche Namen. 

Radio High || Eric SaadeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt