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Kassandra

Was habe ich falsch gemacht? Habe ich überhaupt was gemacht? Er war derjenige, der mich geküsst hat. So hat mich noch nie ein Mann geküsst. Und jetzt haut er einfach ab, als ob der Teufel hinter ihm her wäre? Die Wut verdrängt das Verlangen nach diesem Mann. Diese grauen Augen haben mich in seinen Bann gezogen. Ich wollte ihn küssen. Wollte, dass es nie endet. Und jetzt?
Ich nehme den Schein von Tisch und renne vor die Tür, wo er mit dem Rücken zu mir steht.
"Was für ein Arschloch bist du?" Schreie ich ihn an und er dreht sich erschrocken um. "Du kannst dein verficktes Geld behalten. Ich bin keine Nutte, du verklemmter Scheißkerl." Ich koche vor Wut und bin kurz vorm explodieren.
"Kassandra." Er macht einen Schritt auf mich zu. Sofort hebe ich die Hand, um ihn zu stoppen.
"Wag es nicht näher zu kommen." Warne ich ihn mit einem wütenden Blick.
"Es tut mir leid." Verteidigt er sich.
"Was? Dass du mich geküsst hast oder dass du abgehauen bist?" Ich schreie noch lauter, kann mich einfach nicht mehr beherrschen.
"Beides." Er schaut mich mit einem verwirrten Blick an.
"Bin ich dir zu jung oder was ist dein Problem?" Ich versuche meine Wut zu zügeln, was mir sehr schwer fällt.
"Nein. Das ist es nicht. Ich ... Das kann ich dir nicht erklären." Druckst er rum.
Auf so eine Scheiße hab ich keinen Bock. Ich habe genug Probleme mein eigenes Leben in den Griff zu bekommen. Dann brauch ich nicht noch so einen Typen, der nur Ärger macht.
"Dann verpiss dich doch." Schreie ich und drehe mich um.
"Stopp." Er packt mich am Arm und reißt mich rum. "Warte."
"Lass mich los. Deine dämlichen Ausreden interessieren mich nicht." Ich versuche mich loszureißen, aber sein Griff ist zu fest. "Du tust mir weh."
"Bitte lauf nicht weg." Sagt er ruhig.
"So wie du?" Ich versuche noch immer vergebens meine Hand zu befreien. "Was ist dein Problem? Frau? Schwul? Verklemmt?"
"Nein, Kassandra. Keins der gleichen. Es war nur nicht richtig, dich einfach so zu küssen."
"Willst du vorher eine schriftliche Einverständniserklärung von mir?" Blaffe ich ihn an.
"Ja." Sein Miene verändert sich. "So in etwa."
"Wer bist du?" Frage ich ihn ruhiger.
"Cassy, brauchst du Hilfe?" Ruft Joe von hinten.
"Nee. Jetzt nicht mehr." Ich schaue ihn böse an. Ich hätte jetzt schon tot sein können, aber das interessiert ihn ja wenig.
"Alles klar. Du kannst dann Feierabend machen." Sagt er knapp und geht wieder rein. Wozu gibt es hier einen Türsteher, wenn er mehr auf die Titten der Frauen starrt, als auf diese aufzupassen?
Ich schaue wieder zu Christian.
"Was ist dein Problem?" Frage ich etwas sanfter.
"Das würdest du nicht verstehen." Ich schaue ihm tief in die Augen, entdecke nur Dunkelheit, Trauer und Schmerz. Er gibt meine Hand wieder frei.
"Dann erklär es mir." Ich ergreife seine Hand und er drückt meine sanft.
"Mein Geschmack ist sehr speziell, das würdest du nicht verstehen." Sein Blick ruht auf mir.
"Wie speziell?" Frage ich.
Die Luft zwischen uns knistert, ist zum zerreißen gespannt.
"Du holst dir noch den Tod." Sagt er schnell, zieht seine Lederjacke aus und legt sie mir über die Schultern.
"Du hast meine Frage nicht beantwortet." Ich kuschle mich in seine Jacke. Sie riecht so gut, männlich und nach teurem Parfum.
"Du willst es wirklich wissen?" Er hebt eine Braue.
"Ja." Hauche ich und bin ihm völlig verfallen. Keine Ahnung, was er mit mir macht, aber ich will es. Alles. Egal was.
"Dann komm mit zu mir. Da werde ich es dir zeigen." Er schluckt stark.
"Ok." Hauche ich, unfähig mich zu rühren.
