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Kassandra



"Ich spüre dich." Hauche ich ihm ins Ohr. "Dafür muss ich dich nicht sehen oder hören." Klimpern öffne ich die Augen und schaue in seine verwunderten. "Noch eine kleine Gabe, die mir oft geholfen hat." Ich zwinkere ihm zu.


"Und wobei?" Fragt er neugierig.


"Die Wahrheit?" Vielleicht besser nicht.


"Bitte."


"Ich habe geklaut." Seine Miene verändert sich nicht. "Ich habe andere Leute bestohlen, bin in Häuser eingebrochen. Aber nur bei Leuten, die genug Geld hatten, um damit zu prahlen."


"Das heißt?" Wie soll er das auch verstehen.


"Ich brauchte Geld für Essen. Deswegen habe ich das eine oder andere Portmonee geklaut. Der Rest kam später, als ich Geld für Drogen und Alkohol brauchte. Das war einfacher, als mein Körper zu verkaufen und schließlich war ich sehr gut darin unsichtbar zu sein." Ich beobachte ihn genau und auf einmal grinst er breit.


"Eine kleine Diebin? Sollte ich mein Silberbesteck verstecken?" Fragt er schmunzelnd.


"Quatsch!" Ich schlage ihm scherzhaft gegen die Brust, ziehe die Hand aber direkt wieder weg. "Sorry." Doch diesmal entdecke ich nicht diese Dunkelheit in seinen Augen, wage es aber auch nicht ihn erneut zu berühren. Er scheint genauso überrascht zu sein wie ich.


"Ich habe nur Leute bestohlen, die genug Reichtum hatten und damit hausieren gingen. Sie haben es nicht besser verdient und wenn nicht ich sie beklaut hätte, wäre der Nächste gekommen." Das ist zwar keine Entschuldigung, aber macht es vielleicht nicht mehr so schlimm.


"Das ist aber Vergangenheit, oder?" Fragt er streng.


"Mehr oder weniger." Ich werde immer kleiner.


"Das heißt?" Ist er sauer? Warum?


"Kaffee?" Frage ich mit meiner Engelsstimme.


"Kassandra?" Seine Stimme wird dunkler, gefährlicher.


"Es ist sehr lange her gewesen, dass ich es gemacht habe. Letztens war eine Ausnahme." Ich fühle mich wie ein kleines Kind, was Mist gebaut hat und sich jetzt dafür entschuldigen muss.


"Warum?" Er ist noch immer ruhig, aber ich höre seinen gefährlichen Unterton.


"Das war der Typ, den José erwähnt hat." Ich fühle mich wie beim Verhör.


"Der dich vergewaltigen wollte." Jetzt ist die blanke Wut in seinen Augen zu sehen.


Ich hole tief Luft, bevor ich loslege. "Ich war letzte Woche Mittwoch im Club, hab getanzt und mit den Männern gespielt, wie immer. Einer ist voll darauf eingestiegen, er wedelte nur so mit seiner Kohle, also tanzte ich an seinem Tisch. Er hat mir etliches ins Höschen gesteckt. Als ich genug hatte, bin ich gegangen. Vor dem Club, auf dem Parkplatz, hat er mich abgefangen, meinte ich solle mit ihm ins nächste Hotel, er hätte genug Geld dabei. Ich lehnte natürlich ab, aber er zerrte mich ins Auto. Dort ist er zudringlicher geworden, hat versucht mich anzufassen. Ich habe mich gewehrt. Ein Schlag ins Gesicht, ein Tritt zwischen die Beine und ich war wieder frei. Als ich ausgestiegen bin, hatte er eine blutige Nase und ich 2.000 Dollar mehr in der Tasche." Christian sieht alles andere als zufrieden aus. "Ich kann auf mich aufpassen. Ich war zu lange auf der Straße und gehe regelmäßig mit José zum Training. Selbstverteidigung, usw. Ich bin kein kleines Kind mehr, wie früher. Ich kann mich wehren."


"Nein." Er schüttelt mit dem Kopf. "Das kannst du nicht. Hast du eine Ahnung, was hätte passieren können?" In seiner aggressiven Stimme klingt auch ein Hauch Angst mit.


"Ich kann mich wehren." Ich betone jedes Wort.


Blitzschnell packt er meine Hände, drängt mich gegen die Küchenwand, drückt meine Beine auseinander und schaut mich ernst an.


"Ja?" Fragt er provozierend.


"Ich werde dir jetzt bestimmt nicht weh tun." Sage ich ruhig.


"Du hast keine Chance." Seine Stimme ist ruhig und selbstgefällig.


"Gib mir einen Gegner, den ich verletzten kann. Ich will dir nicht weh tun." Sein Griff wird noch fester.


"Du hast keine Chance gegen mich." Knurrt er.


"Doch, aber ich will deinem süßen Gesicht kein blaues Auge verpassen." Ich schaue ihn genauso streng an.


"Vorsicht. Ich kann auch Taylor holen." Er schaut mich belustigt an.


"Er traut sich nicht, gegen mich zu kämpfen. Außerdem würdest du ihm jedes Haar einzeln ausreißen, wenn er nur auch nur eines krümmt." Ich lächle triumphierend, denn ich habe Recht. "Morgen Abend hab ich Training. Wenn du mir nicht glaubst, komm mit."


"Ich soll zuschauen, wie dich ein anderer Mann flachlegt?" Sein Blick ist alles andere als belustigt.


"Frauen sind zu schwach und bei mir landen die Männer auf der Matte."


"Gut. Das will ich sehen." Jetzt ist er erst Recht belustigt.


"Freu dich nicht zu früh." Er lässt mich los. "Aber das Essen ist jetzt fertig."


Nach dem Frühstück gehen wir in die Wanne und ich genieße das heiße Wasser. Es entspannt meine Muskeln von den Strapazen der letzten Tage und auch dem anstrengenden Sex.


Christian sitzt breitbeinig hinter mir, seine Arme ruhen auf meinem Bauch. Ich genieße das Gefühl. Noch nie hab ich mich so sicher gefühlt, wie in diesem Moment. In den Armen von diesem Mann. Er wird mir nicht weh tun, mich niemals verletzten. Ich werde ihn verletzten. Irgendwann ist die Zeit, wo ich ihm die Wahrheit sagen muss oder ich laufe wieder weg. Irgendwann wird er mich hassen, tiefe Abscheu gegen mich haben. Die Angst droht mich zu ersticken. Er darf es nie erfahren. Damals hatte ich keine andere Wahl. Entweder er oder ich. Ich habe mich für das Leben entschieden und jetzt muss ich mit den Konsequenzen leben.


Touch me like you doWo Geschichten leben. Entdecke jetzt