Ich rannte durch den Regen. Es war mir egal wohin, Hauptsache schnell weg von diesem Auto, diesem Wald und der Erinnerung an die Party. Als ich hinter mich blickte, war der graue Wagen weit genug entfernt, ich erkannte ihn durch die Tropfen nur noch verschwommen.
Der Gedanke daran, dass Caleb in diesem Wagen lag und ich noch vor wenigen Stunden mit ihm geschlafen hatte, jagte mir ein übles Stechen durch den Magen. Auch wenn ich betrunken gewesen war, ich hatte trotzdem einen Fehler gemacht und dieser war nicht so einfach wegzuradieren.
Während ich weiterhin die verlassene Straße entlang joggte und es immer heftiger schüttete, wollte ich einen Blick auf mein Handy werfen. Dummerweise hatte dieses Null Prozent und ich hatte weder eine Powerbank noch einen zweiten Akku. Meine nächste Idee war, ein Café aufzusuchen. Allerdings wurde mir kurz darauf bewusst, dass ich mich immer noch in meinem kleinen Kaff befand und es deshalb wohl am schlausten sein würde, wenn ich mich einfach auf den Heimweg machte.
Ich lief also weiter durch den Regen, bis meine Ausdauer mich verließ. Irgendwann erblickte ich jedoch trotzdem die Fassade unseres Wohnblockes und huschte in den warmen Hausflur. Zu meiner Überraschung stand die Türe zur Wohnung auf. Ich trat ein, lehnte die Türe an und streifte mir die triefnassen Klamotten vom Leib. Zunächst war ich glücklich, endlich zu Hause zu sein, aber kaum betrat ich das Wohnzimmer, wollte ich wieder verschwinden.
Eric lag schlafend auf dem Sofa, er schien mich nicht zu bemerken. Eine Begegnung mit ihm konnte ich mir gerade wirklich ersparen, denn ich musste mir zuerst mal Gedanken darüber machen, wie ich meinem Freund gegenüber damit umgehen sollte, dass ich mit seinem Cousin fremdgegangen war, der zudem auch noch sein Manager war.
"Hey, Lotta", Smilla riss mich aus meinen Überlegungen, "Da bist du ja." Ich nickte. "Ja. Ich..." Ich hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte. Die Wahrheit war im Moment wohl eher Fehl am Platz. "Ich muss duschen." Ich warf meiner Mitbewohnerin einen flüchtigen Blick zu, den sie misstrauisch erwiderte und rannte schließlich ins Badezimmer.
Ich musste erstmal alles abspülen, was in der letzten Nacht geschehen war. Ich musste mir klar darüber werden, was ich da getan hatte.
Es war ein verdammter Fehler gewesen.
Und Eric durfte auf keinen Fall davon erfahren.
...
Ich ließ mich auf mein Bett fallen und zog den Laptop auf meinen Schoß. Zunächst checkte ich Facebook. Eines der oberen Symbole blinkte auf, eine neue Freundschaftsanfrage.
Caleb Dawnsen möchte mit Dir befreundet sein
Genervt klappte ich den Laptop wieder zu und schmiss ihn an das andere Bettende. Ich ließ mich nach hinten auf das Kopfkissen fallen und lag eine Weile regungslos da. Meine Lider klappten langsam zu. Die Nacht war lang und verrückt gewesen, es war bloß eine Frage der Zeit gewesen, bis mich die Müdigkeit packte. Nach ein paar verschwendeten Gedanken nickte ich tatsächlich ein.
Meine Ruhe wurde allerdings wenige Minuten später durch zwei kräftige Arme, die mich kitzelten, gestört. Ich schlug die Augen auf und blickte in das tiefe Braun, das mich schon so oft davor zum Schweigen gebracht hatte. "Hallo, Kleine", Erics Lippen formten diese Worte genauso wie immer, aber es war doch so anders. Als er meinen Kopf zu sich zog und mich küsste, verklang ein Seufzen aus meinem Munde zwischen unseren Lippen. Es fühlte sich so richtig an, Eric zu küssen, und doch war da dieses störende Stechen in meinem Bauch, das mich daran erinnerte, dass es falsch war. Alles war falsch; was ich getan hatte und was ich in diesem Moment tat.
Ich kam mir vor wie eine billige Schlampe, als Eric mir das Shirt über den Kopf zog und spätestens, als er den Kuss intensivierte hätte ich aufhören sollen. Aber wir machten weiter und kamen bei der gleichen Sache an wie damals, als ich das erste Mal so richtig betrunken war und ich die Nacht mit Eric auf seinem Hotelzimmer verbracht hatte.
Mein Hirn sagte mir, dass ich ihn von mir runterschubsen sollte und ihm die nackte Wahrheit ins Gesicht sagen musste, aber es schien schier unmöglich, denn mein Herz wollte etwas anderes. Es wollte Eric.
Oder wollte es Caleb?
Nein, damit durfte ich gar nicht erst anfangen, das würde mich bloß noch mehr verwirren.