"Dann hol deine Sachen, ich warte hier auf dich."
Ich gehe ein paar Schritte rückwärts. Was mache ich hier? Ich gehe einfach mit irgendeinem wildfremden Mann mit. Von dem ich nicht einmal den Namen kenne?
"Wie heißt du?" Frage ich zögerlich.
"Christian." Haucht er.
Ich lächle kurz, bleibe kurz vor der Tür noch einmal stehen und drehe mich noch einmal zu ihm um.
"Du bist kein Serienmörder, Vergewaltiger oder sonst etwas in der Richtung?" Seit wann bin ich so unvernünftig? Ich verstehe mich selber nicht.
"Nein, Kassandra. Ich bin nichts dergleichen." Ich meine ein kleines Schmunzeln auf seinem Gesicht zu sehen, bin mir aber nicht sicher.
"Gut." Hauche ich und gehe rein.
In der Umkleide frage ich mich, was ich hier gerade tue. Niemals würde ich mit einem Mann mitgehen. Aber Christian ist so geheimnisvoll, so gefährlich. Ich fühle mich magisch von ihm angezogen, wie eine Motte, die in die Flamme fliegt.
Ich ziehe mir rasch meine Jeans an und schlüpfe in meinen Mantel. Als ich nach meiner Handtasche greife, sehe ich mich im Spiegel.
"Du hast noch nie mit einem Mann geschlafen. Noch nie gewollt. Vielleicht wird es heute das erste Mal." Sage ich zu meinem Spiegelbild und verlasse den Club.
Christian steht noch immer neben der Tür. Er ist klitsch nass und sein feuchtes Hemd klebt an seinem Sixpack. Gott, ist der Mann sexy.
Ich versuche mir nicht vor Gier die Lippen zu lecken, sondern gebe ihn seine Jacke. Er nimmt meine Hand und führt mich zu einem schwarzen SUV, öffnet die hintere Tür und ich nehme Platz.
"Guten Abend Mr. Grey." Begrüßt ihn der Fahrer.
"Guten Abend. Zum Escala bitte." Sagt er knapp und berührt meine Hand. Seine Berührung löst Blitze in mir aus, welche meinen ganzen Körper durchfluten. Mir wird ganz heiß und es fühlt sich gut an. Sehr gut sogar.
Der Fahrer fährt uns durch Seattle, bis er unter ein riesiges elfenbeinfarbenes Gebäude in die Tiefgarage einlenkt.
Christian verlässt den Wagen, umrundet ihn mit schnellen Schritten und öffnet meine Tür.
"Komm." Sagt er und reicht mir die Hand.
"Ganz der Gentleman." Ich kann mir ein Grinsen kaum verkneifen.
Wir steigen in den Aufzug, er tippt einen Code ein und er setzt sich lautlos in Bewegung. Schweigend stehen wir nebeneinander, bis er sich vor mich stellt.
"Du kannst jederzeit gehen. Taylor steht bereit und bringt dich nach Hause, wenn du es willst. Ich werde dich nicht anketten, damit du bleibst." Sagt er mit ernster Miene.
"Schade." Dieses Wort kommt aus meinem Mund, bevor ich was dagegen machen kann. Ich hoffe nur, dass ich es leise genug gesagt habe und er es nicht gehört hat.
"Oh, Baby. Du hast ja keine Ahnung." Sein Atem geht schneller.
Die Türen gleiten lautlos auf und ich blicke in einen gigantischen Flur. Die Wände sind weiß, der Boden aus schwarzem Marmor. Auf einem Tischen steht ein großer Strauß weiße Lilien.
"Wow." Forme ich lautlos mit meinen Lippen.
Wir gehen weiter in das Wohnzimmer. Riesig wäre hier noch untertrieben. Zur rechten steht ein großer Esstisch mit vielen Stühlen, daneben eine beige Ledercouch, auf der mindestens 10 Leute Platz hätten, ein schwarzer Flügel, eine Treppe nach oben und ganz links eine weiße Küche.
"Du bist wirklich Single?" Frage ich ihn skeptisch. Warum brauch ein einzelner Mensch, gerade ein Single Mann, so ein großes Apartment? Und warum ist es hier so verdammt sauber?
"Ja, bin ich." Antwortet er.
Ich schaue zur Fensterfront, welche einen atemberaubenden Blick auf Seattle bei Nacht bietet.
"Möchtest du was trinken." Frage er.
"Ja, gerne." Erst jetzt merke ich wie trocken mein Mund ist.
"Weißwein?"
"Ja."
Er reicht mir ein Glas eisgekühlten Weißwein. Er prickelt herrlich auf meiner Zunge, als ich einen Schluck nehme.
"Schöner Ausblick." Murmel ich fasziniert von den ganzen Lichtern in der Dunkelheit. Ich kenne bis jetzt nur Portland bei Nacht und da hatte ich auch nie so einen Ausblick.
"Oh ja." Seine Stimme klingt rau und lüstern.
Als ich den Blick zu ihm wende, starrt er mich unverhohlen an.
"Gefällt dir was du siehst?" Frage ich leise und drehe mich zu ihm.
"Sehr sogar." Seine grauen Augen werden noch dunkler. "Nicht auf der Lippe kauen." Raunt er und atmet schwer aus.
"Sonst was?" Provoziere ich ihn.
"Ich werde mir jetzt erst etwas trockenes anziehen und dann reden wir weiter." Er küsst keusch meine Stirn.
"Schade." Ich verziehe den Mund zu einem Lächeln. "Ich mag es feucht."
Er saugt scharf die Luft ein, stemmt seine Arme links und rechts von meinen Schultern und kommt ganz nah. Ich spüre seinen nassen Körper, seine Erregung in der Hose. Automatische presse ich ihm meine Hüften entgegen. Ich will ihn. Jetzt sofort. Eine Gänsehaut überflutet meinen Körper. Ich bin bereit. Mehr als bereit.
"Ich auch." Haucht er, stoppt aber kurz vor meinen Lippen. "Aber ich will mich nicht erkälten." Er geht einen Schritt zurück. "Außerdem müssen wir noch was klären." Sagt er und geht in Richtung Treppe.
"Was denn?" Frage ich ihm hinterher.
"Nicht so ungeduldig." Dann verschwindet er eine Etage höher.
Ich lasse mich mit dem Rücken gegen die Scheibe sinken. Was hat dieser Mann nur an sich? Sein Körper scheint nur aus Testosteron und Muskeln zu bestehen und sein Blick, Gott, diese grauen Augen. Sie rauben mir den Verstand. Ich schließe die Augen. Genieße das leise Prasseln des Regens gegen die Scheibe hinter mir und träume von dem Kuss. Er war unglaublich. Zwar habe ich nicht so die Vergleichsmöglichkeiten, aber ich will mehr.
"Ich würde auch zu gerne auf dieser Lippe kauen." Höre ich seine erotische Stimme.
"Dann tu es doch." Hauche ich zurück, unsicher ob es ein Traum oder Wirklichkeit ist. Dann spüre ich seine Zähne, wie sie sanft an meiner Lippe knabbern. Ich kann mein Stöhnen nicht unterdrücken.
"So süß." Haucht er und ich öffne meine Augen. "Komm." Er nimmt meine Hand und wir setzten uns an die Küchentheke. Dort liegt ein Blatt Papier.
"Was ist das?" Frage ich ihn.
"Eine Verschwiegenheitserklärung. Ich möchte nur sicher gehen, dass keiner von dem erfährt, was ich dir gleich zeige." Sagt er und ich sehe, wie sein Kiefer anfängt zu mahlen. Was ist hier los?
"Warum?" Auf der einen Seite ist Christian unheimlich, aber auf der anderen Seite einfach nur heiß.
"Du hast keine Ahnung, wer ich bin, oder?" Fragt er mit einem schrägen Grinsen.
"Sollte ich das?" Im Moment ist er nur ein Fremder, den ich ficken will.
"Ich bin Christian Grey. Ein sehr wohlhabender Single aus Seattle." Erklärt er ruhig.
"Ok." Antworte ich knapp. "Und warum dies hier?" Ich zeige auf das Papier.
"Weil du zu niemanden ein Sterbenswörtchen über uns, mich oder meinen Lebensstil sagen sollst." fährt er ruhig fort.
Was verbirgt er? Warum ist er so geheimnisvoll? Ich überfliege das Schriftstück und unterschreibe es.
"Und jetzt?" Die Spannung zwischen uns ist kaum noch auszuhalten.
"Jetzt will ich dich ficken. Und zwar hart. Aber nicht hier." Er nimmt meine Hand und ich folge ihm die Treppe hoch. Vor einer Tür bleiben wir stehen.
"Wenn du mir gehören willst, werde ich dich belohnen, wenn du gehorchst und bestrafen, wenn du unartig bist." Seine Stimme klingt gefährlich und warnend.
"Du willst mich besitzen?"
"Ja."
"Als deine Sklavin?"
"Als mein Sub." Seine Stimme ist ruhig und klar.
Ich habe schon viele Bücher über Erotik, Sex und andere Praktiken gelesen. Auch Dom Sub Beziehungen. Will er so etwas von mir? Ich soll ihm gehorchen?
"Jeden Tag?" Frage ich etwas zu hoch.
"Nur am Wochenende. Das besprechen wir alles später. Wir vereinbaren einen Vertrag, indem alles geregelt ist."
"Was ist hinter dieser Tür, Christian?" Ich werde langsam nervös. Keine Ahnung ob es die Angst oder die Neugier ist.
"Du kannst jederzeit nach Hause." Sagt er noch einmal mit Nachdruck, was mich aber nur noch nervöser macht.
"Jetzt mach die Tür auf." Ich muss es wissen.
Er dreht den Schlüssel und öffnet die Tür. Es ist dunkel und nur langsam erwacht das Licht im Raum zum Leben. Es riecht nach Leder und Möbelpolitur mit Zitrone. Der Raum ist bordeauxrot, ein Bett, eine Kommode, ein Andreaskreuz, Karabinerhaken an der Decke, Peitschen, Flogger und Stöcker an den Wänden. Eine Folterkammer. Ich bin unfähig wegzurennen, denn die Angst zwingt mich zum bleiben. Ganz langsam betrete ich den Raum.
"Mit all dem willst du mich bestrafen?" Ich schaue mich um, unfähig ihn anzuschauen.
"Wenn du gegen die Regeln verstößt, ja." Seine Stimme klingt ungewiss und leise.
"Komm." Er nimmt meine Hand. "Ich will dir noch was zeigen."
"Was denn?" Frage ich schüchtern. Hat er noch ein Zimmer? Vielleicht noch schlimmer?
"Nichts schlimmes. Ich kann dich nur nicht mehr länger hier in diesem Zimmer sehen, ohne über dich herzufallen." Seine Augen glitzern dunkel vor Begierde und unbändiger Lust.
"Warum tust du es dann nicht einfach." Raune ich.
"Oh, wie gerne." Seine Stimme wird tiefer, bestimmender. "Hier, in diesem Zimmer hab ich das sagen. Ich bin hier der Dom und du die Sub. Du gehörst mir ohne zögern. Wenn es dir zu viel wird, sagst du rot. Den Rest klären wir später. Jetzt will ich, dass du dich ausziehst, bis aufs Höschen und dich neben die Tür kniest."
Ich gehorche nicht. Meine Korsage werde ich nicht ausziehen. Zu groß die Angst abgewiesen zu werden.
"Schäme dich für deinen Körper, er ist schön." Raunt er, denn scheinbar hat er meinen unsicheren Blick bemerkt. Ich hasse meinen Körper seit Jahren und setzte ihn nur ein, um Männer zu verführen. Aber will ich das nicht gerade? Will ich Christian Grey nicht gerade verführen? Ja, das will ich.
Er umgreift meine Hüften. Seine Finger gleiten aufwärts zu meinen Trägern.
"Rot." Hauche ich unsicher.
"Du willst dich nicht ausziehen?" Fragt er ungläubig.
"Ich kann nicht. Zumindest nicht jetzt." Ich muss damit rechnen, dass er mich jetzt nach Hause schickt. Die Angst vor dem, was er wohl sagen wird, wenn er es sieht, ist aber größer.
"Will oder kann nicht?" Fragt er noch immer ruhig.
"Beides. Es tut mir leid." Das tut es wirklich.
"Stimmt etwas nicht? Willst du dies hier nicht?" Fragt er ruhig aber angespannt.
"Doch, will ich. Ich habe leider nur sehr schlechte Erfahrungen gemacht und bin deshalb etwas gehemmter."
"Ok. Dann werde ich dafür sorgen, dass du mir vertraust. Gut?"
"Ja, sehr gut." Hauche ich.
Seine Erektion presst sich gegen mich und ich wölbe ihm lüstern die Hüften entgegen. Und wie ich diesen Mann will.
Langsam aber fordernd wandern seine Finger über meinen Körper. Als seine Lippen meinen Hals berühren, stocke ich erneut. Christian bemerkt dies sofort und schaut mich an.
"Bitte nicht da." Flüstere ich und er nickt nur kurz.

Touch me like you doWo Geschichten leben. Entdecke jetzt