Wenn eine Sucht zur Sucht wird

Kapitel 2/1

Lina schlief ein. Als ihre Mutter nach Hause kam, war es bereits 1:00 Uhr morgens. Der Akku des Laptops war bereits leer. Sie klappte ihn zu, steckte ihn an das Ladekabel und schaute ihre Tochter an. Mit Tränen in den Augen drehte sie sich um und schloss die Tür hinter sich. Lina wachte auf, sie hörte wohl die knarrende Tür. Sie fühlte sich schlecht, sie hatte Angst, was heute früh passieren wird. Wird Jo sie ansprechen? Oder war er es vielleicht doch nicht? Sie will Klarheit. Doch alles was sie im Moment fühlte, waren Schmerzen in ihrem Herz und in ihrer Seele. Sie erinnerte sich an das Gelächter des letzten Schultages und an die Beerdigung ihres Vaters. Das letzte, was sie hörte, waren die Schritte ihrer Mutter. Dann schlief sie wieder ein.
Um 5:45Uhr klingelte ihr Wecker, mit trübem Augenlicht suchte Lina den Knopf, um ihn auszuschalten. Langsam wurde ihr klar, dass sie nun erfahren könnte, wer hinter der Person auf der Toilette steckt. Nur langsam konnte sich Lina dazu zwingen, aus dem Bett zu steigen und sich anzuziehen. Doch sie musste, diesmal musste sie sich dem Leben stellen. Außerdem ist sie viel zu neugierig und angespannt. Schnell lief sie ins Bad, putze sich die Zähne, packte ihre Tasche, verabschiedete sich von ihrer Mutter und lief zum Bahnhof. Nur ganz knapp erwischte sie ihren Zug, setzte sich an ihren Platz neben der Tür und wartete. Sie wartete darauf, endlich in die Klasse zu gehen. Noch nie fühlte Lina so, normalerweise war sie immer kurz vorm Weinen, wenn es um das Eintreten in die Klasse ging.
Endlich kam sie am Bahnhof an, schnell stieg sie aus und ging zur Schule, wieder erklang 'Turning Tables' durch ihre Kopfhörer. Und wieder hatte sie dieselben Gedanken, wie schon Gestern auf dem Nachhauseweg. Je näher sie der Schule kam, desto nervöser wurde sie. Sie erinnerte sich an die Nacht, an ihre Gedanken.
Lina betrat das Schulgelände, schnell hüpfte sie die Eingangstreppen hoch, öffnete die Eingangstür und ging durch den Gang, der zu ihrem Klassenzimmer führt. Als sie ankam, schlug ihr Herz bis zum Hals, sie sah ihre Freundinnen, wie sie an einem Tisch standen. Jo war noch nicht hier, sie wartete und packte in dieser Zeit ihre Hefte und Stifte aus. Als erstes Fach steht Kunst auf dem Stundenplan. Lina liebt Kunst, mit Kunst kann sie ihre Gefühle ausdrücken, ohne doof von der Seite angestarrt zu werden. Es ist, wie eine Flucht in eine andere Welt.
Plötzlich hörte Lina eine dunkle Stimme, sie gleichte der auf der Toilette. Angespannt wartete sie, ob es Jo ist, der gleich in das Klassenzimmer kommt oder ob es jemand ist, den sie nicht kennt.