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Christian



Ich spüre plötzlich ihre Fingerspitzen auf meinem Rücken. Die Dunkelheit kommt, reißt mich hinunter.


"Nein." Sage ich nur knapp und nehme schnell ihre Hand.


Ihre Augen schauen mich verlegen an. Mein Ton war sehr ruppig, aber niemand darf mich anfassen, mich berühren. Wirklich niemand.


"Ist schon ok." Sagt sie sanft. "Ich kenne diese Ängste nur zu genau."


Nein. Niemand weiß um meine Ängste, niemand weiß was wirklich war.


"Bitte sag niemanden ein Sterbenswörtchen über das, was ich dir gestanden habe. Ich hege dieses Geheimnis schon viele Jahre. Keine Ahnung, warum ich dir davon erzählt habe, aber niemand soll mich bemitleiden oder hinter die Fassade schauen. Nicht einmal José." Ihre Miene ist ernst und ängstlich, aber ich bin auch froh um ihren Themenwechsel.


"Nein. Ich werde nichts sagen." Versichere ich ihr.


"Ich will mir nicht einmal ansatzweise vorstellen, was passiert wenn doch." Sie schaut gequält zur Seite.


"Kassandra." Ich drehe vorsichtig ihren Kopf in meine Richtung, so dass sie gezwungen ist mich anzuschauen. "Kein Wort. Zu niemanden." Ich küsse sie sanft, um meinen Worten noch mehr Nachdruck zu verleihen.


Sie nickt nur zustimmend. Was verbirgt sie? Was befürchtet sie? Sie ist das Opfer, nicht der Täter. Vielleicht findet Welch was heraus.


Das Klingeln ihres Handys reißt mich aus den Gedanken.


"Ja." Meldet sie sich knapp.


"Ich bin noch zu Hause ... Ich hatte noch was wichtiges zu klären ... Was ist denn los? ... Schafft ihr nichts alleine? Ich hab die Schnauze langsam voll. Du weißt, was alles davon abhängt ... Ich mach das selber ... Bis gleich." Sie legt auf und wählt direkt eine Nummer. "Paul, wo bist du? ... Du bringst mir jetzt sofort diese Drecksfiecher, sonst bringe ich dich um ... Das ist mir scheiß egal ... Beweg deinen fetten Arsch zu mir, sonst wirst du meinen Absatz tief darin spüren. Kapiert? ... Bis gleich." Sie legt genervt auf und schmeißt das Handy aufs Bett.


"Verdammt." Stößt sie hervor. "Nichts als Ärger." Ihr Blick wandert zu mir. "Hast du auch immer Stress mit deinen Angestellten und musst die zur Arbeit treten? Immerhin leitest du ja ein Imperium."


"Nein. Meine Angestellten wissen meist, was ich will und tun es dann auch." Jetzt auf einmal weiß sie Bescheid? Was macht sie beruflich? Ist sie Chefin? Von was? Laufen da krumme Geschäfte?


"Denk jetzt nichts falsches. Ich bin zwar nicht die Chefin, aber muss mich um alles kümmern und organisieren und ich hasse nichts mehr, als wenn einer nicht mitspielt. Und noch weniger, wenn mir José gleich versucht einen mitzugeben, da ich einmal zu spät komme." Sie zieht sich hastig an.


"Und was machst du beruflich?" Frage ich und ziehe mich ebenfalls an.


"Das ist etwas komplizierter. Mädchen für alles." Ich belasse es dabei. Welch wird mir diese Frage schon beantworten.


"Unter dieser Nummer bin ich immer erreichbar." Sie schreibt mir mit einem Kugelschreiber ihre Handynummer auf den Arm. "Wenn du jetzt nicht schreiend davon läufst, melde dich einfach."


Ich schaue ungläubig auf den Arm. Sie hat jetzt nicht wirklich ihre Handynummer auf meinen Arm geschrieben? Wo sind wir hier? Das hat sich noch nie einer getraut. Irgendwie ist es aber niedlich.


"Ich werde mich auf jeden Fall melden. Wann passt es dir denn am besten?"


"Egal. Ich bin Tag und Nacht erreichbar. Ruf einfach an."

Touch me like you doWo Geschichten leben. Entdecke jetzt