♛Kapitel 1♛

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"Was ist unmöglich?" Lasse legte mir besorgt die Hand auf die Schulter, "Ist etwas Schlimmes passiert?"

"Nein...es ist...es ist zu toll, um wahr zu sein!" Mein vor Schock offen stehender Mund verzog sich zu einem Lächeln. "Hä? Was ist toll?" Inzwischen hatte auch Smilla bemerkt, dass etwas passiert war und erhob sich vom Bürostuhl vor dem Computer.

"Das hier", ich zeigte auf den Brief in meiner Hand und hielt ihn ihr hin. Sie nahm ihn aus meiner Hand und las die Adresse und den Namen des Absenders, dann lächelte sie mich an. "Das ist ja der Wahnsinn! Hier steht, dass der Brief aus der Rosgata 64 abgeschickt wurde. Das ist die Adresse von Cookie Core!" "Du meinst den berühmten Radiosender Cookie Core aus Stockholm?" Lasse sah Smilla ungläubig an.

"Ja, genau den! Das ist ja so aufregend! Los, Lotta! Mach den Umschlag auf und lies vor!" Meine Freundin gab mir das Couvert zurück. Ich öffnete es mit zittrigen Fingern, nahm den Brief heraus und begann vorzulesen.

"Liebe Frau Lotta Aresdotter, wir, der Radiosender Cookie Core, haben Ihre Bewerbung erhalten und würden Sie gerne zu einem Vorsprechen am kommenden Samstag einladen. Wir erwarten Sie am 20.06 um 18.00 Uhr im Raum 3.66 im Hauptgebäude von Cookie Core. Bitte bringen Sie jegliche Unterlagen zu Ihrem Lebenslauf in Papierform mit. Wir freuen uns auf Sie und wünschen Ihnen viel Glück im Voraus! Bis bald, Ihr Cookie Core - Team."

Lasse schlang glücklich seine Arme um meinen Hals. "Oh Gott, Lotta! Darauf hast du schon so lange gewartet! Und jetzt endlich geht dein Traum in Erfüllung, und dann auch noch bei einem so berühmten Radiosender!" Er gab mir einen Knutscher - das machte Lasse nur, wenn er etwas wirklich, wirklich super fand. Aber nicht nur er freute sich für mich, auch Smilla hüpfte auf und ab wie ein Flummi, fast noch mehr als bei ihrem vorherigen Fangirl-Anfall. "Das ist unglaublich! Das ist sowas von unglaublich!", rief sie immer wieder.

Ich brachte kein Wort heraus, obwohl ich eigentlich so viel sagen wollte. Wie aufgeregt ich war, wie gerne ich den Job bekommen würde und wie sehr ich mich freute, endlich zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen worden zu sein. Wenn man diese Freude überhaupt in Worte fassen konnte, so riesig wie sie war.

Ich benötigte zwar ein wenig Zeit, fand aber schließlich meine Sprache wieder. "Wann ist überhaupt der nächste Samstag?" "Ähm...heute ist Freitag. Also morgen", antwortete Lasse. "Was?! MORGEN SCHON?!" Erschrocken schlug ich mir die Hand gegen die Stirn. "Ich muss dringendst noch den Papierkram vorbereiten und mein Outfit herrichten und...-"Jetzt beruhig dich doch mal!", unterbrach mich Smilla, "Du hast morgen bis um sechs Uhr Zeit, das alles zu machen!"

Da hatte sie recht. Ich sollte mich wirklich nicht so abhetzten, aber ich war einfach zu aufgeregt und glücklich, um mich zu beruhigen. Trotzdem musste ich es versuchen.

"Ich muss jetzt erstmal runterkommen und mich ausruhen", meinte ich, "Gute Nacht!"

...

Ich füllte ein Glas mit Wasser und ging hinaus auf den Balkon. Es war schon drei Uhr morgens, aber ich konnte einfach nicht schlafen, so sehr ich es auch wollte. Die Nacht war kühl, aber dennoch angenehm. Ich atmete die kalte Luft tief ein und ließ mich anschließend auf einen der Balkonstühle fallen.

Ich blickte auf die Landstraße, welche fast direkt vor unserem Wohnblock verlief. Ein einziges Fahrzeug tuckerte über den Teer, ein schwarzer Ferrari. Was machte so ein Bonzenauto um diese Uhrzeit auf einer Landstraße außerhalb von Stockholm?

Komisch. Aber es interessierte mich auch nicht wirklich, ich hatte meine eigenen Sorgen. Eigentlich freute ich mich ja auf das Vorstellungsgespräch, aber ich würde garantiert müde sein.

Sehr müde.

Ich ließ meine Augen über den Balkon schweifen. Viel gab es hier ja nicht zu sehen, bis auf ein paar Stühlen und einem Tisch. Mein Blick blieb an einer Schachtel Zigaretten hängen.

Radio High || Eric SaadeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt