Christian
"An was denkst du?" Frage ich sie, denn ich merke, wie abwesend sie ist.
"Nichts." Antwortet sie, aber es ist nicht ehrlich.
"Lüg mich nicht an." Sage ich mahnend.
"Ich fühle mich einfach nur sicher bei dir. In deinen starken Armen kann ich mich fallen lassen. Du bist da und passt auf mich auf. Du bist nicht, wie die anderen Männer, du bist anders." Sie dreht den Kopf zu mir und schaut mich an. Ihre Augen leuchten und ich spüre ihr Vertrauen zu mir.
"Ich passe auch auf dich auf. Ich werde dich immer beschützen. Hab keine Angst, ich bin für dich da." Sie kuschelt sich noch näher an mich.
"Schön zu hören." Sie streichelt abwesend meine Hand.
"Was ist los?" Frage ich sanft.
"Es ist nur komisch."
"Komisch?"
"Ja, ich war jahrelang resistent gegen Männer, weder Geld noch Charme konnte mich umstimmen. Dann trittst du in mein Leben und krempelst es vollkommen um."
"Soll ich wieder gehen?" Frage ich sanft, meine es aber nicht ernst.
Sie dreht sich ruckartig um, so dass das Wasser über den Rand schwappt. "Nein." Haucht sie und streichelt meine Wange. "Bei dir fühle ich mich lebendig. Bitte geh nicht." Ihre flehende Stimme raubt mir den Atem. Sie hat Angst, dass ich sie verlasse? Sie braucht mich?
"Das war doch nicht ernst gemeint." Sage ich schnell und nehme sie in den Arm. "Ich will auch nicht, dass du gehst." Ich küsse ihre Stirn.
"Aber irgendwann läuft der Vertrag aus und dann ist es aus, stimmt's?" Ihre Stimme ist unglaublich traurig.
"Ja." Meine Stimme zittert bei diesem Wort.
"Können wir nicht einfach so weitermachen, wie bisher?" Sie lehnt den Kopf an meiner Brust.
"Ich kenne nur diese Art von Beziehung. Ich will auch nur diese." Ich hebe ihren Kopf und ihre blauen Augen schauen direkt in meine. "Ich kann nicht lieben. Herzchen und Blümchen, kann ich dir auch nicht geben. Bitte sehe nicht zu viel in mir. Ich bin keine gute Wahl." Ihr trauriger Blick schmerzt lässt mich verstummen.
"Das ist schon ok. An Liebe glaube ich auch nicht. Lass uns einfach Spaß haben und die Zeit genießen." Sie dreht sich wieder und streichelt meine Beine.
Später sitzen wir beim Mittagessen am Tresen. Kassandra hat grüne Nudeln mit Meeresfrüchten in Sahnesauce gekocht. Es schmeckt einfach nur köstlich.
"Also kochen gehört auf jeden Fall auf die Liste der Sachen, die du sehr gut beherrscht." Lobe ich sie und ich übertreibe nicht.
"Naja, der Hunger treibt es rein." Gibt sie verlegen zurück.
"Ich meine es so, wie ich es sage. Es schmeckt köstlich. Wo hast du so gut kochen und backen gelernt?"
"Meiner Mum. Sie war eine hervorragende Köchin. Es kamen nur frische Lebensmittel auf den Tisch und ich habe seit ich denken kann ihr geholfen. Das Backen habe ich ebenfalls von ihr, sie hatte eine kleine Konditorei. Der Laden war immer gut besucht und dort habe ich mich immer aufgehalten und vieles gelernt." Sie lächelt traurig.
"Wo lebt deine Mutter jetzt?" Ich will mehr über sie erfahren.
"Da oben. Sie ist tot." Ihre Stimme ist völlig ausdruckslos, keine Regung, nichts dergleichen. "Sie starb vor vielen Jahren. Es war besser so für sie."
"Das tut mir leid." Gebe ich aufrichtig zurück. "Sie war bestimmt eine wundervolle Frau."
"Ja, das war sie." Sie schüttelt kaum merklich den Kopf.
"Und dein Vater?" Frage ich vorsichtig.
"Tot." Diesmal ist ihre Stimme eisig kalt. "Er hat es verdient." Ergänzt sie knapp.
Ich schlucke stark, traue mich nicht noch weitere Fragen zu stellen.
Den Abend verbringen wir mit einem Glas Wein auf der Couch. Wir reden locker über meine Familie, über meinen Job und ihren.
"Der Saal gehört mir, das Grundstück der Kirche. Ich habe das Gebäude, samt Küche mir durch Spendengalas zusammengespart. Ich verdiene mein Geld mit der Organisation von Galaabenden, Hochzeiten, Taufen und anderen Events. Dafür dass ich mich auch noch in der Kirche betätige, muss ich das Grundstück nicht bezahlen. Eigentlich ist es ok. Man kann davon leben." Ihr scheint die Arbeit wirklich Freude zu machen.
Es ist zwei Uhr morgens, als sie in meinem Arm einschläft. Ich hebe sie sanft hoch und trage sie in mein Bett. Diese Nacht, soll sie bei mir bleiben, damit sie keine Alpträume hat und ich auch nicht. Ich bewundere sie noch eine Weile, bevor ich mich zu ihr lege. José hat recht, sie ist ein zerbrechlicher Engel, den es zu schützen gilt. Ich lege mich hinter sie, ziehe sie in meinen Arm, atme ihren herrlichen Duft ein und schlafe ein.
Als ich von den ersten Sonnenstrahlen geweckt werde, ist das Bett neben mir leer. Sofort sitze ich senkrecht und hellwach im Bett. Kassandra ist weg, schießt es mir durch den Kopf. Dann aber höre ich die Dusche rauschen. Ich ziehe mich aus und gehe ins Bad.
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Touch me like you do
RomanceIch weiß, was es heißt sich zu unterwerfen. Weiß, wie es ist geschlagen zu werden. Als ich es nicht mehr ausgehalten habe, es mich fast umgebracht hat, habe ich mein altes Leben verbrannt. Ein neuer Name, neue Stadt, neues Leben. Mit dieser Lüge leb...