Als Eric schließlich neben mir lag und mit seinem Daumen über meine Wage streichelte, fühlte ich mich noch schlechter als zuvor. Irgendwann stoppte die sanfte Bewegung, Eric war eingeschlafen. Ich starrte ihn an und bemerkte, wie mir Tränen übers Gesicht liefen. Er hatte es nicht verdient, derart von mir hintergangen zu werden. Er hatte verdient, die Wahrheit zu erfahren.
Aber damit würde ich nicht nur sein Herz brechen, sondern auch meines.
Wenn er wüsste, dass ich mit seinem Cousin geschlafen hatte, dann wäre unsere Beziehung beendet. Das konnte ich nicht zulassen, denn ich liebte Eric. Nur Eric.
Das beste war wohl, wenn ich einsehen würde, dass ich betrunken gewesen war und nichts dafür konnte. Und ich sollte mit Caleb sprechen, so schnell wie möglich.
...
Ich klingelte an dem silbernen Messingknopf, auf dem in verschnörkelten Buchstaben Dawnsen stand. Die Türe wurde geöffnet, ich wurde verwirrt beäugt. "Lotta! Was machst du denn hier?" "Wir müssen reden", sagte ich entschlossen und schob mich an Caleb vorbei in sein Haus. Ich setzte mich auf das Sofa, Caleb bot mir einen Tee an. Ich lehnte ab. "Ich habe nicht vor, lange zu bleiben, ich will nur diese eine Sache klären." "Ähm, okay", Caleb wirkte zerstreut, "Schieß los." Ich atmete durch, dann plapperte ich drauf los: "Ich gehe mal davon aus, du kannst dich noch daran erinnern, was letzte Nacht zwischen uns vorgefallen ist. Und ja, es tut mir leid, ich hätte es nie so weit kommen lassen dürfen. Aber es ist passiert und wir können es nicht rückgängig machen. Keine Ahnung, ob es für dich einfach bloß ein One-Night-Stand war, oder ob du aus anderen Gründen mit mir geschlafen hast. Es ist mir ehrlich gesagt auch ziemlich egal. Ich will nur, dass niemand davon erfährt. Die Sache bleibt unter uns. Vor allem Eric darf nichts davon wissen, okay?" Caleb wirkte etwas überfordert, aber schließlich nickte er.
"Ja, du hast recht. Wenn Eric davon erfährt, bin ich tot. Und du vermutlich auch", der Braunhaarige fuhr sich seufzend durch die Haare. "Du erinnerst dich also noch?", fragte ich. "Ja, wahrscheinlich genauer als du. Ich war immerhin nicht betrunken." "Wieso hast du es dann zugelassen?" Wütend erhob ich mich aus den Polstern. "Warum zum Teufel hast du mich nicht von dir weggestoßen?!" "Ich weiß es nicht", Caleb zuckte die Schultern, "Wirklich, keine Ahnung. Ich war überfordert mit der Situation, es passierte viel zu schnell. Ehe ich mich versehen hatte, lagen wir schon im Wagen. Ich hatte vergessen, wie es sich anfühlt, eine Frau zu küssen. Und als du mich dann geküsst hast..." Ich schlug mir fest gegen die Stirn. "Verdammt, Caleb! Wir haben uns aber nicht nur geküsst!" Caleb schwieg. "Es tut mir leid." Ich seufzte und setzte mich wieder auf das Sofa. "Ich weiß. Sorry, dass ich dich gerade so angegangen habe. Es bringt nichts, wenn wir uns streiten." "Ja, damit ändern wir nichts an der Sache. Wir machen alles nur noch schlimmer. Außerdem will ich dich trotz dem Vorfall nicht als Freundin verlieren, du bist mir nämlich ziemlich ans Herz gewachsen." Caleb stand von dem Sessel, auf dem er saß, auf und kam langsam zu mir rüber.
"Ich will dich auch nicht verlieren, es ist nur..", ich seufzte. "Ich bin so eine beschissene Freundin. Eric hat etwas besseres als mich verdient." Caleb reichte mir die Hand, damit ich aufstehen konnte. "Sag sowas nicht. Er liebt dich, er hat noch nie zuvor eine Frau so angesehen wie dich. Ich werde alles dafür tun, dass ihr zusammenbleibt." "Danke", ich lächelte ihn an.
Wir umarmten uns. Eine Umarmung war das letzte, von dem ich dachte, dass es Caleb und mir half, aber es bekräftigte mich irgendwie.
Als ich das Grundstück verließ, fühlte ich mich um einiges freier. Vielleicht würde ich mit Eric wirklich so weiter machen können wie bisher.
Vielleicht war alles gar nicht so schwer.
Ein kleiner Schimmer Hoffnung leuchtete in mir auf.
-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Wow. Ich war voll motiviert.
Was glaubt ihr? Wird Lotta das alles durchstehen?
Ich hab jetzt gleich ein Konzert mit dem Chor & ehrlich gesagt nicht so große Lust darauf ._.
Aber was soll's. Ich schaff das.
Bis bald!
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Radio High || Eric Saade
Fanfic"Hey. Ich bin Eric", der Schwarzhaarige lächelte mich an. Und ich musste zugeben: Ich hatte noch nie ein so bezauberndes Lächeln gesehen. Es war schon immer Lottas Traum bei einem Radiosender zu arbeiten. Als eines Tages endlich eine Bestätigung fü...