Teil 6 » Portrait

244 16 5
                                    


Den Rest des Tages verbringen wir größtenteils im Pool. Meine Eltern sind einkaufen gegangen, weshalb ich meine freie Zeit genieße. Insgeheim frage ich mich, was mit Josh und seinen Eltern los ist. Sie scheinen sich nicht wirklich gut zu verstehen.

Ich meine, auch ich stehe nicht immer in einem guten Verhältnis zu meinen Eltern, aber immerhin denken sie auch ab-und zu an mich. Josh's Mutter wirkte mir zu... unfreundlich?Zumindest was ihr Auftreten anbelangt.

»Worüber denkst du nach?« Fragt mich Josh leise und sieht mich an.

Ich zucke mit den Schultern und schwimme auf ihn zu. »Über dies und das.«

Irgendwann werde ich ihn fragen. Aber nicht jetzt. Nicht hier. Es wäre nicht der richtige Zeitpunkt.

»Hmm.« Brummt er und schließt seine Augen.

Ich beobachte, wie die Sonne in sein Gesicht scheint und seine Wimpern lange Schatten auf seine Wangen werfen.

»Sehe ich wirklich so gut aus das du mich anstarren musst?« Kichert er durch geschlossene Augen.

Mit hochrotem Kopf wende ich mich ab. »Ich hab dich gar nicht angestarrt.«

Sein Grinsen wird noch breiter. »Ist klar.«

»Irgendwelche besondere Pläne für heute?« Frage ich, um vom Thema abzulenken.

Er schüttelt den Kopf. »Ne, du?«

Ich denke nach. »Wir könnten wieder im Meer schwimmen gehen.«

Josh rümpft die Nase. »Und danach? Den ganzen Tag verbringen wir ja nicht im Wasser.«

Ich seufze, hieve mich auf den Beckenrand und Ringe meine pitschnassen Haare aus. Mein Blick gleitet zu Josh, der mich verwirrt ansieht.

»Ich hab eine Idee.« Grinse ich.

Sein Blick wird misstrauisch. »Wirst du mir sie verraten?«

Ich schüttele lachend den Kopf. Mein Bauch fängt aufgeregt an zu kribbeln, als ich an mein Vorhaben denke.

»Vertrau mir.«

Unsicher steigt er aus dem Becken und fährt sich durch seine tropfenden Haare. Ich greife nach seiner Hand und ziehe ihn hinter mir her.

»Die Leute schauen schon doof!« Ruft er hinter mir.

»Dann lass sie doof schauen!«

Kichernd führe ich uns ins Hotel, den Aufzug hoch und in mein Zimmer.

»Nina, was machen wir hier?« Er klingt nun wirklich verunsichert.

»Mach dir nicht in die Hose, Josh.« Ziehe ich ihn auf und wühle in meiner Tasche herum.

Zufrieden greife ich nach meinem Bleistift und einem Blatt Papier.

Josh zieht eine Augenbraue nach oben.
»Wollen wir jetzt Einhörner und Feen zeichnen?«

Ich erwidere nichts sondern sehe ihn tadelnd an. Wir machen uns unten wieder am Strand gemütlich. Ich setze mich in den heißen Sand und lege mein Blatt Papier auf meinen Beinen ab.

»Nina, kannst du mir jetzt verraten was du vor hast?« Seufzt er ungeduldig.

»Sag einfach nichts und sitz einfach nur da.« Lächele ich und drücke sanft sein Gesicht zur Seite, so, das sein Blick zum Meer gerichtet ist. »Ich zeichne dich.«

Ein Lächeln huscht über sein Gesicht.
»Ich erwarte ein Meisterwerk, meine liebe Nina.«

Grinsend wende ich mich meinem leeren Blatt Papier zu. Ich atme tief durch und fange an zu zeichnen. Zuerst male ich die Grundform seines Gesichts, danach die Augen, die Nase und den Mund. Sanft fahre ich den Bleistift über das Papier. Bei seinen Haaren brauche ich ein wenig länger. Ich versuche die Lichtverhältnisse gut festzuhalten und die Schattierungen, damit Josh's Zeichnung lebendiger wirkt.

Ich konzentriere mich voll und ganz auf meine Zeichnung und gebe keine Acht mehr auf die Zeit, noch auf das Geschehen um uns herum.

Schlussendlich zeichne ich das Meer im Hintergrund und den strahlenden Himmel.
Ich bin zufrieden mit meinem Werk.

»Fertig.« Flüstere ich.

Josh löst sich schwer aus seiner Starre. »Gang schön anstrengend, nur auf einen Punkt zu schauen.«

»Danke, das du still gehalten hast.« Lächele ich.

Seine Augen ruhen auf mir. »Darf ich es sehen?«

Ich nicke und überreiche ihm meine Zeichnung. Seine Augen weiten sich ein kleines bisschen.

»Das bin ja ich!« Haucht er.

Ich lache auf. »Natürlich bist das du!«

»Nein, ich meine...« Er stockt und sieht mich an. »Das sieht verdammt gut aus.«

Ich spüre, wie meine Wangen knallrot anlaufen. »Danke, du darfst es gerne behalten.«

Er sieht mich strahlend an. »Beim nächsten Mal werde ich dich zeichnen.«

»Ich bin gespannt.« Entgegne ich und sehe ihn vielsagend an. »Aber wehe du verhaust es.«

»Ich werde mir Mühe geben!« Lacht er.

Ich sehe mich um und merke, das mittlerweile viel Zeit vergangen ist. Meine Eltern müssten schon zurück sein.
»Josh!« Eine hohe Stimme zerreißt die Luft. »Komm, ich brauche deine Hilfe!«

Josh's Mutter kommt auf uns zu. Ihr Blick bleibt kurz auf mir hängen, ehe sie sich ihrem Sohn zuwendet.

»Hast du die ganze Zeit bloß am Strand gesessen oder was?«

Schon jetzt kann ich seine Mutter nicht sonderlich gut ausstehen. Schon bei unserem letzten Treffen hat sie sich nicht gerade freundlich verhalten.

»Ich habe etwas mit Nina unternommen, Mom.« Stöhnt er und wirft mir einen entschuldigenden Blick zu.

Ich lächele ihn zart an. »Schon gut, ich denke ich muss auch langsam Mal nach Hause.«

Frau Hutcherson scheint mich gar nicht mehr zu beachten und stemmt stattdessen die Hände in die Hüfte.

»Wir sehen uns morgen.« Murmelt Josh und umarmt mich zum Abschied.

»Auf Wiedersehen, Frau Hutcherson.« Sage ich höflich.

Sie ignoriert mich gekonnt, sondern starrt Josh finster an. »Kann es sein, das du dich mit deinem Vater wieder gestritten hast?«

Schnell entferne ich mich von den beiden.
Als ich den Weg zu unserem Hotel einschlage, werfe ich noch einen kurzen Blick über die Schulter.
Ich sehe Josh, wie er wütend davon rennt.

Wir hoffen, dass es euch gefallen hat. 😃

Unplanned happiness » Josh HutchersonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt